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Bischof Paulus Budi Kleden SVD von Ende in Indonesien (rechts, in weiß) am Tag seiner Bischofsweihe mit muslimischen Gästen Bischof Paulus Budi Kleden SVD von Ende in Indonesien (rechts, in weiß) am Tag seiner Bischofsweihe mit muslimischen Gästen  (Paul Budi Kleden)

Indonesien vor dem Papstbesuch: Ein Bischof erzählt

Ganz Indonesien freut sich sehr darüber, dass nach 35 Jahren wieder ein Papst ins Land kommt. Das sagte uns der neue Bischof von Ende auf der Insel Flores, Paulus Budi Kleden. Der Steyler Missionar, zuvor Generalsuperior seines Ordens, hat einen Teil seiner Ausbildung in Österreich absolviert, wir führten das Interview auf Deutsch.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Pater Paulus, Bischof Budi Kleden, Ihre Diözese liegt auf der katholisch geprägten Insel Flores. Papst Franziskus kommt bald nach Indonesien, er bleibt in der Hauptstadt Jakarta. Wie bereiten sich die Gläubigen in Ende auf den Papstbesuch vor?

Bischof Budi Kleden: Wir sind froh, dass der Papst sich entschieden hat, Indonesien zu besuchen. Natürlich hätten wir noch größere Freude, wenn der Papst auch Flores besuchen könnte. Aber wir verstehen, dass er das nicht kann mit seinem Alter. Unsere Leute beten viel in diesen Tagen und wir sprechen auch in den Gemeinden über den Besuch des Papstes. Das ist wirklich sehr im Bewusstsein der Leute. Die Leute freuen sich sehr, dass nach so vielen Jahren wieder ein Papst Indonesien besucht. Und wir wissen, dass der Besuch des Papstes in einem Land immer ein Segen für die ganze Kirche ist.

„Eine Kirche, die demütig sein muss, die nicht so sehr Triumphalismus ist“

Wo liegt die besondere Stärke der katholischen Gläubigen und der katholischen Kirche in Indonesien?

Bischof Budi Kleden: Ich sehe zwei starke Punkte der Kirche Indonesiens. Der erste ist, dass die Kirche Indonesiens sich in einer Umwelt befindet, die stark von anderen Religionen geprägt ist. Eine Kirche, die lernt, mit anderen zusammenzuleben, die lernt, von anderen zu lernen, aber auch Wege zu finden, damit ihre Werte, ihre Botschaft, auch den anderen verkündet werden kann. Eine Kirche, die demütig sein muss, die nicht so sehr Triumphalismus ist, weil sie eine kleine Kirche ist. Trotzdem ist sie eine selbstbewusste Kirche, die weiß, dass sie etwas zu sagen hat. Eine Kirche, die demütig ist und zugleich das Bewusstsein hat, dass sie etwas vermittelt.

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Und die zweite Stärke?

Bischof Budi Kleden: Der zweite Punkt ist, dass die Kirche Indonesiens ganz missionarisch ist. Sie weiß, dass sie als Teil der ganzen Kirche auch eine Verantwortung trägt. Das zeigt sich unter anderem in der Tatsache, dass jetzt viele Ordensleute und Priester aus Indonesien in der ganzen Welt arbeiten. Von meiner Ordensgemeinschaft allein sind es mehr als 500 Steyler Missionare, die in der ganzen Welt arbeiten, in 50 Ländern. Das ist ein Zeichen, das die Kirche gewachsen ist und ihre Verantwortung der ganzen Kirche gegenüber übernimmt und lebt, um mit Menschen in anderen Teilen der Welt den Glauben zu feiern.

„Fratelli tutti und Laudato Si: Diese beiden Dokumente sind ganz, ganz wichtig für die Leute in Indonesien“

Der erste Papst in Indonesien war Paul VI. im Jahr 1970, dann kam 1989 Johannes Paul II. nach Indonesien. Jetzt kommt Franziskus. Welches Bild haben indonesische katholische Gläubige vom Papst an sich, und speziell von Papst Franziskus?

Bischof Budi Kleden: Die indonesischen Katholiken sind, wie auch andere Gläubigen hier in Indonesien, immer sehr respektvoll gegenüber den Autoritäten und jenen, die Verantwortung tragen in der Religion. Die Katholiken in Indonesien haben eine große Achtung vor dem Papst als Leiter der katholischen Kirche. Was Papst Franziskus betrifft, glaube ich, dieser Papst hat eine besondere Stelle in den Herzen der Katholiken in Indonesien, weil er mit seinen Gesten und einfachen Worten den Menschen nahe steht. Er überbringt ihnen die Botschaft der Freundschaft und der Geschwisterlichkeit aller Menschen und spricht über den Schutz der Natur. „Fratelli tutti" und „Laudato Si": Diese beiden Dokumente sind ganz, ganz wichtig für die Leute in Indonesien und dafür schätzen sie Papst Franziskus sehr.

