US-Bischöfe begrüßen Bidens Begnadigung von Todeskandidaten
„Ich bin sehr, sehr froh, dass Präsident Biden dem Appell von Papst Franziskus und vielen anderen gefolgt ist und diese Geste gesetzt hat“, erklärte Broglio. Sie zeige Respekt für das menschliche Leben, auch wenn gleichzeitig anerkannt werde, dass die Verurteilten eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft tragen.
Broglio betonte, dass katholische Gläubige weiterhin für die Würde des Lebens eintreten müssten, von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod. „Wir sollten uns für ein Ende der Todesstrafe einsetzen, die oft barbarisch ist und das Leben von Kriminellen nimmt“, so der Erzbischof. Er hob hervor, dass dieser Einsatz nun auf Ebene der Bundesstaaten weitergeführt werden müsse, da der Präsident auf diese keine Einflussmöglichkeiten habe. Bidens Entscheidung betrifft nur Häftlinge auf Bundesebene. Die Todesurteile der rund 2.200 Gefangenen auf Bundesstaatenebene bleiben unangetastet.
Im Hinblick auf den Beginn des Jubiläumsjahres der katholischen Kirche, das Papst Franziskus an diesem Heiligen Abend im Vatikan eröffnen wird, bezeichnete Broglio die zeitliche Nähe zur Begnadigung als „sehr passend“. „Das Jubiläumsjahr steht im Zeichen der Hoffnung auf eine bessere Gesellschaft, die die Liebe Christi widerspiegelt. Es ist bedeutsam, dass diese beiden Ereignisse zusammenfallen“, sagte er.
Auch andere Kirchenvertreter lobten Bidens Schritt. Der Erzbischof von Washington, Kardinal Wilton Gregory, nannte die Entscheidung „einen wichtigen Schritt hin zu einem größeren Respekt vor dem menschlichen Leben – selbst gegenüber jenen, die großes Leid verursacht haben“. Gregory erinnerte daran, dass Papst Franziskus die Todesstrafe als „unvereinbar mit der sozialen und ethischen Würde der Menschheit“ verurteilt hat.
Papst Franziskus selbst hatte am 8. Dezember während des Angelusgebets zur Fürbitte für die zum Tode Verurteilten in den USA aufgerufen: „Heute ist es mir eine Herzensangelegenheit, euch alle zu bitten, für die Gefangenen zu beten, die sich in den Vereinigten Staaten im Todestrakt befinden. Ich glaube, es sind 13 oder 15. Lasst uns beten, dass ihre Strafe umgewandelt, geändert wird. Denken wir an diese unsere Brüder und Schwestern und bitten wir den Herrn um die Gnade, sie vor dem Tod zu bewahren.“ Elf Tage später, am 19. Dezember, sprach Franziskus telefonisch mit Joe Biden.
Mit Blick auf den bevorstehenden Regierungswechsel im Januar begründete der Katholik Biden seine Entscheidung unter Berufung auf sein Gewissen. „Mein Gewissen erlaubt es mir nicht, untätig zuzusehen, wie eine neue Regierung die Hinrichtungen wieder aufnimmt.“ Donald Trump hatte während seiner ersten Amtszeit ein 20 Jahre bestehendes Moratorium für Hinrichtungen auf Bundesebene aufgehoben, das Biden nach Amtsantritt wieder einführte.
Franziskus hat sich oft für eine globale Ächtung der Todesstrafe ausgesprochen. 2018 ließ er den Katechismus der katholischen Kirche modifizieren, um die Todesstrafe ausdrücklich und in jedem Fall für „unzulässig“ zu erklären. Es war die bisher einzige Änderung des Katechismus seit dessen Erscheinen 1992.
(vatican news – gs)
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