Griechenland: Zahl der minderjährigen Migranten vervierfacht
Die Zahl der minderjährigen Migranten, die in Griechenland ankommen, hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als vervierfacht, berichtet Save the Children. Über 6.400 Kinder sind dieses Jahr nach Griechenland eingereist, und etwa ein Viertel von ihnen war ohne Familien oder Vormund. Save the Children und der Griechische Flüchtlingsrat fordern die griechischen Behörden auf, jedem unbegleiteten Kind sofort nach der Ankunft einen Vormund zuzuweisen und in den Schutz von Kindern zu investieren.
Zwischen Januar und Juni dieses Jahres erreichten etwa 5.580 minderjährige Migranten die griechischen Inseln im Ägäischen Meer und etwa 830 kamen über Land. Dies stellt eine Zunahme von 400 Prozent im Vergleich zu den 1.280 Kindern dar, die in der ersten Hälfte des Jahres 2023 ankamen. Über 1.500 unbegleitete Minderjährige sind dieses Jahr nach Griechenland gekommen, dreimal so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Prekäre Bedingungen
Fileri Kyriaki, Anwältin des Griechischen Flüchtlingsrats, arbeitet auf der Insel Kos, die mit überfüllten Flüchtlingsunterkünften kämpft. Sie erklärt: „Die Kinder, die nach Griechenland reisen, haben oft Angst und wissen, dass sie während der Reise sterben könnten. Es gibt keine sicheren und legalen Migrationswege. Wenn sie auf Kos ankommen, fehlen medizinische Dienstleistungen, und die bestehenden Strukturen sind für die Bedürfnisse der Kinder unzureichend.“
In den geschlossenen Flüchtlingszentren warten unbegleitete Minderjährige oft zwei bis drei Wochen in einer „Sicherheitszone“, bis sie in ein spezielles Aufnahmezentrum für unbegleitete Minderjährige gebracht werden. Kyriaki beschreibt die Zustände: „Stellen Sie sich vor, ein unbegleitetes Kind trägt immer noch die nassen Kleider von der Bootsüberfahrt, wenn es in der Sicherheitszone ankommt. Es gibt dort nichts zu tun, keine Aktivitäten, es gleicht einem Gefängnis, umgeben von Stacheldraht.“
Besorgt über EU-Politik
Save the Children und der Griechische Flüchtlingsrat berichten, dass die meisten Asylanträge von unbegleiteten Minderjährigen im letzten Jahr abgelehnt wurden, was sie ohne legale Dokumente zurücklässt und sie anfällig für Missbrauch und Ausbeutung macht. Mit dem neuen EU-Migrations- und Asylpakt befürchten sie eine Verschlechterung der Bedingungen.
„Die Bedingungen für alleinreisende Kinder in Griechenland erfordern dringende Aufmerksamkeit, und der neue EU-Pakt könnte die Situation weiter verschlechtern“, sagte Willy Bergogné, EU-Direktor von Save the Children Europa. „Jedes Kind verdient Sicherheit und Würde bei seiner Ankunft. Die griechischen Behörden und die EU müssen sich für effektiven Schutz und bessere Lebensbedingungen einsetzen. Der Mittelmeerraum darf nicht weiter ein Friedhof für Kinder sein. Es müssen sichere und zugängliche Wege nach Europa geschaffen werden, um ihnen eine sichere Passage zu gewährleisten.“
Save the Children und der Griechische Flüchtlingsrat fordern die griechischen Behörden auf, jedem unbegleiteten Kind ab dem ersten Tag der Ankunft einen Vormund und hierfür auch ausreichend finanzielle Mittel zu Verfügung zu stellen. Sie drängen auch darauf, die Lebensbedingungen in den Aufnhamezentren zu verbessern, einschließlich regelmäßiger Reinigugnen und der Bereitstellung von Freizeitgeräten. Eine schnelle Reaktion auf hygienische Bedingungen ist unerlässlich, um Gesundheitsrisiken wie häufige Krätzeausbrüche zu reduzieren, so die Forderungen von Save the Children.
(diverse – rp)
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