Irak: Christen sind weiter aktiv
„Wir sind wie ein Olivenbaum: Egal, was mit uns passiert, sie können alles abschneiden, aber am Ende sind wir hier, wir bleiben hier ... und als Kirche tun wir alles, um ein Zeichen der Hoffnung zu setzen, um den (irakischen Christen) zu helfen, hier in diesem Land zu bleiben", sagte Erzbischof Nizar Semaan von der syrisch-katholischen Eparchie Hadiab-Erbil bei einem Webinar des katholischen Hilfswerks „Kirche in Not" das am 3. Juli veranstaltet wurde. Dort äußerte sich auch Erzbischof Bashar Warda von der chaldäischen Erzdiözese Erbil im Irak zur Lage der Christen: „Die Menschen hängen sehr an der Kirche. Sie ist ein Bezugspunkt für alles."
Die syrisch-katholische und die chaldäisch-katholische Kirche, jeweils mit ihrer eigenen Liturgie und Hierarchie, sind zwei der 23 katholischen Ostkirchen sui iuris, die zusammen mit der römisch-katholischen Kirche Teil der katholischen Weltkirche sind.
Christen in der Minderheit - 2014 IS-Attacke
Im Irak, wo etwa 98 Prozent der Bevölkerung Muslime sind, gibt es seit etwa 2.000 Jahren christliche Gemeinden, die vom Apostel Thomas und seinen Jüngern evangelisiert wurden. Die Minderheit hat es nicht leicht: Während des Webinars erinnerten Erzbischof Semaan und Erzbischof Warda an die verheerende Angriffswelle im Jahr 2014, von Kämpfern der Gruppe Islamischer Staat (IS) bei der sie Mossul und die umliegenden Ninive-Ebenen einnahmen. Christen und Jesiden flohen in Richtung Erbil, der Hauptstadt von Irakisch-Kurdistan. Tausende jesidische Frauen und Mädchen wurden von IS-Kämpfern sexuell versklavt.
Der Irak erklärte 2017 den Sieg über den IS, und die chaldäische und die syrisch-katholische Kirche - die vertriebene Minderheiten während der Angriffe mit wichtiger humanitärer Hilfe versorgten - sind Teil der laufenden Bemühungen um die Wiederherstellung der christlichen Gemeinden in der Ninive-Ebene und der Kirche insgesamt im Irak. Aufgrund der Christen-Verfolgung ist ihre Zahl im Irak von geschätzten 1,4 Millionen im Jahr 2003 auf heute etwa 250.000 zurückgegangen.
Nahost-Konflikt sorgt
Erzbischof Warda sagte, dass der Krieg zwischen Israel und der Hamas, der sich nun schon im achten Monat befindet, „die ganze Region beunruhigt" habe, einschließlich der irakischen Christen, die befürchten, dass bei einer Ausweitung des Konflikts „Christen zur Zielscheibe werden oder Kollateralschäden entstehen".
Erzbischof Semaan sagte, dass der Irak zwar nun „ein wenig Stabilität" habe, dem IS gehe es aber nicht nur um „eine Armee, sondern um eine Ideologie", deren Mentalität - die religiöse Vielfalt ablehnt - durch Bildung bekämpft werden müsse. Es sei wichtig, dass den Menschen eine Atmosphäre des „Friedens und des Respekts" ermöglicht werde.
Um den Christen zu helfen, im Irak zu bleiben, betonte er auch die Notwendigkeit, eine nationale Verfassung zu entwickeln, die „auf den Menschen und nicht auf der Religion basiert".
Die Vision friedlicher Koexistenz
Erzbischof Warda, der 2015 die Katholische Universität in Erbil gründete, wies darauf hin, dass seine Erzdiözese mit Unterstützung von „Kirche in Not" inmitten der massiven Vertreibung durch die IS-Angriffe von 2014 „sofort acht Schulen" eingerichtet habe, und sagte, dass die Bereitstellung von Bildung entscheidend sei, um ein Engagement zu zeigen.
Er sagte auch, dass es zwar „keinen Zweifel" an einem gemeinsamen Wunsch nach „Koexistenz" zwischen Christen und „der Mehrheit der Muslime" gebe, dass aber das Fehlen jeglicher Entschuldigung von muslimischen Führern und Gelehrten bei den Opfern des IS für Gräueltaten, die „im Namen Allahs" begangen wurden, beunruhigend sei, zumal sich die meisten irakischen Muslime vom IS distanzierten. Es müsse mehr getan werden, um sicherzustellen, dass die religiöse Toleranz in der irakischen Gesellschaft auf breiter Basis gefördert werde, so Erzbischof Warda.
„Als Christen wollen wir einfach in Frieden leben, zusammenleben [und] auch das, was wir haben, mit anderen Menschen teilen", sagte Erbischof Semaan. „Wir wollen keine geschlossene Kirche oder eine geschlossene christliche Gemeinschaft oder geschlossene Dörfer. ... Man muss mit den Menschen kommunizieren, mit seinem Nachbarn."
Historischer Papstbesuch
Der „bemerkenswerte" Besuch von Papst Franziskus im Jahr 2021 im Irak habe dazu beigetragen, die Sichtbarkeit der Christen im Land zu erhöhen, was zu einer umfangreichen Medienberichterstattung führte und „einen wirklich großen Unterschied" machte, betonte Erzbischof Warda.
(ucanews - sst)
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