Luxemburg: Warmlaufen für einen Papst
Einen Tag vor der Ankunft des Papstes in Luxemburg: Was ist dort davon zu merken?
Gefühlt: Wenig bis nichts. Es ist zwar beflaggt mit großen weißgelben Vatikanfahnen, aber nur im allerinnersten Stadtkern, das heißt: Großherzogspalast, Rathaus und Kathedrale, das ist alles in fünf Minuten umschritten, aber es gibt keine aufgeregten Schulklassen, oder Pilger, die seit Tagen nach Luxemburg unterwegs sind, um Papst Franziskus zu sehen und die Muttergottes der Betrübten, die ja in der Kathedrale verehrt wird, und der auch der Papst seine Aufwartung machen wird. In der Kathedrale wird vorbereitet. Kein Zutritt. Davor rollt im Nieselregen der hervorragend organisierte und gratis für alle zugängliche Luxemburger Nahverkehr. Man muss schon mit einzelnen Leuten der katholischen Gemeinden sprechen, um überhaupt zu merken, da kommt ein Papst – da allerdings ist die Freude groß, denn niemand, wirklich niemand hier hätte sich erwartet, dass Franziskus ausgerechnet nach Luxemburg kommt.
In der Tat reist Franziskus ja sonst an die Ränder…
…ja, die Bilder, die wir von vor zwei Wochen noch im Kopf haben, wie der Papst in Osttimor oder Papua-Neuguinea aufgenommen wird, dort an den Rändern der Welt, aus unserer Perspektive - das ist jetzt hier in Luxemburg tatsächlich recht anders. Aber das ist die Diversität der Weltkirche.
Warum verlässt denn Franziskus diesmal die üblichen Pfade seiner Reisepolitik?
Weil er diese Diversität als Kirchenoberhaupt ausloten und begreifen und durchdringen will. Luxemburg und Belgien, das ist auch eine Reise ins Herz Europas. Luxemburg ist der Geburtsort eines der Gründerväter der Europäischen Union, Robert Schuman; ist einer der drei offiziellen Sitze der Europäischen Union und beherbergt den europäischen Gerichtshof, die Europäische Investitionsbank, den Europäischen Rechnungshof, das Generalsekretariat des Europäischen Parlaments und sofort. Und nicht wenige der führenden Köpfe dieser Einrichtungen werden morgen dabei sein, wenn der Papst vor Regierung und Zivilgesellschaft und Diplomaten redet. Also ja, es war der Großherzog von Luxemburg, der den Papst hierher eingeladen hat, und zur allgemeinen Überraschung kommt er tatsächlich – er kommt aber eben auch in eine sehr viel größere Realität, der er etwas zu sagen hat.
Gudrun Sailer ist vor Ort in Luxemburg.
(vatican news - gs)
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