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Unicef Standort in Genf, Schweiz. Unicef Standort in Genf, Schweiz.  

Unicef: Jedes achte Mädchen erlebt sexuelle Gewalt

Belästigungen, Übergriffe, Vergewaltigungen. Als Zeichen dagegen werden am 11.10.2024 viele Gebäude, auch in Deutschland, pink angestrahlt. Unicef fordert bessere Aufklärung und Gesetze zum Schutz von Kindern.

Jedes achte Mädchen auf der Welt hat laut einem Unicef-Bericht schon sexuelle Gewalt erfahren. So hätten weltweit über 370 Millionen Mädchen und Frauen vor ihrem 18. Lebensjahr schon sexuelle Übergriffe erleben müssen oder seien Opfer von Vergewaltigungen geworden, teilte das UN-Kinderhilfswerk am Donnerstag auf Basis einer eigenen Schätzung mit. Würden dabei auch berührungslose Formen der sexuellen Gewalt wie etwa Online-Belästigung miteinbezogen, stiege die Betroffenenzahl auf rund 650 Millionen, wie es hieß.

Über 70 Millionen Betroffene in Afrika und Asien

Die meisten Übergriffe gab es demnach in Subsahara-Afrika, wo fast 80 Millionen Mädchen und Frauen von sexueller Gewalt betroffen sind. Ähnlich hoch lägen die Zahlen in Südost- und Zentralasien mit etwa 75 beziehungsweise 73 Millionen Betroffenen. „Kinder in fragilen Settings sind besonders in Gefahr durch sexualisierte Gewalt", sagte Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Wir erleben schreckliche sexualisierte Gewalt in Konfliktgebieten, wo Vergewaltigung und geschlechtsspezifische Gewalt oft als Kriegswaffen eingesetzt werden." Aber auch für friedliche Regionen wie Europa und Nordamerika schätzt das Hilfswerk die Zahl der weiblichen Opfer auf rund 68 Millionen.

Lebenslanges Trauma und psychische Probleme

„Sexualisierte Gewalt gegen Kinder ist ein Schandfleck auf unserem moralischen Gewissen", betonte Russell. Die jugendlichen Betroffenen trügen das Trauma oft ihr Leben lang mit sich, die Folgen seien unter anderem psychische Probleme wie Angstzustände, Drogenmissbrauch sowie eine erhöhte Anfälligkeit für sexuell übertragbare Krankheiten. Unicef fordert eine verbesserte Aufklärung von Kindern und Jugendlichen, damit sie in der Lage seien, sexuelle Gewalt auch als solche zu erkennen. Zudem brauche es stärkere Gesetze zum Schutz von Kindern vor allen Formen sexualisierter Gewalt sowie nationale Datensysteme, um Fortschritte zu überprüfen. Das UN-Hilfswerk äußerte sich zum Weltmädchentag an diesem Freitag. Anlässlich des Aktionstags beleuchtet das Entwicklungshilfswerk Plan International jedes Jahr bekannte Bauwerke oder Objekte in Pink. Auch in Deutschland sollen deshalb nach Angaben der Organisation in mehreren Großstädten, darunter Hamburg, München, Köln, Dresden und Essen, über 50 Gebäude und Wahrzeichen angestrahlt werden.

Sexualisierte Gewalt betrifft auch Jungen

Obwohl mehr Mädchen und Frauen betroffen sind und ihre Erfahrungen besser dokumentiert, sind auch Jungen und Männer betroffen. Schätzungsweise 240 bis 310 Millionen Jungen und Männer – oder etwa jeder Elfte – haben in ihrer Kindheit Vergewaltigung oder sexuelle Übergriffe erlebt. Diese Zahl steigt auf schätzungsweise 410 bis 530 Millionen, wenn kontaktlose Formen der sexualisierten Gewalt miteinbezogen werden. Allerdings gibt es Datenlücken, insbesondere zu den Erfahrungen von Jungen sowie zu den nicht-körperlichen Formen sexualisierter Gewalt. Daher sind mehr Investitionen in die Datenerfassung notwendig, um das volle Ausmaß sexualisierter Gewalt gegen Kinder zu erfassen.

(kna / pm – mo)

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10. Oktober 2024, 11:49