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Blick auf Jerusalem vom Ölberg Blick auf Jerusalem vom Ölberg   (AFP or licensors)

Maria Himmelfahrt im Heiligen Land: Friedensgebete

Der 15. August ist für Christen kein Feiertag wie andere. Die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel ist seit ungefähr siebzig Jahren ein Dogma der katholischen Kirche. Auch die Christen im Heiligen Land feiern dies besonders. Aufgrund des Krieges wird dieses Jahr aber alles etwas gedämpfter sein und wird speziell für Frieden gebetet werden, sagt Pater Claudio Bottini.

Pater Claudio Bottini ist emeritierter Professor für Archäologie und Bibelwissenschaften des Studium Biblicum Franciscanum in Jerusalem. Er berichtet dem vatikanischen Pressedienst „Fides", dass Mariä Himmelfahrt eines der bedeutendsten Feste im Heiligen Land ist. 

„Es kommt sofort nach Ostern. Rund um Himmelfahrt gibt es viele Prozessionen und Liturgien, die verdeutlichen, wie wichtig der Feiertag den Gläubigen hier ist. So große Prozessionen, die die Aufmerksamkeit aller auf sich ziehen, gibt es in Jerusalem sonst nur in der Karwoche."

Bottini erinnert zugleich daran, dass nicht alle Christen Mariä Himmelfahrt am 15. August feiern. Dieses Datum gilt für die lateinischen Christen. Orthodoxe Christen jedoch und auch koptische Christen, syrische Christen und armenische Christen folgen dem julianischen Kalender und feiern die Aufnahme Mariens in den Himmel daher zu einem anderen Datum.  

Wie Jerusalem feiert - auch im Krieg

Die Katholiken feiern am 15. die Messe in der Gethsemane-Basilika, die den meisten als Basilika der Nationen bekannt ist (das moderne Bauwerk feiert in diesem Jahr sein hundertjähriges Bestehen). „Dann gehen sie in einer Prozession zur Grabeskirche, steigen in die Krypta hinab und beten mit Liedern und Hymnen“, berichtet der Ordesmann. In der Krypta gibt es eine Nische, in der einige das Grab Mariens identifizieren. „ Früher haben viele islamische Gruppen das Grab besucht, jetzt tun sie es privat. Maria ist auch für sie eine wichtige Figur... und die Nische ist nach Mekka ausgerichtet“.

Auch die Christen der Ostkirchen feiern Himmelfahrt in der Krypta: „Acht Tage lang steigen sie täglich in die Krypta hinab und bringen Kinder, alte Menschen und Behinderte mit. Sie schmücken das Grab mit aromatischen Kräutern wie Basilikum und beten vor der Ikone der Dormitio, die sich normalerweise in der Grabesbasilika befindet. Die Ikone wird feierlich in einer Prozession zum Grab getragen und in einer Prozession wieder an ihren Platz zurückgebracht. Es ist wie ein großes Fest“.

„Werden Mariä Himmelfahrt genauso feiern wie Ostern. Es sind tragische Momente, aber man kann mit größerer Intensität beten“

Ein Fest, das in diesem Jahr wegen des Krieges, der das Heilige Land weiterhin zerreißt, „in einem kleineren Rahmen stattfinden wird. Aber wie in der Vergangenheit wird das Fest stattfinden“, versichert Pater Bottini. „Ich habe so viele Krisen in diesem Land erlebt. Alles geschieht in kleinerem Rahmen, aber es wird nicht abgesagt. Wir werden Mariä Himmelfahrt genauso feiern wie Ostern. Es sind tragische Momente, aber man kann mit größerer Intensität beten."

Bei allen Feierlichkeiten werde, wie immer, für die Rückkehr der Pilger und vor allem für Friedenslösungen gebetet - nicht nur im Heiligen Land, sondern überall auf der Welt.  „Menschen sind zu grausamen Dingen fähig, aber es gibt hier viele Menschen guten Willens, die weiterhin an eine bessere Welt glauben, hoffen und beten. Das ist ein Keim der Hoffnung, der sicherlich aufgehen wird“.

