Gastgeberin einer Pilgerherberge: Dankbar, für andere da zu sein
Stefanie Stahlhofen - Bari
Dankbar sein
„Pilgerherbergen sind sehr hilfreich, sie sind der ideale Ort, sich mit anderen auseinanderzusetzen, Neues zu entdecken - auch über sich selbst - darüber, mit welcher Einstellung man pilgern sollte, und wie man der Welt gegenübersteht. Ich finde zum Beispiel wichtig, ein Danke mehr zu sagen, dankbar zu sein für das, was uns das Leben schenkt, und auch für die Möglichkeit, neue Horizonte zu erreichen, neue Wege zu gehen", berichtet die Italienerin, die wir in Bari bei einem Workshop zum Thema Pilgerwege getroffen haben.
Sie betont, dass sich Pilgern von anderen Reisen unterscheidet, und mahnt gute Vorbereitung an.
... und auf Ungeplantes vorbereitet
„Es geht nicht darum, Flugtickets zu kaufen und Badesachen in den Koffer zu werfen, wie beim Urlaub. Ein Pilgerweg ist etwas ganz anderes, eine Erfahrung für's Leben, die dir ganz viel gibt. Das muss aber auch entsprechend vorbereitet werden: Man muss auf jedes Detail achten. Also etwa: Wo gibt es Wasserquellen? Wo kann ich etwas essen, wo übernachten? Ein solcher Plan für jeden Tag ist gut, das ist sehr hilfreich. Natürlich kann es immer unvorhergesehene Ereignisse geben, und es ist fast sicher, dass Ungeplantes passiert. Da ist es dann leichter, Lösungen zu finden, wenn wir für verschiedene Fälle im Handy oder handschriftlich schon entsprechende Telefonnummern und Adressen haben, falls man die braucht."
Damit sich unterwegs möglichst keiner verläuft, ist Grassi auch als Freiwillige auf dem Cammino Materano aktiv, wo sie immer wieder mal Streckenabschnitte überprüft und, falls nötig, Hinweise erneuert. Falls man unsicher ist, kann man sie aber auch anrufen:
„Manchmal leisten wir auch aus der Ferne Pilgern Hilfe, die sich verlaufen haben oder unsicher sind. Es kommt vor, dass man etwas vom Weg abkommt oder mal die Orientierung verliert. Das ist wirklich kein Ding, es passiert eigentlich allen mal; wenn man zum Beispiel abgelenkt ist, hat man plötzlich Zweifel, ob man auf dem falschen Weg sei. Aber vielleicht ist man doch richtig - das findet man dann raus, indem man entweder jemanden anruft, der einem helfen kann, oder etwas genauer schaut und vielleicht dann hinter einer Mauer oder der nächsten Ecke das Symbol des Pilgerwegs findet, das dir Sicherheit gibt: Alles gut, du bist auf dem richtigen Weg."
Heiliges Jahr: Chance für alle, sich auf Pilgerreise zu begeben
Mit Blick auf das Heilige Jahr 2025, das die katholische Kirche gerade begeht und das Papst Franziskus unter das Motto „Pilger der Hoffnung" gestellt hat, meint Grassi:
„Ich erhoffe mir, dass sich aufgrund des Heiligen Jahrs viele Leute auf den Weg machen. Auch um der Spiritualität, des Glaubens willen. In der Folge könnte auch klarer werden, dass Pilgern etwas für jeden ist: Pilgern kann man mit 25 oder mit 80, auch mit körperlichen Einschränkungen oder wenn man eine spirituelle oder emotionale Krise durchlebt. Pilgern ist etwas für jeden, und das Heilige Jahr kann vielleicht auch eine Chance sein, mehr über das Thema Pilgern und Pilgerwege zu reden."
(vatican news - sst)
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