„Rückkehr zu den Hominiden der Urzeit“
Er müsse immer wieder daran denken, dass der Papst von einem längst ausgebrochenen „Dritten Weltkrieg auf Raten“ spreche, sagt uns Manamika in einem Interview zum Jahreswechsel.
„Wir leben wie in einem Weltkrieg, aber in Stücken. Der Papst erwähnte die Konflikte in Gaza und in der Ukraine sowie die Umwelt- und Migrationskrisen. Für uns in Afrika gibt es speziell den Konflikt bei unseren Nachbarn, im Osten der Demokratischen Republik Kongo, sowie den Bürgerkrieg im Sudan. Das heißt, 2024 gab es ein Auf und Ab in alle Richtungen, das dem Menschen, dem angeblichen Homo sapiens sapiens, in einer Zeit der Kybernetik und des Digitalen nicht zur Ehre gereicht.“
Er wolle nicht pessimistisch sein, so der Erzbischof, aber sein Eindruck sei doch, dass der Mensch „trotz außergewöhnlicher Fortschritte eine Rückkehr zu den Hominiden der Urzeit vollzieht, und zwar mit einer Wildheit, die im 21. Jahrhundert rätselhaft wirkt“.
„Ich nenne einige Beispiele. Bewaffnete Konflikte, Verbrechen, Diebstahl menschlicher Organe, immer raffiniertere Korruption, Fremdenfeindlichkeit, Raffgier der Rohstoffindustrie. Und zusätzlich Umwelt- und Klimagipfel, die einer auf den anderen folgen, denen aber die Realitäten vor Ort widersprechen. Es gibt auch so etwas wie eine neue Form der Diktatur: das Aufzwingen einer anderen Kultur, die den Menschen nicht unbedingt ehrt…“
Der hungrige Magen hat kein Ohr
Vom neuen Jahr erhofft sich der Erzbischof eine „Auflösung der derzeitigen wirtschaftlich-finanziellen Düsternis“ in seinem Land und stärkere Entwicklung. „Denn, ob wir es wollen oder nicht, ‚der hungrige Magen hat kein Ohr‘, wie ein Sprichwort sagt. Es gibt in dieser Hinsicht keine Wunder. Es gibt nur das, was wir heute tun; die Folgen unseres Tuns werden den nächsten Tag bestimmen.“
Bei der Eröffnung des Heiligen Jahres in der Kathedrale von Brazzaville habe er bei den Menschen „große Begeisterung“ gespürt, und „vielfältige Erwartungen“. Viele Gläubige wünschten sich „in einem Anflug von Hoffnung einen echten Wandel“. „Eine qualitative Veränderung. Einen qualitativen sozialen Wandel. Eine qualitative moralische Veränderung. Eine qualitative, spirituelle Veränderung. Wir hoffen auf eine große Veränderung in diesen Bereichen.“ Seine Hoffnung für die Menschen in Kongo-Brazzaville bestehe darin, dass sie sich im Heiligen Jahr mit Gott versöhnten und dadurch auch einen versöhnteren Blick auf die Entwicklung im Land bekämen.
„Wir dürfen uns nicht einreden, dass durch das bloße Beten die Entwicklung eintreten wird. Wenn wir uns ins Gebet begeben, dann um die göttlichen Energien zu speichern, damit wir die Gesellschaft besser umgestalten können. Und das gilt für alle Ebenen. Auf politischer Ebene, auf spiritueller Ebene, ich hätte fast gesagt, auf kirchlicher Ebene, auf der Ebene der gesamten Menschheit. Das ist es, worauf wir warten. Wir erwarten die Bekehrung des Menschen in allem und jedem. Der Mensch in seiner Ganzheit im Angesicht seines Gottes.“
Einen Aufruf an die internationale Gemeinschaft will der Erzbischof ausdrücklich nicht richten. Der einzige Aufruf, der ihm sinnvoll erscheine, stehe in 1 Joh 4,7, sagt er: „Gott lieben und in ihm bleiben“. „Dann, und nur dann, würden die Dinge besser werden. Denn ohne Liebe hat die Welt kein Licht, und ohne Licht triumphiert die Welt der Finsternis. Die Liebe aber ist Jesus Christus. Und das letzte Wort hat Jesus.“
Mit dem Erzbischof von Brazzaville sprach Fabrice Bagendekere, SJ, von Radio Vatikan.
(vatican news – sk)
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