Papua-Neuguinea: Stammeskrieg fordert zahlreiche Opfer
In der Provinz Sepik im Norden Papua-Neuguineas sind bei einem eskalierten Stammeskrieg mindestens 26 Menschen, hauptsächlich Frauen und Kinder, ums Leben gekommen. Die Angriffe begannen am 17. Juli und dauerten mehrere Tage an. Die Leichen wurden im Fluss Sepik gefunden, doch die Behörden befürchten eine weitaus höhere Opferzahl, da viele Überlebende in die Wälder geflüchtet sind und ohne jegliche Unterstützung dastehen.
UN-Hochkommissariat warnt vor weiterer Eskalation
Mavis Tito, die Direktorin der Caritas in Papua-Neuguinea, steht in engem Kontakt mit der Diözese Wewak, um die Situation zu überwachen. Sie betont, dass die Polizei vor Ort zwar präsent sei, aber nicht ausreichend, um die Situation zu kontrollieren. „Die Gegend ist schwer zugänglich und die Sicherheitskräfte kamen erst an, als die Gewalt bereits vorbei war“, so Tito. Sie warnt vor einer humanitären Katastrophe, da den Geflüchteten jegliche Hilfsmittel fehlten und selbst temporäre Versorgungszentren ohne Nachschub seien.
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, zeigte sich schockiert über die Gewalt und forderte rasche und transparente Ermittlungen. Er betonte die Notwendigkeit, die Ursachen der Konflikte zu verstehen und zukünftige Gewalt zu verhindern. Laut dem italienischen Missionar Giorgio Licini, Sekretär der katholischen Bischofskonferenz von Papua-Neuguinea und den Salomonen, sind die Konflikte auf den intensiven Wettbewerb um Land und Ressourcen sowie den kulturellen Übergang des Landes zurückzuführen.
Jahrzehntelange Konflikte, verschärft durch Globalisierung
Gegenüber Fides erklärt Giorgio Licini: „Die Konflikte zwischen den indigenen Gruppen, die teilweise erst vor 70 Jahren den ersten Kontakt zur Außenwelt hatten, haben verschiedene Ursachen, hauptsächlich jedoch den intensiven Wettbewerb um Land. Diese Spannungen werden durch Mitglieder der Gruppen, die in die Städte gezogen sind und dort Geschäfte aufgebaut haben, verstärkt. Sie finanzieren Waffen oder bezahlen Söldner, um ihre Interessen zu verteidigen.“
Die Kämpfe finden oft in abgelegenen, ländlichen oder bewaldeten Gebieten statt, die durch einen hohen Analphabetismus und kulturelle sowie soziale Rückständigkeit gekennzeichnet sind. „In diesen Gebieten herrschen teilweise noch Praktiken wie Hexerei und Hexenjagd auf Frauen“, so Licini. Früher war die Situation zwischen diesen Gruppen stabiler, aber durch Mobilität und Globalisierung sei alles chaotischer geworden. „Wir befinden uns in einer Übergangsphase zwischen der alten Kultur und einer neuen Identität, die jedoch noch nicht gefestigt ist“, betont Licini. Die Ursachen der Gewalt liegen also in diesem Prozess des kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Wandels, der die gesamte Nation betrifft.
Die Provinz Sepik ist nicht die einzige Region, die von solchen Gewaltausbrüchen betroffen ist. Erst vor wenigen Monaten erschütterten ähnliche Stammeskonflikte die Provinz Enga im Zentrum des Landes. Der Anstieg der Gewalt wird durch den vermehrten Einsatz von Schusswaffen und die wachsende Bevölkerung, die seit 1980 mehr als doppelt so groß geworden ist, begünstigt. Dies erhöht den Druck auf Ressourcen und Land und verschärft alte Rivalitäten. Die bevorstehende Reise von Papst Franziskus nach Papua-Neuguinea und Südostasien, die bislang längste Reise seines Pontifikats, wirft ein zusätzliches Schlaglicht auf die Krisensituation im Land.
(asianews / fides – rp)
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