Naher Osten: Humanitäre Hilfe im Gazastreifen auf niedrigstem Stand
Damit steigt die Gefahr einer Hungersnot trotz der Warnung der US-Regierung, die militärische Unterstützung Israels einzuschränken, falls sich die humanitäre Hilfe im Gazastreifen nicht verbessert. Die Menge an Hilfsgütern, die im Lauf des Monats Oktober in Lagerhäuser innerhalb des Gazastreifens gebracht oder an Hilfsorganisationen oder Bedürftige dort weitergegeben wurden, entspricht weniger als 25 Prozent der durchschnittlichen Menge an Hilfsgütern, die in den vergangenen Monaten in den Gazastreifen gelangt sind.
In diesem Jahr war der März der Monat, in dem israelische Kontrollen die meisten Lastwagen durchkommen ließen, nämlich 4.993. Im Februar kamen nur 2.874 Lastwagen durch - ähnlich wie im September; im Oktober hingegen sank diese Zahl noch um ein Drittel. Das erschwert das Überleben von Hunderttausenden von Menschen im Gazastreifen, insbesondere in seinem militärisch abgeschnittenen Nordteil.
Wenn kaum noch Hilfe durchkommt
Am 13. Oktober hatten US-Außenminister Antony Blinken und US-Verteidigungsminister Lloyd Austin Israel in einem Schreiben eine Frist von 30 Tagen gesetzt, um „alle Formen der humanitären Hilfe“ für den Streifen zu verstärken und „die Isolierung des nördlichen Gazastreifens unverzüglich zu beenden“. Auch an diesem Freitag wiederholte Blinken auf einer Pressekonferenz mit Austin in Washington, dass die erzielten Fortschritte „unzureichend“ seien.
Nördlicher Gazastreifen am Abgrund
„Die gesamte Bevölkerung des nördlichen Gazastreifens ist vom Tod bedroht“, warnte Joyce Msuya, amtierende UN-Untergeneralsekretärin für humanitäre Angelegenheiten und Nothilfekoordinatorin, am 26. Oktober auf X. Drei Tage zuvor hatten Nichtregierungsorganisationen vor Ort - darunter die israelische Organisation Gisha und die palästinensische Organisation Adalah - bereits vor Israels Oberstem Gerichtshof eine dringende Anordnung an Israel gefordert, die Hilfslieferungen zu erhöhen und seiner Verpflichtung als Besatzungsmacht nachzukommen, die Bedürfnisse der Zivilbevölkerung im Gazastreifen gemäß dem humanitären Völkerrecht zu befriedigen.
Elad Goren, ein hoher Beamter von COGAT, der israelischen Militärbehörde, die für zivile Angelegenheiten in den besetzten palästinensischen Gebieten zuständig ist, bestätigte auf einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche, dass die Lieferung und Verteilung von Hilfsgütern im Norden, wo Israel eine tödliche Bodenoffensive führt, auf Gaza-Stadt beschränkt ist. Darüber hinaus versicherte er jedoch, dass im Zuge der Evakuierung der Bevölkerung in Jabalia „genügend“ Hilfsgüter für die verbleibenden Menschen vorhanden seien.
„Die Situation im nördlichen Gazastreifen ist apokalyptisch. Das Gebiet wird seit fast einem Monat belagert, ohne dass es grundlegende Hilfe oder lebensrettende Güter gibt, während das Bombardement anhält“, erklärte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Freitag gemeinsam mit 14 anderen UN- und humanitären Organisationen. „Humanitäre Hilfe muss zur Verfügung gestellt werden, und wir fordern alle Parteien auf, den betroffenen Menschen ungehinderten Zugang zu gewähren“, heißt es in der Erklärung.
(efe – sk)
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