Russland: Deutscher Pfarrer geht unter Druck der Behörden
Ein ranghoher Geistlicher der evangelischen Kirche in St. Petersburg, Pfarrer Michael Schwarzkopf, hat Russland verlassen und ist nach Deutschland zurückgekehrt. Dies teilte seine Kirchengemeinde am Montag mit. Schwarzkopf, der für alle Gemeinden im Nordwesten Russlands verantwortlich war, wurde vergangene Woche festgenommen und erst nach einer Nacht im Polizeigewahrsam freigelassen.
Russischen Medienberichten zufolge haben auch Schwarzkopfs Frau und ihr gemeinsamer Sohn Russland verlassen. Die russischen Behörden warfen dem Pfarrer vor, nicht an der angegebenen Meldeadresse gewohnt zu haben, und leiteten ein Gerichtsverfahren ein. Ihm drohte die Abschiebung. Das deutsche Generalkonsulat in St. Petersburg habe den Fall von Beginn an sehr eng betreut, wie das Außenministerium in Berlin mitteilte.
Erleichterung in der Landeskirche
Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) bestätigte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), dass Schwarzkopf und seine Familie sich wieder in Deutschland aufhalten. „Die Landeskirche ist sehr erleichtert und begrüßt dies”, hieß es.
Regina Elsner, Theologieprofessorin und Russland-Expertin von der Universität Münster, sieht in diesem Fall ein Zeichen für den „massiven Druck der Regierung in Moskau auf die Zivilgesellschaft in Russland”, der sich auch gegen Religionsgemeinschaften richte. „Seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine wird das Aufenthaltsrecht intensiv genutzt, um unabhängiges Agieren von Kirchen auszuschließen”, sagte sie der KNA. Vor Schwarzkopf seien vor allem polnische katholische Priester und Ordensleute aus Russland ausgewiesen oder nach Auslandsaufenthalten nicht wieder ins Land gelassen worden.
(kap/kna - mg)
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