Gespaltene Reaktionen auf COP29-Abkommen
Nun komme es darauf an, dass die Staaten im kommenden Jahr weitere Klimaaktionspläne in Übereinstimmung mit dem 1,5-Grad-Ziel vorlegten. „Das Ende des Zeitalters der fossilen Brennstoffe ist wirtschaftlich unausweichlich", so Guterres. Die G20-Länder als größte Verursacher müssten dabei führen.
Schwierige geopolitische Lage
Die Verhandlungen der mehr als 190 Teilnehmerstaaten in Baku hätten in einer Situation globaler Unsicherheit und Spaltung stattgefunden. Dennoch hätten die Teilnehmer bewiesen, dass multilaterale Zusammenarbeit auch schwierige Themen bewältigen könne.
Auch die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula Von der Leyen, hatte sich positiv über das erreichte Abkommen geäußert. „Ich begrüße das Abkommen der COP29“, so die Deutsche. Es markiere „eine neue Ära für die Klimakooperation und -finanzierung“ und werde „Investitionen in einen sauberen Übergang, die Reduzierung von Emissionen und die Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel fördern“, meint Von der Leyen. Und weiter: „Die EU wird weiterhin eine führende Rolle spielen und ihre Unterstützung auf die Schwächsten konzentrieren“.
Afrikanische Unterhändler hatten hingegen ihrer Enttäuschung über das Abkommen ausgedrückt, das „zu wenig und zu spät“ für den afrikanischen Kontinent sei. „Wir sind sehr enttäuscht über den Mangel an Fortschritten bei kritischen Themen für Afrika“, sagte Ali Mohamed, der kenianische Präsident der Gruppe, auf der Cop29-Konferenz in Aserbaidschan. „Afrika hat die Alarmglocken geläutet und wird dies auch weiterhin tun, um auf unzureichende Klimafinanzierung aufmerksam machen.“
Enttäuschung bei NGO's
Die Allianz für Klimagerechtigkeit hat das Ergebnis der Weltklimakonferenz (COP29) in Aserbaidschan scharf kritisiert und als „enttäuschend und verantwortungslos“ bezeichnet. Das neue Finanzierungsziel von 300 Milliarden US-Dollar jährlich ab 2035 entspreche keiner realen Verdoppelung und reiche bei weitem nicht aus, „um auch nur die notwendigsten lebensrettenden Anpassungsmaßnahmen in den ärmsten Ländern des Globalen Südens sicherzustellen“, erklärte Martin Krenn, Klima-Experte der Koordinierungsstelle der österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO). Zudem gebe es keinerlei Fortschritt beim Ausstieg aus fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl und Gas, kritisierte Krenn gegenüber der Kathpress.
Die Allianz für Klimagerechtigkeit - ein Bündnis von 26 Nichtregierungsorganisationen, die in den Bereichen Umwelt, Entwicklungszusammenarbeit, Soziales und Humanitärer Hilfe tätig sind - kritisierte das Verhandlungsergebnis als „viel zu wenig für die Menschen und das Klima“. Zudem werde ein großer Teil der Verantwortung auf private Unternehmen und die betroffenen Länder abgewälzt.
Auch die Delegation der katholischen Jugendverbände FIMCAP (International Federation of Catholic Parochial Youth Movements), die an der Weltklimakonferenz teilgenommen hat, zieht ein enttäuschtes Fazit. Für die Vulnerabelsten und am stärksten Betroffenen sei das Ergebnis viel zu wenig, sagte Delegationsleiter Fidelis Stehle am Sonntag gegenüber Vatican News.
„Es bedeutet einen Schritt weg von Pariser 1,5 Grad-Limit und damit mehr und mehr menschliches Leid und mehr Klimatote. 300 Milliarden Klimafinanzierung sind nicht das, was nach heutiger wissenschaftlicher Einschätzung notwendig ist. Es ist eher ein Inflationsausgleich ohne Qualität in den nächsten zehn Jahren und leider alles andere als ein echter Erfolg. Zudem fehlt es an vielen Stellen an einem klaren Bekenntnis zu Menschenrechten, Emissionsminderung und zur Entschädigung für Schäden und Verluste durch die Klimakrise. Zudem ist der Beschluss ein fatales Signal an junge Menschen, die für Solidarität, Klimagerechtigkeit und ihre Zukunft kämpfen.“
Gleichzeitig zeige die globale Zivilgesellschaft bei der Klimakonferenz COP jedoch, wie wichtig Menschenrechte seien und was Solidarität und Gemeinschaft bedeuteten. Multilaterale Formate wie dieses seien unerlässlich, um Lösungen für die Klimakatastrophe zu finden, so Stehle. Hoffnungen setzen die jungen Katholiken hier auch auf den Papst als Brückenbauer:
„Mit Blick auf die COP 30 kommendes Jahr in Brasilien und dem 10-jährigen Jubiläumsjahr von Laudato si‘ ist zu hoffen, dass die Weltgemeinschaft weitere Schritte zum Ende der fossilen Energien geht. Hier kann Papst Franziskus als Argentinier mit seiner klaren Haltung für Klimaschutz, für Menschlichkeit und für Solidarität weiterhin eine wichtige Rolle als Brückenbauer und Mahner spielen. Insbesondere die Themen wie Schuldenerlass und superreichen Steuer werden hier kommendes Jahr besonders wichtig“, so Fidelis Stehle, Präsident von FIMCAP Europa.
Minimalkonsens
Am Sonntagmorgen hatten sich die Staaten bei der Weltklimakonferenz COP29 in Baku nach verlängerten, zähen Verhandlungen auf ein Ergebnis geeinigt. Wichtigstes Resultat: Industrieländer sollen bis 2035 jährlich mindestens 300 Milliarden US-Dollar an Klimahilfen für ärmere Staaten zahlen; bisher lag die Marge bei 100 Milliarden, Ziel bleibt eine Jahressumme von 1,3 Billionen US-Dollar. Die Entwicklungsländer hatten als Mindestziel bis 2030 ursprünglich eine Erhöhung der Zahlungen der Industriestaaten auf 500 Milliarden Dollar jährlich gefordert. Nächstes Jahr soll auf der COP30 in Brasilien beraten werden, wie die Lücke zu 1,3 Billionen geschlossen werden kann. Die aufstrebenden Wirtschaftsmächte China und Indien sollen erst schrittweise an der Zahlung beteiligt werden. Keine konkreten Fortschritte gab es bei der globalen CO2-Reduzierung. Hier blockierten Öl- und Gasförderländer wie Saudi-Arabien weitergehende Beschlüsse.
(kna/kap/agenturen - cs)
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