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Premierminister Christoph Luxon Premierminister Christoph Luxon  (2024 Getty Images)

Neuseeland: Großes Entsetzen nach Missbrauchsbericht

Schlimme Misshandlungen und Missbrauch Schutzbedürftiger erschüttert die Öffentlichkeit in Neuseeland. Ein Bericht zeigt das jahrzehntelange Ausmaß: rund 200.000 Kinder wurden missbraucht. Der Premierminister kündigt Aufklärung und Zahlungen in Millionenhöhe an, sowie eine öffentliche Entschuldigung.

Die neuseeländische Regierung hat sich nach einem Expertenbericht über das Ausmaß der Misshandlung Schutzbefohlener in öffentlichen Einrichtungen schockiert gezeigt und eine finanzielle Entschädigung angekündigt. Laut dem am Mittwoch vorgestellten Bericht der Royal Commission of Inquiry wurden in den vergangenen 70 Jahren seit 1950 in staatlichen und religiösen Pflegeeinrichtungen rund 200.000 Kinder, Jugendliche und schutzbedürftige Erwachsene Opfer körperlicher und sexueller Gewalt.

Vergewaltigungen, Sterilisation und Elektroschocks

Somit habe in Pflegeeinrichtungen fast jeder Dritte zwischen 1950 und 2019 irgendeine Form von Missbrauch erlitten, informiert der Bericht. Darunter Vergewaltigungen, Sterilisation und Elektroschocks, die in den 1970er Jahren ihren Höhepunkt erreicht hätten. Besonders häufig betroffen waren demnach Angehörige der indigenen Maori-Minderheit sowie Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen.

„Es ist eine nationale Schande, dass Hunderttausende von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in der Obhut des Staates und religiöser Einrichtungen missbraucht und vernachlässigt wurden“

Entschädigung in Milliardenhöhe erwartet

„Dies ist ein dunkler und trauriger Tag in der Geschichte Neuseelands als Gesellschaft und als Staat. Wir hätten es besser machen sollen, und ich bin entschlossen, dass wir das tun werden“, erklärte Premierminister Christopher Luxon bei einer Pressekonferenz. Er rechne mit Entschädigungszahlungen in Höhe von mehreren Milliarden neuseeländischen Dollar. Zudem kündigte Luxon für den 12. November eine offizielle Entschuldigung an.

Nationale Schande

Dem Bericht zufolge versuchten zivile und religiöse Verantwortliche immer wieder, die Übergriffe zu vertuschen, indem sie die Täter an andere Orte brachten und Schuld leugneten. Viele Opfer seien gestorben, bevor ihnen Gerechtigkeit widerfuhr. „Es ist eine nationale Schande, dass Hunderttausende von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in der Obhut des Staates und religiöser Einrichtungen missbraucht und vernachlässigt wurden“, urteilt die Kommission.

Der Bericht listet 138 Empfehlungen auf, darunter auch die Forderung nach einer öffentlichen Entschuldigung seitens der neuseeländischen Regierung sowie des Papstes und des Erzbischofs von Canterbury – den Oberhäuptern der katholischen und anglikanischen Kirche. Luxon sicherte zur Regelung der Wiedergutmachung Gespräche mit Überlebendengruppen zu.

(kna-schw)

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24. Juli 2024, 15:56