US-Kardinal Cupich: LGBTQ-Personen zuhören und Vorteile überwinden
In der Seelsorge sei es besonders wichtig, Menschen in verschiedenen Lebenssituationen zuzuhören. Dabei gehe es nicht nur um LGBTQ-Katholiken und Menschen in „irregulären Situationen" sondern auch um Verheiratete oder als Single lebende Menschen sowie um Menschen mit physischen und psychischen Handicaps. „Wir sind erfolgreicher, wenn wir anderen zuhören, bevor wir über sie sprechen oder urteilen“, so Cupich.
Durch das Zuhören habe er selbst neue Einblicke und eine „frische Perspektive“ auf die menschliche Erfahrung gewonnen, insbesondere was den Schmerz der Entfremdung betreffe, den viele LGBTQ-Katholiken aufgrund der Ausgrenzung durch ihre Familien, Gemeinschaften und die Kirche empfinden und der tragischerweise auch zu Selbstmord-Gedanken führen könne. Trotz dieses Leidens seien LGBTQ-Katholiken jedoch mit großer Widerstandsfähigkeit bereit, am Gemeindeleben teilzunehmen und Akte der Barmherzigkeit auszuüben:
„Viele unserer katholischen Schwestern und Brüder aus der LGBTQ-Gemeinschaft legen Wert auf ein Leben in Gemeinschaft. Sie sind davon überzeugt, dass es wichtig ist, ihren Platz im Leben der Kirche zu verteidigen, denn sie haben nicht nur etwas zu empfangen, sondern auch etwas zu geben, was wir anerkennen und willkommen heißen sollten“, so Cupich wörtlich.
Zahlreiche LGBTQ-Katholiken suchten ihrerseits nach Stabilität und aufopfernder Liebe, auch durch Elternschaft für Kinder, die „ansonsten kein Zuhause hätte", und ehrenamtliche Arbeit. Viele von ihnen schätzten entgegen vorherrschender Vorureile auch Beziehungen, die mit der kirchlichen Lehre übereinstimmen, so Cupich weiter.
Die Seelsorge solle zwar zu Keuschheit und Tugendhaftigkeit ermutigen, doch letztlich hätten alle Menschen, auch Geistliche, mit diesen Anforderungen zu kämpfen, stellt der US-Amerikaner fest, den Papst Franziskus 2014 an die Spitze der US-amerikanischen Erzdiözese Chicago gestellt hatte.
Der synodale Ansatz für das kirchliche Leben, für den Papst Franziskus eintrete, habe seine Sichtweise auf den Dienst und die Kirchenleitung insgesamt tief beeinflusst, so Cupich in dem Beitrag. Ein Beispiel für diese dialogische Denkweise sei der Ratschlag von Kardinal Luis Ladaria an die US-Bischöfe im Jahr 2021 in Bezug auf katholische Politiker, die die Abtreibungsgesetzgebung unterstützen: Man müsse erst den Dialog suchen, um ihre Positionen zu verstehen, bevor man über den weiteren Weg entscheide, referierte Cupich.
„Um auf den Aufruf von Papst Franziskus zu einer synodalen Kirche zurückzukommen, glaube ich, dass wir eine bessere Chance haben, ein heiliges Leben zu führen, wenn wir gemeinsam „auf dem Weg“ (synodos) gehen und uns gegenseitig auf dem Weg helfen“, schließt der Kardinal seine Ausführungen. Dies werde zu einer inklusiveren Gemeinschaft führen, in der mehr Einheit herrsche, in dem Bewusstsein, dass „wir mehr gleich als verschieden sind und dass wir alle von Gott kommen und zu ihm heimkehren“, so Cupich in seinem Beitrag für das von dem amerikanischen Jesuiten und LGBTQ-Seelsorger James Martin gegründete Online-Portal, das die katholische LGBTQ-Gemeinschaft zur Zielgruppe und unter ihren Autoren hat.
(outreach - cs)
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