Haiti: Bewaffnete Bande zerstört Kloster und Krankenhaus
Haiti wird erneut von einer Welle der Gewalt erschüttert: Am Samstagabend drang eine Gruppe bewaffneter Männer unter der Leitung von Jimmy Chérizier, bekannt unter dem Spitznamen „Barbecue“, auf das Gelände der Missionsschwestern der Nächstenliebe im Viertel Bas-Delmas in Port-au-Prince ein. Die Bande plünderte das Kloster und die Krankenstation und setzte das gesamte Gebäude in Brand. Der Vorfall wurde von Schwester Paësie, Gründerin der Familie Kizito und Missionarin in Haiti, über den Kamillianermissionar Pater Cyprian öffentlich gemacht.
Die Missionsschwestern, die seit 1979 in diesem Haus tätig sind, widmen sich seit fast fünf Jahrzehnten der Unterstützung der Bevölkerung in einem der ärmsten Viertel der haitianischen Hauptstadt. Gegründet von der heiligen Mutter Teresa von Kalkutta, hat das Zentrum jedes Jahr etwa 1.500 stationäre und bis zu 30.000 ambulante Patienten kostenlos behandelt. „Die brutal gestohlenen Gegenstände werden immer noch auf dem Markt in der Nähe der Saint-Josephs-Schule zum Verkauf angeboten“, berichtete Schwester Paësie entsetzt.
Ehemaliger Polizist
Bas-Delmas gilt als Hochburg von Chérizier, einem ehemaligen Polizisten, der als Anführer eines Netzwerks krimineller Banden über weite Teile der Hauptstadt herrscht. Er wird für einige der schlimmsten Massaker in den Slums von Port-au-Prince verantwortlich gemacht und kontrolliert viele der Armutsviertel der Stadt. Chérizier lehnt internationale Interventionen strikt ab und gibt vor, Haiti von „traditionellen Politikern und korrupten Oligarchen“ befreien zu wollen. Sein Einfluss wächst weiter, während die staatlichen Strukturen Haitis unter dem Druck der Gewalt zunehmend kollabieren.
Die Verwüstung des Klosters der Missionsschwestern ist ein besonders schmerzhafter Schlag für die Gemeinschaft in Bas-Delmas, die sich auf die Gesundheitsdienste und die Hilfe der Schwestern verlassen hat. „Diese Tat zeigt die Verzweiflung und das Maß an Rücksichtslosigkeit, das die Menschen hier ertragen müssen“, kommentierte eine Anwohnerin, die anonym bleiben wollte. Die Missionsschwestern boten den Menschen nicht nur medizinische Hilfe, sondern auch Trost und Hoffnung in einer Zeit, in der das Land von Krisen geplagt wird.
Instabilität und Allmacht von Banden
Angesichts der zunehmenden Instabilität und der Allmacht von Banden wie derjenigen von Chérizier suchen internationale Akteure nach Wegen, um die Lage in Haiti zu stabilisieren. Erst kürzlich billigte das Parlament von El Salvador mit großer Mehrheit die Entsendung eines Militärkontingents nach Haiti. Die Mission, die unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen steht, sieht vor, dass salvadorianische Truppen medizinische Evakuierungen und logistische Unterstützung leisten. Das Abkommen wurde im Juli zwischen Haiti und Kenia geschlossen, El Salvador trat Anfang Oktober bei. Ziel der Mission ist es, das Leid der haitianischen Bevölkerung zu lindern und gleichzeitig die öffentliche Sicherheit zu verbessern.
Dennoch bleibt fraglich, wie viel Einfluss solche Missionen tatsächlich auf die Strukturen der kriminellen Netzwerke haben werden, die das Land in ihrem Griff halten. Chérizier selbst hat den Plan der USA zur Befriedung Haitis entschieden abgelehnt und sich als Verteidiger der armen Bevölkerung präsentiert. Doch sein Weg der Gewalt und Einschüchterung hat Haiti in eine Spirale der Unsicherheit und des Misstrauens geführt.
(fides - mg)
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