Taizé-Treffen in Tallinn stärkt Jugend und Gesellschaft
Olivier Bonnel und Stefanie Stahlhofen – Vatikanstadt
Das Taizé-Jugendtreffen in Tallinn läuft seit dem 28. Dezember; mit dabei sind tausende junge Leute aus mehr als 40 Ländern, um gemeinsam zu beten, zu diskutieren und anderen Christen vor Ort zu begegnen.
Seit diesem Herbst ist Philippe Jourdan Bischof von Tallinn in Estland - er ist übrigens der erste Bischof dort. Tallinn wurde erst kürzlich von Papst Franziskus zur Diözese erhoben; Jourdan wurde zum Bischof des neuen Bistums bestimmt. Im Interview mit uns erklärt der Geistliche, der ursprünglich aus Frankreich stammt, was das Europäische Jugendtreffen für Estland bedeutet.
„In Estland gab es noch nie Pilgerreisen oder Jugendtreffen dieser Größenordnung, insbesondere in Tallinn. Wir haben viel mit den anderen Kirchen diskutiert, vor allem mit der lutherischen Kirche. Für uns ist es eine große Freude zu sehen, dass tausende junge Christen hierher strömen, denn Estland ist ein sehr säkularisiertes Land: Unsere Jugendlichen sind sowohl Katholiken als auch Lutheraner, Orthodoxe oder Angehörige anderer Glaubensrichtungen. Oft sind sie die einzigen Christen in ihrer Klasse oder Schule, manchmal sogar in ihrer Familie. Es ist daher eine große Ermutigung für unsere jungen Leute, diese Jugendlichen aus allen Ländern zu sehen."
Viele Gebete für Frieden
Estland, das an Russland grenzt, ist außerdem auch angesichts des Angriffskriegs auf die Ukraine in Sorge. Papst Franziskus hatte in seiner Botschaft an die Jugendlichen zum Auftakt des Treffens in Tallinn betont: „Sich im Geist des Teilens und der Geschwisterlichkeit versammeln ist im heutigen Kontext, in dem unsere Welt schwere Prüfungen durchläuft, umso wichtiger“. Bischof Jourdan bestätigt dies:
„Wir leben ein wenig von Tag zu Tag, im Schatten des Krieges in der Ukraine, der in den letzten Tagen ein wichtiges Gebetsthema war. Bei den abendlichen Gebetsversammlungen wurde viel für den Frieden gebetet. Es gab auch Zeugnisse von jungen Ukrainern. Die Botschaft von Taizé in der gegenwärtigen Situation ist wie Balsam, denn es ist eine Gesellschaft, die in Sorge lebt. Ich denke, dass das Treffen in Taizé einerseits ein Zeichen der Solidarität von Jugendlichen und Menschen aus ganz Europa angesichts dessen, was wir gerade erleben, ist. Es ist auch eine Botschaft des Optimismus."
Ermutigung für Jugend im Land
Ökumene hat in Estland Tradition
Bischof Jourdan, der auch Vizepräsident des Weltkirchenrats (Ökumenischer Rat der Kirchen, ÖRK) in Estland ist, erklärt im Interview mit uns noch etwas ausführlicher die besondre Rolle, die die Ökumene im Land spielt. Nicht umsonst stand bei Papst Franziskus Baltikumsreise 2018 auch ein Ökumene-Treffen mit Jugendlichen in der estnischen Hauptstadt Tallin auf dem Programm:
„Es gibt eine Vielzahl von religiösen Traditionen. Die katholische Kirche ist sehr klein, aber es gibt auch andere Kirchen, insbesondere protestantische Kirchen. Wir machen viel zusammen: Die Ökumene ist hier wichtig, zumal es sich um eines der am stärksten säkularisierten Länder in Europa handelt. Wir spüren sehr stark die Notwendigkeit, ein gemeinsames Zeugnis im Vergleich zu den anderen baltischen Ländern abzulegen, wie zum Beispiel Litauen, wo es mehr Katholiken gibt. Estland ist das Land mit der größten Vielfalt, es ist auch das Land mit den intensivsten ökumenischen Aktivitäten."
(vatican news - sst)
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