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Kardinal Hollerich bei einer Pressekonferenz Kardinal Hollerich bei einer Pressekonferenz 

Kardinal Hollerich: Ministrantinnen sollen sich in der Kirche wohlfühlen

Der Ministrantendienst steht Jungen und Mädchen gleichermaßen offen. Es sei jedoch besonders wichtig, dass sich die jungen Mädchen in ihrem Dienst wertgeschätzt und in der Kirche nicht diskriminiert fühlten. Das betonte im Gespräch mit Radio Vatikan Kardinal Jean-Claude Hollerich, der Vorsitzende des Internationalen Ministrantenbundes CIM. Er stellte auch in Aussicht, dass die Wallfahrt wieder alle vier Jahre stattfinden könnte.

Wer in diesen Stunden durch Rom läuft, begegnet immer wieder großen Gruppen von jungen Leuten, die mit ihren charakteristischen Strohhüten auffallen. Es handelt sich um einige der insgesamt 50.000 Ministranten, die sich für die große Wallfahrt in die Ewige Stadt angemeldet haben. Einzelheiten zum Programm wurden an diesem Montag bei einer Pressekonferenz in Rom erläutert.

Den Dienst der Ministranten in ihren Heimatgemeinden könne man nicht hoch genug einschätzen, betonte der Luxemburger Kardinal Hollerich, der dem internationalen Ministrantenbund CIM vorsteht und die Wallfahrt vorstellte, im Vorfeld der Pressekonferenz gegenüber Radio Vatikan. 

„Ministrantenseelsorge ist Seelsorge der Kinder und der Jugendlichen. Es ist verbunden vor allem mit der Messfeier, mit der Eucharistie. Es ist verbunden mit dem Sakrament der Taufe, von dem die Ministranten aus ihren Dienst antreten. Und wie wichtig das ist, sieht man auch gerade in säkularisierten Ländern“, sagte Kardinal Hollerich uns.

Dienst der Ministranten großer Gewinn

Wie sehr eine freie und unbefangene Ausübung des Glaubens in den säkularisierten Gesellschaften mittlerweile unter Druck gerät, hat erst jüngst wieder die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele gezeigt, bei der am vergangenen Freitag eine Transgender-Parodie, die augenscheinlich das Letzte Abendmahl von Leonardo Da Vinci betraf, für heftige Reaktionen gesorgt hat. Auch Ministranten müssten sich wegen ihres Dienstes immer wieder mit negativen Rückmeldungen aus ihrem Umfeld auseinandersetzen, die bis zu „Mobbing“ gingen, beklagte Kardinal Hollerich:

„Wir sind ja eine stark säkularisierte Gesellschaft. In manchen Dörfern ist es sehr schwer, noch Ministrantinnen und Ministranten zu finden. Die Eltern sind oft nicht mehr bereit, die Kinder zum Gottesdienst zu fahren, wenn sie aus einem anderen Dorf kommen. Oder die Kinder, deren Eltern geschieden sind, die das Wochenende nicht an demselben Ort verbringen. Also die moderne Welt stellt viele Herausforderungen an das Ministrantensein. Und deshalb müssen wir schauen, dass die Ministranten sich in der Kirche wohlfühlen, dass sie diesen Dienst gerne machen und dass sie in diesem Dienst auch in ihrem Glauben wachsen können.“

Junge Damen, die durchhalten und zusammenbringen

Schließlich sei der Altardienst der jungen Menschen überhaupt ein unermesslicher Gewinn für die Kirche und die Liturgie insgesamt, würdigte der Kardinal diesen Einsatz. Dies gelte gleichermaßen für Jungen wie Mädchen, da der Ministranten-Dienst ja aus der Taufe erwachse, so Hollerich:

„Und die Taufe macht ja keinen Unterschied zwischen Männlein und Weiblein. Das Engagement von der Taufe ist genau dasselbe für Jungen und Mädchen, für Frauen und Männer. Und eigentlich sehe ich das auch bei uns in Luxemburg, dass die tragenden Leute Frauen sind. Es sind sozusagen die jungen Damen, die sehr oft durchhalten, die andere zusammenbringen. Man sieht bei den Ministrantinnen, dass es ohne die Frauen in der Kirche überhaupt nicht gehen würde. Und ich möchte auch gerade, dass diese Mädchen, dass diese jungen Frauen, sich wohlfühlen, dass sie merken, dass sie nicht diskriminiert sind - das Herz Christi schlägt ja sowieso für sie - aber dass auch das Herz der Kirche für sie schlägt. Für mich ist das sehr, sehr wichtig.“

„Die Taufe macht ja keinen Unterschied zwischen Männlein und Weiblein“

Deutliche Worte des CIM-Vorsitzenden, der bis vergangenes Jahr auch der Europäischen Bischofskommission COMECE vorstand – insbesondere angesichts der Tatsache, dass manche Pfarrer immer noch nicht gerne Ministrantinnen beim Altardienst sehen. 2018 fand die letzte Mini-Wallfahrt statt, dann kam Corona dazwischen - doch Kardinal Hollerich würde es begrüßen, wieder zum alten, enger getakteteren Rhythmus für das Jugendgroßereignis zurückzukehren:

„Ich glaube, der Vierjahresrhythmus ist sehr gut", betonte der CIM-Vorsitzende. Nach Corona sei auch der Weltjugendtag dazwischen gekommen, wolle man doch keine „Konkurrenzveranstaltung" zu dem internationalen Jugendtreffen darstellen, so dass nun erst 2024 die große aktuelle Wallfahrt stattfinde. Das gewählte Thema solle jeden Ministranten einzeln ansprechen, aber auch darüber hinaus ausstrahlen, so der Wunsch des Kardinals:

„Das Thema ist ja ,mit dir‘ - und ,mit dir' ist jetzt erst einmal Gott, ist auch Jesus Christus gemeint, wo ja der direkte Bezug des Ministranten vorhanden ist. Aber ,mit dir‘ geht dann über auf den Freundeskreis der Ministrantinnen und Ministranten. Da soll Gemeinschaft entstehen zwischen den jungen Menschen.“

Starkes Argument gegen Mobbing

Keinesfalls dürfe diese Gemeinschaft jedoch geschlossen bleiben: „Durch das ,mit dir‘, mit Christus, muss ein ,mit dir‘ zu allen Menschen in unserer Gesellschaft kommen. Und besonders für Kinder und Jugendliche ist das wirklich ein Argument gegen Mobbing, dass Ministranten nie bei Mobbing mitmachen dürfen. Dass Ministranten immer an der Seite der Schwächeren, der Schwachen, der Armen stehen. Und wenn wir das während dieser Wallfahrt so verinnerlichen können, und das zusammen mit viel Freude, mit viel Spaß, Freude am Glauben, Glauben feiern, dann können wir den Ministranten und Ministranten wirklich etwas mit auf den Weg geben, das ,mit dir‘. Ich selbst würde am liebsten jeden einzelnen von ihnen kennenlernen. Das geht ja nicht. Ich werde einige Gruppen besuchen, aber ich freue mich auf jede neue Bekanntschaft mit Ministrantinnen und Ministranten auf dieser Wallfahrt.“

(vatican news - cs)

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29. Juli 2024, 14:14