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Kardinal Luis Antonio Tagle bei der Abschlussmesse des Nationalen Eucharistischen Kongresses in Indianapolis Kardinal Luis Antonio Tagle bei der Abschlussmesse des Nationalen Eucharistischen Kongresses in Indianapolis 

Kardinal Tagle in den USA: Jesus mit den Müden und Bedürftigen teilen

Zehntausende Menschen waren auf Einladung der katholischen US-Bischöfe nach Indianapolis gekommen, um dort am Nationalen Eucharistischen Kongress teilzunehmen. Im Lucas Oil Stadium der Stadt zelebrierte der Propräfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung, Kardinal Luis Antonio Tagle, als Papstvertreter am Sonntag die Abschlussmesse. Dabei rief er die Teilnehmer dazu auf, über den Horizont von Erfolg und Profit hinauszugehen und Jesus mit den anderen zu teilen.

„Bevor ich hierherkam, fragte ich den Heiligen Vater, ob er eine Botschaft für Sie hätte. Er sagte: ,Bekehrung zur Eucharistie‘“: das legte Kardinal Luis Antonio Tagle in seiner Predigt zum Abschluss des Nationalen Eucharistischen Kongresses in den Vereinigten Staaten den Teilnehmern ans Herz. Franziskus habe in seinem Beauftragungsschreiben an ihn die Hoffnung ausgedrückt, dass die Anwesenden „sich der universellen Gaben, die sie durch die himmlische Nahrung erhalten, voll bewusst sind und diese an andere weitergeben”.

Es gelte, über die Verbindung zwischen eucharistischer Bekehrung und missionarischer Bekehrung nachzudenken, da auf den Kongress auch „die Aussendung von eucharistischen Missionaren folgen“ werde, so die Anmerkung des Kardinals.

Künstliche Beziehungen

Unter dem Stichwort „Mission und Gabe“ unterstrich er, dass Christus im Evangelium „ein tiefes Bewusstsein“ dafür an den Tag lege, „dass er vom Vater gesandt ist“, „gesandt, um gegeben zu werden“. Der Missionar sei „ein Geschenk“, und vielleicht, so Kardinal Tagle, „ist der Mangel an missionarischem Eifer zum Teil darauf zurückzuführen, dass die Wertschätzung der Gaben und der Unentgeltlichkeit nachlässt“. Doch wenn dieser Horizont schwinde, „wenn unser Horizont nur noch der des Erfolgs und des Gewinns ist, bleibt kein Raum mehr, um Geschenke zu sehen und zu empfangen“. Manche Menschen zögen es vor, „sich mit ‚Freunden‘ oder ‚Dates‘ zu verbinden, die von künstlicher Intelligenz erzeugt werden, weil sie in Menschen aus Fleisch und Blut keine Geschenke sehen“.

Lassen wir uns nicht entmutigen

Jesus sei „entweder ein Geschenk oder ein Problem“, fuhr der philippinische Kardinal fort. Als er den Jüngern gesagt habe, dass ihn zu empfangen bedeute, „erstens an ihn zu glauben und zweitens sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken“, „begannen sie zu zweifeln“ und viele verließen ihn. In diesem Zusammenhang zog der vatikanische Evangelisierungsverantwortliche eine Parallele zur heutigen Kirche: „Ist es möglich, dass wir Jünger dazu beitragen, dass andere sich von Jesus abwenden“, dass sie sich „vom Glauben“ abwenden, so die schonungslose Frage des Kardinals. Es gelte, sich darüber klar zu werden, ob die Pfarrgemeinden noch eine „Erfahrung von Nähe und Zuwendung zu Jesus“ böten: „Sind unsere Familien noch die wichtigsten Erzieher und Vermittler des Glaubens? Fühlen sich junge Menschen auf ihrer Suche nach Jesus gehört und verstanden?“ Es müsse viel mehr sichergestellt werden, dass viele der so genannten „Verborgenen“ - die Armen, die Migranten, die älteren Menschen, die Obdachlosen, die Eingeborenen, sich nicht als Außenseiter, sondern als Teil der Kirchengemeinschaft fühlten.

Jesus drängt sich niemandem auf

Anschließend kam Kardinal Tagle in seiner Predigt auf „eucharistische Missionare“ zu sprechen. Dabei erinnerte er an den Moment, als Jesus die Apostel fragte, ob sie ihn auch verlassen wollen. „Ich hoffe“, so die Hoffnung des Kardinals, „dass wir wie Petrus antworten können: ,Ich bleibe bei dir. Wir weigern uns, fern von deiner Gegenwart zu leben‘“. Doch dies dürften „keine leeren Worte sein“, so der Kardinal. „Wie der heilige Petrus müssen wir mit Überzeugung glauben. Jesus drängt sich niemandem auf. Er appelliert an unsere innere Freiheit“. Es sei nötig, hinauszugehen und „die zärtliche Liebe Jesu“ mit den Müden und mit denen, die Mitgefühl brauchten, zu teilen, so die Aufforderung des Propräfekten.

„Wenn die Messe vorbei ist, geht!“

Zum Schluss seiner Predigt berichtete Kardinal Tagle noch von einer eigenen Erfahrung. Als Pfarrer sei ihm eine Frau aufgefallen, die „der Kirche außerordentlich treu ergeben“ war, die sonntags früh kam, um bei allen Messen und anderen Aktivitäten zu helfen, und erst nach Hause ging, wenn die Kirche gereinigt und die Türen geschlossen worden waren. Eines Tages, so erinnerte er sich, „dankte ich ihr für ihre Hingabe und dankte ihrer Familie, dass sie ihr diesen Dienst ermöglichte. Ihre Antwort überraschte mich: ,Vater, machen Sie sich keine Sorgen um meine Familie. Ich bleibe hier in der Kirche und besuche alle Messen, weil ich meinen Mann und meine Kinder nicht sehen möchte. Ich wünschte, jeder Tag wäre ein Sonntag, damit ich meiner Familie aus dem Weg gehen könnte‘.“

„Liebe Freunde“, so die Schlussfolgerung des Kardinals, „wenn der Priester oder Diakon sagt: ,Die Messe ist vorbei. Geht in Frieden', dann geht bitte! Geht! Was ihr gehört, berührt und geschmeckt habt, müsst ihr mit anderen teilen“, für „das Leben der Welt.“

(vatican news - cs)

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22. Juli 2024, 10:44