Rom: Mission Solidarität – Hoffnung und Liebe für die Armen
Von Stefanie Bross - Vatikanstadt
Als ich ankomme, wird gerade noch eine kurze Bestandsaufnahme gemacht: Reis mit Pilzen, Pasta mit Tomatensoße, Panini mit Schinken, Bananen und Fruchtsaft. Die blauen Westen werden verteilt. Gleich geht es los. Angelo erklärt einem Mann, der wie aus dem Nichts aufgetaucht ist, dass wir gleich so weit sind. Er verspricht ihm ein Panino – aber erst nach dem Gebet, denn so startet jeder Donnerstagabend für die Associazione Missione Solidarietà (zu Deutsch: Mission Solidarität).
Ursprünge der Mission
Der Soziologe und Professor Angelo Romeo hatte die Idee zu dem Verein und erklärt mir: „Er ist aus einigen Treffen entstanden, die ich vor vielen Jahren veranstaltet habe. Zuerst habe ich alleine angefangen, und mit der Zeit kamen einige meiner Studenten, Freunde und Kollegen als Freiwillige hinzu.“ Mit der Zeit habe sich die Gruppe dann formalisiert.
Vor vielen Jahren hat Angelo als Student den Missionarinnen der Nächstenliebe (auch als Mutter-Teresa-Schwestern bekannt), die ein Haus in der Nähe des Petersdoms haben, geholfen.
Generell würde man in Rom wohl kaum an Hunger sterben. Auf der Internetseite des Vereins finde ich das Zitat von Mutter Teresa, das sich Angelo zu Herzen genommen hat: „Essen geht zu Ende, die Liebe nicht!“
Begegnungen unter der Brücke
Wir sind mittlerweile unter der Brücke angekommen, die sich links vom Petersplatz befindet, kurz vor dem Tunnel. Alte Pfannen liegen herum, Matratzen sind aufeinandergestapelt, leere Dosen rollen uns entgegen. Doch dann strahlende Gesichter. Die Freude ist groß. Als würde man nach langer Zeit Freunde wiedersehen. Die Männer, die hier „wohnen“, nehmen kaum etwas vom Essen an. Nur der Fruchtsaft ist beliebt. Wir plaudern. Plötzlich entdeckt einer der Männer Angelos Mutter, die gerade zu Besuch ist. Er wirft sich ihr um den Hals und küsst sie auf die Wange. Ich bin berührt, wie viel Vertrautheit da ist.
Die Bedeutung von Beständigkeit
Angelo ist, wie er sagt, eines klar geworden: „Die Armen brauchen jemanden an ihrer Seite. Und zwar nicht an ein paar Tagen im Jahr, sondern immer. Nicht nur an Weihnachten oder Ostern. Sie brauchen jemanden, auf den sie zählen können.“ Das macht mich nachdenklich. „Es ist kein Zufall, dass unser Logo Simon von Zyrene zeigt, der Jesus hilft, das Kreuz zu tragen. Wir wollen einander helfen, das Kreuz zu tragen, unser Schicksal zu tragen.“
Der Glaube der Menschen auf der Straße
Wir halten an. Eine sichtlich enttäuschte Frau steht vor ihrem Zelt. Ihre Augen suchen Don Massimo, den Priester, der uns begleitet. Sie bittet ihn, für sie zu beten und sie zu segnen. Es sei nicht einfach für sie, klagt sie uns. Die Besitzer der Geschäfte rund um den Petersplatz wollen sie nicht vor der Tür haben. Touristen setzen sich auf ihre Tasche und lassen leere Eisbecher zurück. Sie wolle hier weg. Dann bittet sie uns, für ihre Familie in Brasilien zu beten und für alle Menschen im Krieg in der Ukraine. Ihr Mitgefühl ist ihr anzusehen. Mich beeindruckt, dass sie in ihrer Situation noch an die anderen denkt und sich sorgt. „Die Armen haben einen einfachen, aber oft viel tieferen Glauben“, flüstert Angelo mir zu, nachdem wir uns von der Dame aus Brasilien verabschiedet haben und unsere Runde um den Petersdom weiterdrehen.
Lebendiges Evangelium
„Diese Mission hat meinem Leben einen Sinn gegeben. Sie hat mir die Möglichkeit gegeben, das Evangelium noch intensiver zu leben.“ Aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Sizilien, war Angelo nie direkt mit Obdachlosigkeit und Armut konfrontiert. Der Anblick von Menschen, die in der Nähe des römischen Zentralbahnhofs Termini aus Mülltonnen aßen, war schockierend und öffnete ihm die Augen für eine Realität, die er zuvor nicht gekannt hatte. Doch diese anfängliche Furcht wandelte sich schnell in Respekt und eine tiefe Wertschätzung für die Menschlichkeit, die er bei den Bedürftigen erlebte. Jeder Mensch habe Zuneigung und Anerkennung verdient.
Gebet als Anfang und Ende
Es ist nur noch eine Pasta übriggeblieben. Ein Mann mit einer Gitarre auf dem Schoß schaut aus einem Zelt heraus und grüßt uns freundlich. Wir ermutigen ihn, für uns zu spielen. Er singt einen selbstgeschriebenen Song. Gänsehautmoment. Ich frage mich, ob es immer so friedlich und harmonisch ist. Wir laufen wieder in Richtung Santo Spirito in Sassia. Dort angekommen, liest Don Massimo das Tagesevangelium und schließt mit einem Gebet für die Armen. Bevor ich mich verabschiede, frage ich Angelo nochmals, was er macht, wenn er sich machtlos gegenüber dem Leid fühlt. Er bekräftigt: „Mit Gebeten können wir alles überwinden.“
Weitere Informationen zum Verein sowie die Möglichkeit zu Spenden findet man auf ihrer Internetseite: https://missionesolidarieta.com/
(vatican news)
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