„Menschen sind zu grausamen Dingen fähig, aber es gibt hier viele Menschen guten Willens, die weiterhin an eine bessere Welt glauben, hoffen und beten. Das ist ein Keim der Hoffnung, der sicherlich aufgehen wird“

Ausgrabungen passen zu Überlieferungen

Die Himmelfahrts-Prozessionen, die Ausdruck der Volksfrömmigkeit sind, verbinden zwei Punkte der Stadt - oder besser gesagt zwei Kirchen - miteinander: Die sogenannte Dormitio Virginis auf dem Berg Zion, wo die christliche Gemeinde glaubt, dass die Jungfrau Maria entschlafen ist, und das „Grab Mariens“, das im Friedhofsbereich des Cedron-Tals errichtet wurde, wo nach jüdischer Tradition das Jüngste Gericht stattfinden wird.

„In den 1970er Jahren durchgeführte Ausgrabungen bestätigen die Beschreibung aus Überlieferungen und volkstümlichen Schriften. Diese Ausgrabungen begannen nach einer Überschwemmung, die die Kirche, die an der Stelle errichtet worden war, an der sich der Überlieferung nach das leere Grab der Muttergottes in der Nähe von Gethsemane befand, vollständig überflutete. Die von der Natur verursachten Schäden zwangen die griechisch-orthodoxe und die armenisch-orthodoxe Kirche, die das Heiligtum verwaltet, dazu, alle Aufbauten, die das Grab Marias verbargen, abzubauen und Restaurierungsarbeiten vorzunehmen", berichtet der Ordensmann. 

Das Grab Marias

„Tatsächlich befindet sich das Grab Marias in Gethsemane in einem Friedhofsbereich. Es entspricht sehr der Art der Gräber, die damals in Palästina benutzt wurden, und passt zu den topographischen Daten, die in den verschiedenen Berichten der Entschlafung der Jungfrau Maria angegeben sind, insbesondere mit Blick auf die neue Grabkammer und ihre Lage im Verhältnis zu den anderen. Die Tatsache, dass sie sich in der Nähe des Gartens und der Grotte befindet, in der Jesus zu übernachten pflegte (vgl. Joh 18,2), lässt vermuten, dass der anonyme Jünger, dem das Gelände gehörte, auch Maria dort bestattete. Das Grab, das von den Judenchristen bis zum Ende des 4. Jahrhunderts bewacht und verehrt wurde, als es in die Hände der Heidenchristen überging, wurde von den anderen isoliert und in eine Kirche eingeschlossen."

„Diejenigen, die diese Orte besuchen, spüren etwas Besonderes“

Von den verschiedenen Kirchen, die im Laufe der Jahrhunderte an diesem Ort errichtet wurden, „ist heute nur noch die Krypta übrig, die über eine breite Treppe mit achtundvierzig Stufen zum Grab führt, das sich etwa fünfzehn Meter von der Straße entfernt befindet. Der Schrein, der die Grabkammer mit der noch sichtbaren Felsenbank umschließt, wird durch das von außen einfallende Licht und die Öllampen kaum erhellt. Im Inneren herrscht die typische Atmosphäre orientalischer Kirchen, die durch den starken Geruch von Weihrauch, die vielen Bilder und die vielen Kerzen und Öllampen gekennzeichnet ist", beschreibt der Ordensmann die besondere Atmosphäre des Ortes.

„Diejenigen, die diese Orte besuchen, spüren etwas Besonderes. Wenn ich Kulturschaffende oder Journalisten zu diesen Orten begleite, merken sie, auch wenn sie nicht gläubig sind, dass sie vor etwas Ernstem stehen. Von echten Bekehrungen kann man nicht sprechen, aber sicher von Ehrfurcht“, sagt Bottini.

(fides - sst)

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14. August 2024, 11:29