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Eine anglikanische Gemeinschaft bei einem Gottesdienst für die LGBT-Gemeinde Eine anglikanische Gemeinschaft bei einem Gottesdienst für die LGBT-Gemeinde  (AFP or licensors)

New York: Synode der anglikanischen Kirche tagte

Vom 5. bis zum 9. Juli 2024 haben sich Vertreter der anglikanischen Kirche zu ihrer Synode in New York getroffen. Thema waren unter anderem Missbrauch und Prävention, der Umgang mit Homosexuellen, Lebensschutz, Vertrauensverluste und Armut.

Zum Thema Armut legte der Erzdiakon von Sheffield, Malcolm Chamberlain, laut dem katholischen italienischen Pressedienst „Sir" einen Antrag vor, in dem er die Bischöfe aufforderte, bei der britischen Regierung zu intervenieren, damit die den Ärmsten gewährten Subventionen überprüft werden. „Großbritannien ist nicht so arm, dass es nicht in der Lage wäre, für seine schwächsten Bürger zu sorgen", sagte Chamberlain vor der Synode. 

„Großbritannien ist nicht so arm, dass es nicht in der Lage wäre, für seine schwächsten Bürger zu sorgen“

Behinderung und Lebensschutz

Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, Primas der anglikanischen Kirche, meldete sich in einer Debatte über einen Antrag zu Wort, in dem Kirchengemeinden und Diözesen aufgefordert werden, Paare, die ein behindertes Kind erwarten, stärker zu unterstützen. Der Erzbischof ist selbst Vater einer Tochter, Ellie, 32, die an Dyspraxie leidet, einer chronischen Erkrankung, die zu motorischen Schwierigkeiten führt. In seiner Rede vor der Synode erklärte Welby, dass er und seine Frau zu einer Abtreibung ermutigt wurden, als bei Tests die Behinderung des kleinen Mädchens festgestellt wurde. „Es wurde viel Druck ausgeübt, um uns zur Abtreibung zu bewegen", erklärte er. „Die Ärzte forderten uns auf, die Tests zu machen, die die möglichen Behinderungen des Fötus aufgedeckt und bestätigt hätten, und versuchten, uns zu verstehen zu geben, dass sie von uns erwarteten, dass wir uns im Falle einer Behinderung gegen das Leben entscheiden würden. Sie wiesen uns auch darauf hin, wie teuer es wäre, ein behindertes Kind großzuziehen".

Missbrauch und Kinderschutz

Die anglikanische Kirche hat das „Independent Safeguarding Board" - die Kommission, die den Kinderschutz unabhängig überwachen sollte - aufgelöst. Sie erwägt die Möglichkeit, die Kommission durch zwei von der Hierarchie unabhängige Gremien zu ersetzen: Das erste soll Maßnahmen zur Missbrauchsbekämpfung einführen und betreuen, das zweite die Arbeit des ersten Gremiums beaufsichtigen.

Strittiges Thema: Umgang mit Homosexuellen

Ein hochaktuelles und strittiges Thema, mit dem sich die Synode trotz unterschiedlicher Auffassungen befassen wollte, war das Thema Homosequalität. Gleichgeschlechtliche Ehen wurden im Jahr 2014 im Vereinigten Königreich legalisiert. Was eine Liturgie für feste gleichgeschlechtliche Paare betrifft, so sprachen sich 22 Bischöfe dafür und 12 dagegen aus; 99 Pfarrer waren dafür und 88 dagegen, und 95 Laien waren dafür und 91 dagegen. So beschloss die Versammlung, diese ab 2025 für einen Zeitraum von drei Jahren versuchsweise einzuführen, wobei jedoch kein anglikanischer Pfarrer verpflichtet sein wird, solche Liturgien zu zelebrieren.

Darüber hinaus wurde beschlossen, Schritte für sogenannte „Gebete der Liebe und des Glaubens" zu unternehmen, d. h. Ad-hoc-Zeremonien zur Feier stabiler gleichgeschlechtlicher Paare, die nach britischem Recht zivilrechtlich vereint sind. Bislang können homosexuelle Priester der anglikanischen Kirche an zivilen Eheschließungen teilnehmen, solange sie zölibatär bleiben. Die Synode beschloss daher, die Ausarbeitung eines Berichts zu genehmigen, in dem die Möglichkeit untersucht wird, dass homosexuelle Pfarrer homosexuelle Lebensgefährten heiraten können, unabhängig davon, ob sie Laien sind oder nicht. Dieses Thema wird im kommenden Februar erneut auf die Tagesordnung der Synode gesetzt. Wie früher schon beim umstrittenen Thema Frauenordination hat die anglikanische Synode zudem beschlossen, Bischöfe zu ernennen, die sich speziell um das Thema Homosexualität und homosexuelle Gläubige kümmern sollen. Die führenden Vertreter der anglikanischen Kirche, insbesondere der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, und der Erzbischof von York, Stephen Cottrell, baten alle, trotz unterschiedlicher Ansichten die Einheit der Kirche nicht zu zerstören. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die anglikanische Kirche ohne eine der ihr angehörende Gruppen auskommt, ohne dass sie alle ihre Gläubigen durch Integration und Gerechtigkeit, die in der heiligen Nachfolge Christi gelebt werden, wirksam erreichen kann", erklärte Anglikaner-Primas Welby.

Vertrauensverlust

Der Synode wurde auch ein Bericht über Vertrauen und Vertrauenswürdigkeit in der anglikanischen Kirche mit dem Titel „Trust and trustworthiness in the Church of England" vorgelegt. Die Autoren des Berichts, der über zwei Jahre hinweg verfasst wurde, beklagen, dass in der anglikanischen Kirche ein Klima des Misstrauens herrsche ,aufgrund der Art und Weise, wie die Kirche selbst mit Problemen wie Rassismus, sexuellem Missbrauch von Minderjährigen und homosexuellen Partnerschaften umgegangen ist, und auch aufgrund einer „exzessiven Nutzung der sozialen Medien, die die Menschen dumm macht".

(sir - sst)

 

 

 

 

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10. Juli 2024, 13:24