Rumänien: Orthodoxe Kirche verbietet Priestern politische Betätigung
Der Heilige Synode untersagte den Klerikern und Ordensleuten auch den Beitritt zu politischen Parteien, Kandidatur für das Parlament, die Unterstützung von Kandidaten sowie das Bekleiden öffentlicher Ämter. Anlass ist die Parlamentswahl am Sonntag und die nach einer Stimmen-Neuauszählung am 8. Dezember anstehende Präsidenten-Stichwahl. Der führende Kandidat, der Rechtspopulist Calin Georgescu, gilt als radikaler Orthodoxer.
Die rumänisch-orthodoxe Kirche ist die größte Glaubensgemeinschaft des Landes. Bei seinem Ordnungsruf stellte der Heilige Synod als Führungsgremium der Kirche klar, dass Geistliche und Ordensleute bei einem Verstoß gegen die Regelung zwischen ihrer religiösen Berufung und ihrer politischen Karriere zu entscheiden hätten.
Die Erklärung verbietet darüber hinaus den politischen Parteien, Geistliche anzuwerben und kirchliche Ressourcen für politische Zwecke zu verwenden. Gleichzeitig wird betont, dass die Kirche keine bestimmte Partei oder Ideologie unterstützt, sondern die Bürger ermutigt, auf der Grundlage des Wohls des Landes und der christlichen Werte zu wählen.
Überraschender Sieg des prorussischen Rechtspopulisten Georgescu
Am Donnerstag hatte das rumänische Verfassungsgericht entschieden, dass die Stimmen der ersten Runde der Präsidentschaftswahl neu ausgezählt werden müssen. Vorangegangen war diesem Schritt der überraschende Sieg des prorussischen Rechtspopulisten Calin Georgescu, der mit knapp 23 Prozent der Stimmen den ersten Platz belegte und die favorisierte konservativ-liberale Politikerin Elena Lasconi auf Platz zwei verwies.
Lasconi und der drittgereihte Sozialdemokrat Marcel Ciolacu hatten die Wahl angefochten wegen der undurchsichtigen Finanzierung von Georgescus Kampagne. Inzwischen laufen Ermittlungen, die die Herkunft der Mittel für den Wahlkampf des radikalen Orthodoxen klären sollen, auch im Hinblick auf mögliche ausländische Finanzierung, die in Rumänien verboten ist. In vielen rumänischen Kirchen und Klöstern lag Beobachtern zufolge vor der Wahl Werbematerial für Calin Georgescu aus.
Der 62-jährige Georgescu, ursprünglich Umweltberater und Ex-Präsident des europäischen Club-of-Rome-Forschungszentrums, war in den vergangenen Jahren zunehmend nach rechts gerückt. Er vertritt extrem rechte, prorussische und antisemitische Ansichten, hat u.a. den faschistischen Diktator Ion Antonescu verherrlicht und die EU- sowie NATO-Mitgliedschaft Rumäniens abgelehnt. Er wird von der rechtsextremen AUR unterstützt. Trotz seiner Kontroversen konnte er die Unzufriedenheit vieler Rumänen mit der aktuellen Regierung aufgrund der hohen Inflation und Armut nutzen.
(kap – gs)
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