Südsudan: Neuer Bischof von Bentiu hofft auf Versöhnung
Federico Piana – Vatikanstadt
Bischof Carlassare zeigt sich im Interview mit Vatican News dankbar für die Aufmerksamkeit des Papstes für den Südsudan. Am 4. Juli hatte dieser die neue Diözese Bentiu errichtet und Carlassare zum ersten Bischof dort ernannt.
Neue Diözese erleichtert Pastoral
Das Diözesangebiet von Bentiu liegt teils im Bundesstaat Unity, teils in der autonomen Verwaltungszone Rouen, die vom Stamm der Dinka dominiert ist. Es handelt sich um ein riesiges, heterogenes Gebiet von fast 38.000 Quadratkilometern mit einer Bevölkerung von über einer Million Menschen. Bischof Carlassare ist dankbar dafür, dass mit der neuen Diözese ein Teil des bislang zur Diözese Malakal gehörigen Gebietes abgetrennt wurde:
„Ich bin wirklich dankbar und freue mich für die Menschen hier, die mit Errichtung der neuen Diözese endlich die notwendige pastorale Aufmerksamkeit erhalten können. Denn die Diözese Malakal war riesig, und es wurde schwierig, wirklich allen Gemeinschaften nahe zu sein und auch, ein einheitliches pastorales Konzept für so verschiedene Gemeinschaften zu haben.“
Es gibt viel aufzubauen
Der italienischstämmige Missionar ist seit fast 20 Jahren im Südsudan tätig und war seit drei Jahren für die Diözese Rumbek zuständig. Im Jahr 2021, kurz vor seiner Bischofsweihe, geriet er in seinem Pfarrhaus in einen Hinterhalt und wurde durch Schüsse an den Beinen verletzt. Durch den Anschlag ließ es sich von seiner Mission aber mitnichten abbringen und kehrte nach Genesung direkt zurück zu seinen Aufgaben.
Angesichts der Verwüstungen während des Bürgerkrieges, mit Gewalt, Flucht und Armut, gebe es im Südsudan viel zu tun, sagt der Bischof gegenüber Vatican News:
„Denn der ethnische Konflikt der letzten Jahre hat Bentiu besonders verletzt. Aber die Menschen sind stark, sie haben den Glauben, sie haben eine große Glaubensgeschichte. Für mich wird es eine anspruchsvolle Aufgabe sein, aber sie wird mein Leben und mich als Comboni-Missionar bereichern.“
Ansteckende Evangelisierung
Der Bischof gibt Einblick in die jüngere Geschichte der Evangelisierung in Bentiu, die auch durch den Bürgerkrieg beeinflusst ist. Der Bürgerkrieg habe viele Menschen gezwungen, aus ihren Gebieten zu fliehen, so Carlassare:
„Sie waren gezwungen, in die Stadt zu gehen, wo sie das Evangelium kennenlernten. Als diese Männer und Frauen in ihre Gemeinden zurückkehrten, brachten sie Menschen in Armut und Konflikten zusammen und gaben ihnen die Gelegenheit, sich mit den Lehren Jesu auseinanderzusetzen. So haben sich seit den 1990er Jahren bis heute die Bekehrungen vervielfacht, und es sind zahlreiche christliche Gemeinden entstanden, die von kompetenten Katecheten geleitet werden. Auch wenn die Zahl der Priester in diesem Gebiet schon immer gering war, sind die Gemeinden dank des Engagements vieler Laien lebendig.“
Riesige Gebiete
Die Zahl der Katholiken in der neuen Diözese sei im Verhältnis zur Einwohnerzahl „ziemlich hoch“, so Bischof Carlassare. Von fast 1,2 Millionen Einwohnern gibt es 600.000 Katholiken. Es gebe sieben Pfarreien, die ein sehr großes Gebiet umfassten: Drei davon seien im Gebiet des Dinka-Stammes und vier davon im Gebiet des Nuer-Stammes gelegen. Insgesamt gebe es derzeit sieben Diözesanpriester und zehn Seminaristen, außerdem zwei Kapuziner-Missionare aus der polnischen Provinz und drei Combonianer.
„Von weiblichen Ordensgemeinschaften haben wir derzeit leider keine Mitglieder vor Ort“, räumt Carlassare weiter ein. „Das wird sehr wichtig sein; wir brauchen mehr Priester und mehr weibliche und männliche Mitglieder von Ordensgemeinschaften, die sich in den Dienst dieser Kirche stellen, an die Seite der Katechisten, die insgesamt mehr als 600 sind.“
Da es sich um eine neue Diözese handele, müsse man nun zunächst ganz von vorne damit anfangen, sich einen Überblick zu verschaffen, erste Versammlungen einzuberufen und Strukturen zu schaffen, gibt der Bischof des eben aus der Taufe gehobenen Bistums zu bedenken.
Versöhnung als vorrangige Herausforderung
Krieg und ethnische Auseinandersetzungen - insbesondere zwischen den Ethnien der Nuer und der Dinka - haben im Südsudan zu gesellschaftlichen Spaltungen geführt. Eine Ursache dafür sei die schlechte Regierungsführung und die Unfähigkeit, Frieden und Entwicklung zu sichern, so Bischof Carlassare.
„Die Wunden der letzten Jahren haben Traumata hinterlassen und zu Feindschaften zwischen den Gemeinschaften (der Dinka und Nuer, Anm.) geführt, die überwunden werden müssen. An Versöhnung zu glauben ist möglich, es ist eine Herausforderung für alle. Sowohl die Dinka als auch die Nuer fühlen sich als Opfer und ungerecht behandelt. Die Frage ist, wie wir diese Narrative überwinden und zum Motor von Versöhnung werden können, für eine bessere Zukunft für alle, wo es Entwicklung und ein würdiges Leben für alle gibt.“
(vatican news – pr)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.