Mehr Freiheit, im Guten wie im Schwierigen

Stichwort Geschwisterlichkeit: Indonesien ist das bevölkerungsreichste muslimisch geprägte Land der Welt. Wie hat sich auf einer religiösen, einer interreligiösen Ebene Indonesien in diesen 35 Jahren seit der letzten Papstvisite geändert? Was ist Ihnen bei Ihrer Rückkehr nach Indonesien als Bischof diesbezüglich aufgefallen?

Bischof Budi Kleden: Vor 35 Jahren war Indonesien noch unter Suharto mit einer Regierung, die alles kontrollierte und den Menschen wenig freien Raum gewährte. Und daher war das Zusammenleben der Gläubigen verschiedener Religionen ziemlich friedlich, aber nicht in Freiheit, wie man sich gewünscht hätte. Heute ist es anders. Die Regierungen geben mehr Freiheit und so gibt es auch mehr Bewegung in religiösen Belangen. Man sieht heute, zum Beispiel auch hier in Flores, mehr Moscheen und mehr Muslime, auch mehr Gläubige anderer Religionen wie Buddhisten und Hinduisten. Aber auch umgekehrt in anderen Teilen des Landes: Es gibt mehr Christen, mehr Kirchen in den Orten, die früher keine hatten. Und an Orten, die von einer bestimmten Religion geprägt sind, leben jetzt auch Menschen anderer Religionen. Das hat damit zu tun, dass mehr Freiheit gegeben ist. 

„Ja, es gibt in verschiedenen Religionen auch Gruppen, die eher fundamentalistisch sind.“

Häufiger hört man von zunehmendem Fundamentalismus unter den Muslimen in Indonesien. Wie steht es damit aus Ihrer Sicht?

Bischof Budi Kleden: Es sind heutzutage mehr Strömungen in verschiedenen Religionen vorhanden, die nicht immer tolerant sind. Ja, es gibt in verschiedenen Religionen auch Gruppen, die eher fundamentalistisch sind. Das sieht man. Aber im Großen und Ganzen meine ich, dass das Zusammenleben der Leute von den Religionen weiterhin friedlich geht.

Wie erleben Sie dieses Miteinander der Religionen persönlich in Indonesien?

Bischof Budi Kleden: Als ich nach hier nach Ende gekommen bin, habe ich stark gespürt, wie dieses Zusammenleben ganz fundamental ist in unserem Land und wie tief es bei unseren Leuten verwurzelt ist in. Bei meiner Bischofsweihe, als ich angekommen bin, wie die Leute mich empfangen haben: die muslimischen Schwestern und Brüder, ihre Leiter, auch Menschen anderer Religionen. Sie haben sich bemüht dabei zu sein, teilzunehmen, mit vorzubereiten. Wir sind wirklich eine Familie hier in Flores, in Ende. Auch wenn wir verschiedenen Religionen angehören. Das ist sehr schön. Und auch wenn jetzt neuere Gruppen auf mehr Fundamentalismus hin orientiert sind, bleibt trotzdem Gott sei Dank, der Grund des Zusammenlebens friedlich.

Sie waren Generalsuperior der Steyler Missionare, als Papst Franziskus Sie zum Bischof ernannt hat. Nun sind Sie – mit Ihrer ganzen Erfahrung als Missionar und Ordensoberer - für eine Ortskirche als Bischof verantwortlich. Nehmen Sie das als etwas sehr anderes wahr?

Bischof Budi Kleden: Ja und nein, würde ich sagen. Ja, es ist etwas anderes, denn vorher, als ich noch in Rom war, hatte ich mit den Steyler Missionaren zu tun, die in über 80 Ländern arbeiten und aus mehr als 70 Ländern kommen. Eine ganz internationale Gemeinschaft und mit einer anderen Sprache, mit einer Spiritualität, die alle verbindet. Als Bischof habe ich eine andere Realität in der Ortskirche mit überwiegend Diözesanpriestern. Ich muss noch lernen und sie kennenlernen. Auch um zu sehen, wie ich die Priester begeistern kann, um an der einen Sache Gottes zu arbeiten, an der Mission, die Gott uns gegeben hat, wirklich teilzunehmen und das mit den Leuten zusammen, das zu fördern unter den Leuten, die verschiedenen Religionen angehören. Aber trotzdem ist es die gleiche Mission. Wir sind alle berufen, die Frohe Botschaft zu verkünden, die Gott uns gegeben hat, dass das er unser Gott ist und dass wir sein Volk sind, dass wir seine Menschen sind. Und dass wir miteinander leben müssen, dass wir einander akzeptieren müssen. Und das ist auch, was die Leute hier immer gelebt haben.

(vatican news – gs)

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30. August 2024, 14:03