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Syrische Männer schwenken die Flagge der Opposition auf dem Umayyad-Platz Syrische Männer schwenken die Flagge der Opposition auf dem Umayyad-Platz  (AFP or licensors)

Christen in Syrien: Hoffnung und Herausforderungen

Nach 53 Jahren autoritärer Herrschaft in Syrien steht das Land vor einer ungewissen Zukunft. Während religiöse Minderheiten erste Zeichen der Hoffnung erkennen, bleiben viele Fragen über Stabilität und Wiederaufbau offen.

Joseph Tulloch und Roberto Cetera - Vatikanstadt

Die Einnahme von Damaskus durch syrische Rebellen und das Ende der 53-jährigen Herrschaft der Assad-Familie haben weltweit für Aufsehen gesorgt. Besonders religiöse Minderheiten, die lange unter der repressiven Politik des Regimes litten, blicken mit gemischten Gefühlen in die Zukunft.

Zum Nachhören - Was die Christen in Syrien sagen

Pater Bajhat Karakach, ein Franziskanermönch aus Aleppo, schilderte die Erleichterung vieler Christen über das Ende des Regimes. „Das Leben unter Assad war kein Leben, sondern reines Überleben“, erklärte er gegenüber Vatican News. Er betonte, dass die Rebellen in den letzten Jahren verstärkt Toleranz gegenüber Christen gezeigt hätten, etwa durch die Rückgabe beschlagnahmter Güter. Ihre Botschaften nach der Einnahme Aleppos seien „starke Signale der Toleranz“ gewesen, die Hoffnung auf einen neuen Anfang geben.

Gott sei dank

Ähnlich äußerte sich Erzbischof Hanna Jallouf, der Apostolische Vikar von Aleppo. Er dankte Gott, dass der Machtwechsel ohne großes Blutvergießen ablief, und berichtete von einem Treffen mit al-Jolani, dem Anführer der führenden Rebellengruppe. Al-Jolani habe versichert, dass die Rechte der Christen geschützt und legitime Forderungen erfüllt würden. „Bisher haben die Rebellen ihr Wort gehalten“, sagte Jallouf und hob die „große Barmherzigkeit“ hervor, die Christen bislang erfahren hätten.

Trotz dieser positiven Entwicklungen bleibt die Zukunft ungewiss. Pater Firas Lutfi, der lateinische Pfarrer von Damaskus, bezeichnete den Sturz des Regimes als „ein Geschenk“, betonte jedoch die Herausforderungen, vor denen man nun stünde. Assad habe „mehr als eine halbe Million Tote“ und eine zerstörte Wirtschaft hinterlassen. Nun sei es an der Zeit, die Wiedergeburt Syriens zu feiern und einen Weg zu finden, das Land neu zu gestalten.

Religiöse Vielfalt

Ein zentraler Punkt bleibt die religiöse Vielfalt in Syrien. Drusen, Ismailiten, Christen, Kurden und andere Minderheiten hoffen auf Schutz und Gleichberechtigung in einer neuen Verfassung. Pater Karakach unterstrich die Pflicht der internationalen Gemeinschaft, sich aktiv an der Stabilisierung Syriens zu beteiligen und eine Verfassung zu fördern, die die Rechte aller respektiert.

Doch es gibt auch Skepsis. Die große Vielfalt militanter Gruppen, darunter zahlreiche ausländische Kämpfer, birgt Risiken. Pater Lutfi betonte die Notwendigkeit, Demokratie und Menschenrechte als Grundlage für den Wiederaufbau zu sichern. Die Hoffnung sei, dass die internationale Unterstützung, die den Rebellen geholfen habe, auch bei der Schaffung eines stabilen und inklusiven Syriens eine Rolle spiele.

(vatican news - mg)

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10. Dezember 2024, 10:55