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Straßenproteste in Georgien Straßenproteste in Georgien  (AFP or licensors)

Georgien: Patriarch mahnt zur Ruhe und Gesetzestreue

Der georgisch-orthodoxe Patriarch Ilia II. hat inmitten der anhaltenden Proteste gegen die pro-russische Ausrichtung der georgischen Regierung zu Besonnenheit und einem Ende der Gewalt aufgerufen. Wie das Infoportal „OrthodoxTimes“ am Mittwoch berichtete, appellierte Ilia II. sowohl an die Demonstrierenden als auch an die Sicherheitskräfte, sich strikt im Rahmen der Gesetze zu bewegen.

Zwar ging der Patriarch in seiner Erklärung nicht auf politische Details ein, jedoch hat er sich in der Vergangenheit positiv zu einer möglichen EU-Perspektive für Georgien geäußert. Im Dezember 2023 erklärte Ilia II., dass der Status eines EU-Beitrittskandidaten neue Möglichkeiten für die politische Stabilität und die internationale Anerkennung Georgiens schaffen könne. Er betonte, dass die Beziehungen zwischen Georgien und der EU auf gegenseitiger Bereicherung beruhen sollten und dass Georgien seine christlichen Traditionen und spirituellen Werte in die europäische Gemeinschaft einbringen könne.

Solidaritätsbotschaft aus der Ukraine

Unterdessen sandte Metropolit Epifanij, das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche der Ukraine, eine Solidaritätsbotschaft an die Protestierenden in Georgien. Er wünschte ihnen, dass sie ihre Unabhängigkeit und ihre Zukunft als freier europäischer Staat bewahren können. Seine Botschaft der Wahrheit und des göttlichen Segens unterstrich die tiefe Verbindung zwischen den beiden Ländern, insbesondere angesichts der Vergleiche, die der russische Vizepräsident des Nationalen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, zwischen den georgischen Protesten und der ukrainischen Revolution zog.

Proteste in Tiflis
Proteste in Tiflis

In der georgischen Hauptstadt Tiflis kam es erneut zu heftigen Zusammenstößen zwischen prowestlichen Demonstranten und der Polizei. Laut Berichten der österreichischen Nachrichtenagentur APA wurden Sicherheitskräfte mit Gegenständen und Feuerwerkskörpern attackiert, während die Polizei Wasserwerfer und Tränengas einsetzte. Präsidentin Salome Surabischwili kritisierte den Einsatz unverhältnismäßiger Gewalt und berichtete von massiven Verhaftungen und Misshandlungen. Über die genaue Anzahl der Festnahmen gab es keine offiziellen Angaben, jedoch wurden mehrere Journalisten bei den Protesten verletzt.

Umstrittene Parlamentswahlen

Die Proteste in der Südkaukasusrepublik wurden durch die umstrittenen Parlamentswahlen Ende Oktober ausgelöst, bei denen die Regierungspartei Georgischer Traum offiziell die Mehrheit gewann. Die Opposition behauptet jedoch, die Wahlen seien manipuliert gewesen. Die Demonstrationen erhielten zusätzlichen Auftrieb, als die Regierung ankündigte, die EU-Beitrittsgespräche auszusetzen. Georgien ist seit 2023 offizieller EU-Beitrittskandidat, und viele Bürger sehen eine europäische Zukunft als wichtigen Schritt für die politische und wirtschaftliche Entwicklung des Landes.

In dieser spannungsgeladenen Atmosphäre rief Patriarch Ilia II. eindringlich zur Besonnenheit und Einhaltung der Gesetze auf, um eine Eskalation der Gewalt zu verhindern und den Weg für einen friedlichen Dialog zu ebnen.

(kap -  mg)

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04. Dezember 2024, 12:49