Nahost: „Viele Muslime, Christen und Juden sind gegen diesen Hass"
Man habe in den Jahren seit der Gründung des Staates Israel 1948 gute und schwierige Zeiten gehabt, „aber es war möglich, in Frieden zusammenzuleben“, betonte der Geistliche, der derzeit an einer katholischen Tagung namens „Tonalestate 2024“ bei Reggio Emilia teilnimmt.
Momentan sei die Stimmung im Heiligen Land angespannt. „Und auf das, was um uns herum geschieht, können wir nicht einfach reagieren, wir wissen auch nicht, wie es weitergehen wird.“ Eines zeige aber die Erfahrung: „Hass erzeugt Hass. Liebe erzeugt Liebe. Wir unterstützen die Liebe. Und es gibt nicht wenige Araber, Israelis, Muslime, Christen, Drusen, die den Frieden unterstützen, und es gibt ebenso viele Juden, die gegen diesen Hass sind.“
Die gegenseitigen Verletzungen führen nach Beobachtung Jaraisis aber auch zu Verrohungen. „Das Wichtigste, das Heiligste ist das Leben des Menschen. Das Leben ist für uns Gläubige ein Geschenk des Herrn, etwas Heiliges. Um uns herum, im Nahen Osten, scheint es mir, dass diese Würde, diese Heiligkeit des menschlichen Lebens verloren geht.“
Pfadfinder: Erziehung zur Geschwisterlichkeit
Die Arbeit mit den Pfadfindern ist Jaraisi zufolge im Letzten auch eine Erziehung zur Geschwisterlichkeit zwischen Angehörigen aller Gemeinschaften. „Wir hatten unter Arabern, Muslimen und christlichen Arabern, und auch mit Juden mehrere Kurse zusammen, mehrere Lager zusammen, mehrere Anlässe, mehrere Treffen. Und wir haben in Frieden gelebt.“ Die Kurse seien derzeit freilich ausgesetzt. Klar sei aber: Die Pfadfinder und ihre Partner „teilen dieses Leben mit großem Respekt vor der Menschlichkeit, vor der Würde der Person.“
Pfadfinder lebten ein Ideal der Geschwisterlichkeit, „nicht nur in unserem Land, in der ganzen Welt. Wir sind Geschwister“, erläuterte Jaraisi. Die Pfadfinder sprechen einander jeweils als Bruder und Schwester an. „Wenn es diese Atmosphäre des Krieges gibt, diese Atmosphäre des Hasses, wie können wir dann vorankommen? Wir wollen keinen Krieg.“
Eine besondere Verantwortung für den Frieden sieht der Pfadfinder-Verantwortliche bei der eigenen Gemeinschaft, den Christen. „Wir Christen kennen keine Grenzen mit der Vergebung, sonst wären wir keine Christen. Als Christ sehe ich nur den Frieden, die Würde des Menschen und des Lebens. Wer hasst, ist kein Christ."
(vatican news – gs)
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