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Ukraine: Kinder beten für weltweiten Frieden

Am Freitag, 18. Oktober, haben sich Kinder aus aller Welt an der Initiative „Eine Million Kinder beten den Rosenkranz für den Frieden“ beteiligt, unterstützt von der Stiftung „Kirche in Not“. Auch aus Charkiw in der Ostukraine, einer Stadt schwer getroffen von Krieg und Bombardierungen, erhoben sich die Stimmen der Jüngsten, die trotz ihres jungen Alters die Grausamkeit von Gewalt und Verlust nur zu gut kennen.

Svitlana Dukhovych und Mario Galgano - Vatikanstadt

Mit den Worten „Danke an alle Jungen und Mädchen, die teilnehmen! Schließen wir uns ihnen an und vertrauen wir die Völker, die unter dem Krieg leiden, der Fürsprache der Gottesmutter an“ würdigte Papst Franziskus auf der Plattform X (ehemals Twitter) die Gebetsinitiative „Eine Million Kinder beten den Rosenkranz für den Frieden in der Welt“. Am 18. Oktober schlossen sich Kinder aus zahlreichen Ländern dem Aufruf an, darunter auch die Kleinen aus Charkiw in der Ostukraine, einer Stadt, die durch den anhaltenden Krieg mit Russland tief geprägt ist.

Zum Nachhören - im Gespräch mit dem Geschäftsführer des päpstlichen Hilfswerks "Kirche in Not" Florian Ripka

In Charkiw, wo Bombardierungen zur täglichen Realität gehören, treffen sich Kinder regelmäßig zum Rosenkranzgebet in der griechisch-katholischen Kathedrale St. Nikolaus. Schwester Oleksia Pohranychna von der Kongregation des Heiligen Josef, die dort tätig ist, beschreibt die Bedeutung des Gebets für die jungen Gläubigen: „In diesem Rosenkranzgebet beten wir gemeinsam mit den Kindern für den Frieden in der Welt und insbesondere für den Frieden in unserem Land.“ Die Gebetsgruppe besteht aus Kindern unterschiedlichen Alters – einige sind erst vier Jahre alt, andere bereits heranwachsende Jugendliche. Sogar ein kleines Mädchen von etwa zwei Jahren nahm am Gebet teil und hielt tapfer ihren Rosenkranz in der Hand.

Angst und Entbehrungen

Das tägliche Leben in Charkiw ist geprägt von Angst und Entbehrungen. Die Kinder, die in einer der am stärksten betroffenen Regionen leben, wissen genau, was es bedeutet, unter einem Mangel an Frieden zu leiden. Sie haben miterlebt, wie Raketen einschlagen, und manche haben Eltern, Geschwister oder Großeltern verloren. Der regelmäßige Schulbesuch ist in weite Ferne gerückt; während der Pandemie waren die Schulen geschlossen, und nun zwingt der Krieg die Kinder, nur noch online zu lernen. „Die Kinder und Jugendlichen vermissen die Schule und die Möglichkeit, zusammen zu sein, sehr“, berichtet Schwester Oleksia.

Um den jungen Menschen in dieser belastenden Zeit etwas Halt zu geben, organisiert sie gemeinsam mit einer Mitschwester zweimal wöchentlich Treffen in der Kathedrale, die über das Gebet hinausgehen. Dabei wird Raum für Gespräche, Spiele und kreative Aktivitäten geschaffen, die helfen sollen, die seelischen Wunden der Kinder zu heilen. „Leider kann man alle Kinder, die in Charkiw leben, als Kinder des Krieges bezeichnen, denn sie hören ständig die Bombardierungen“, erklärt Schwester Oleksia. Sie erzählt von einem Vorfall, bei dem ein kleines Mädchen während einer Erzählrunde plötzlich sagte: „Wartet, ich muss euch erzählen, was am Samstag passiert ist.“ Am betreffenden Tag hatte es einen Bombenanschlag auf ein Gebäude gegenüber ihrem Haus gegeben, und das Kind hatte voller Angst das Feuer beobachtet, bevor es zu seiner Mutter rannte. „Es tut weh, so etwas von einer Siebenjährigen zu hören... Aber es ist wichtig, dass die Kinder reden, damit sie sich nicht verschließen, weil sie so viel Schmerz erfahren“, fügt die Ordensfrau hinzu.

Gebet als Ermutigung

Vor jedem Gebet werden die Kinder ermutigt, ihre Anliegen zu äußern. Dabei lautet der häufigste Wunsch: „Lasst uns für den Frieden beten, für friedliche Tage.“ Die meisten Kinder sagen auch: „Wir wollen zur Schule gehen, wir wollen zusammen sein, wir wollen kommunizieren.“ Diese simplen Wünsche unterstreichen die Härte des Krieges, der ihre Kindheit überschattet.

„Wir wollen zur Schule gehen, wir wollen zusammen sein, wir wollen kommunizieren.“

Während der Bombenalarm in der Stadt weiterhin regelmäßig ausgelöst wird und die Bedrohung durch Raketen allgegenwärtig bleibt, bietet das Gebet den Kindern eine wichtige Möglichkeit, ihre Ängste zu verarbeiten und sich für eine bessere Zukunft einzusetzen. Schwester Oleksia beschreibt die Anspannung, die das tägliche Leben durchzieht: „Selbst wenn die Kinder im Freien oder auf dem Spielplatz sind, besteht immer die Gefahr, dass etwas einschlagen könnte. Es ist eine Zeit der großen Anspannung.“

Fürsprache der Gottesmutter anvertrauen

Papst Franziskus hatte bereits am 13. Oktober, nach dem Angelusgebet, zur Teilnahme an der Gebetsinitiative aufgerufen und betont, wie wichtig es sei, die Märtyrer in der Ukraine, Myanmar, dem Sudan und anderen vom Krieg betroffenen Ländern der Fürsprache der Gottesmutter anzuvertrauen. Mit seinen Worten rief er die Gläubigen dazu auf, gemeinsam für den Frieden in der Welt zu beten und jenen beizustehen, die unter Krieg, Gewalt und Elend leiden.

Trotz der Herausforderungen gibt es in Charkiw auch Momente der Hoffnung. Die Gebetsinitiative zeigt, dass selbst in schwierigen Zeiten die Solidarität und der Glaube an Frieden nicht verloren gehen. Während sich die Stimmen der Kinder aus aller Welt im Gebet vereinten, setzten die Kinder aus Charkiw ein starkes Zeichen: Sie beteten nicht nur für ihr eigenes Land, sondern auch für alle, die weltweit unter den Folgen von Krieg und Gewalt leiden.

(vatican news)

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19. Oktober 2024, 12:14