Indonesien: Kontroverse um Verhütungsmittel für Jugendliche
Wido Supraha, Leiter der Bildungsabteilung der Vereinigung der Islamischen Gemeinschaft, verurteilt die Entscheidung als Versuch, „eine westliche Kultur zu verbreiten“, die nicht zu den traditionellen indonesischen Werten passe. Er kritisiert, dass der Staat sich tolerant gegenüber einvernehmlichen sexuellen Beziehungen zwischen Schulkindern verhalte, solange diese durch Verhütungsmittel geschützt würden.
Pater Vinsensius Darmin Mbula, Vorsitzender des Nationalen Rates für katholische Bildung, fordert stattdessen ein „geeignetes Modell“ der Sexualerziehung. Er warnt, dass die neue Regelung missverstanden werden könnte und Jugendliche denken könnten, dass sexuelle Aktivitäten in Ordnung seien, solange sie Verhütungsmittel nutzen.
Ziel der Regelung und Kritikpunkte
Die Verordnung, die am 2. August veröffentlicht wurde, erlaubt Jugendlichen den Zugang zu Verhütungsmitteln, um Risiken im Zusammenhang mit Geschlechtsverkehr zu minimieren. Die Maßnahme zielt darauf ab, ungewollte Schwangerschaften zu verhindern und sexuell übertragbare Krankheiten wie HIV zu reduzieren.
Abdul Fikri Faqih, stellvertretender Vorsitzender der parlamentarischen Bildungskommission, äußert Bedenken, dass die Regierung hier nicht ausreichend auf Bildung setzt, sondern lediglich Mittel zur Verhütung bereitstellt. Er unterstreicht die Bedeutung einer auf religiösen Normen basierenden Ausbildung über reproduktive Gesundheit.
Die Abgeordnete Netty Prasetiyani Aher fordert eine Überarbeitung der Regelung, um Missverständnisse zu vermeiden und klarzustellen, dass Verhütungsmittel nicht als Freibrief für sexuelle Aktivitäten gelten.
Reaktionen aus dem Gesundheitsministerium
Siti Nadia Tarmizi, Leiterin der Kommunikationsabteilung des Gesundheitsministeriums, stellt klar, dass die Verhütungsmittel nicht für alle Teenager gedacht seien, sondern speziell für „verheiratete Teenager, die eine Schwangerschaft aufschieben“ möchten. Sie weist darauf hin, dass in Indonesien Teenager rechtlich bereits ab 15 Jahren heiraten dürfen.
Die neue Verordnung und die damit verbundenen Reaktionen spiegeln die Spannungen zwischen modernen Gesundheitsansätzen und traditionellen Werten in Indonesien wider. Die Debatte verdeutlicht die Herausforderungen, vor denen das Land steht, wenn es darum geht, zeitgemäße Gesundheitsmaßnahmen zu implementieren, ohne die kulturellen und religiösen Überzeugungen seiner Bevölkerung zu verletzen.
(ucan – mg)
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