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Das Schweißtuch von Manoppello Das Schweißtuch von Manoppello 

Manoppello: Gott in die Augen schauen

In einem Dorf in den Abruzzen soll das echte Gesicht von Jesus Christus zu sehen sein: auf dem sogenannten Schweißtuch von Manoppello, das in der dortigen Wallfahrtskirche verehrt wird. So wirklich bekannt ist die Ikone in der breiten Öffentlichkeit noch nicht, im Gegensatz etwa zum Turiner Grabtuch. Marietta Trendl hat sich das Schweißtuch von Manopello angesehen.

Marietta Trendl - Rom 

Öffentlich kommt man kaum hin, also mit dem Auto: Knappe zwei Stunden von Rom entfernt befindet sich der beschauliche 7000-Einwohner-Ort Manoppello. Zwischen Olivenhainen und Pilgerhotel steht die Kapuzinerkirche Santuario del Volto Santo. Im Inneren thront ganz am Ende, hinter dem Hauptaltar, ein gläserner Schrein. Heute ist die Kirche voll besetzt, viele müssen stehen. Der Schweizer Kurienkardinal Koch ist angereist, um den Schrein in einer Prozession durch den Ort zu tragen. Doch es regnet - und so bleibt die Prozession in der Kirche.

Hier zum Nachhören

Manche Menschen glauben, dass sich in dem Schrein der echte Abdruck von Jesu Gesicht befindet. Schwester Petra Maria Steiner ist eine von ihnen. Sie stammt aus Süddeutschland und hält sich im Auftrag ihrer Gemeinschaft „Vita Communis - Maria, Mutter der Heiligen Familie" in Manoppello auf. Sie sagt: „Im Prinzip stehen wir vor dem größten Wunder, das wir haben - nach der Eucharistie, den Zusatz erlaube ich mir.“

Das größte Wunder

Dieses „größte Wunder”, von dem die Schwester spricht, ist das sogenannte Volto Santo. Das „heilige Antlitz”. Zunächst: Ein hauchdünnes Tuch, zwischen zwei Glasplatten gepresst, mit 17 mal 24 cm ist es kaum größer als ein DIN A5-Blatt. Darauf zu sehen ist beim richtigen Lichteinfall das Gesicht eines jungen Mannes. Seine Augen und sein Mund sind halb geöffnet. Er trägt lange Haare und etwas Bart.

Schwester Petra Maria demonstriert, wie sich das Bild auf dem transparenten Material verändert – je nach Perspektive und Lichtverhältnissen. Die Ordensfrau ist zufällig hier gelandet. 2009 kam sie auf Besuch. Und wurde gleich am ersten Abend gemeinsam mit einer Mitschwester quasi in der Kirche eingeschlossen: „Dann waren wir zwei Stunden ganz allein beim Volto Santo - ohne Licht. Die Kirche ist gesüdet, die Sonne kommt von hinten. Sie hat mit dem Volto Santo gespielt und das Gesicht hat sich ständig verändert, sodass wir Menschen sahen, die wir überhaupt nicht kennen, und Menschen, die wir kannten. Dann haben wir daheim angerufen und gesagt: Ihr müsst das alle sehen, das ist echt, das kann man nicht machen.”

Die Geschichte des Volto Santo

Die Schwester ist geblieben und erzählt heute Pilgern und Touristen von der Geschichte des Volto Santo. Demnach haben die Apostel Johannes und Petrus das Tuch aus dem Grab Jesu an sich genommen. Über Jerusalem, Edessa und Konstantinopel gelangte es im achten Jahrhundert nach Rom. „Um den Sacco di Roma, 1527, verliert sich die Spur vom Volto Santo, und auf einmal taucht es nach der Legende hier 1638 auf - ein Engel habe es gebracht“, erzählt Petra Maria Steiner die Überlieferung.

Das Tuch wurde schon oft untersucht, in den vergangenen 300 Jahren jedoch nur von außen. Es wurde nicht mehr aus dem Glaskasten genommen. Das letzte Mal, als man das gewagt habe, sei nämlich etwas schiefgelaufen: „Es war weg, man hat kein Gesicht mehr gesehen. Und erst als die Patres dann mit Fasten und Beten wieder darum gebeten haben, dass es zurückkommt, soll es zurückgekommen sein. Aus dieser Angst heraus, und weil es ja hauchdünn ist und 2000 Jahre alt, kam man sozusagen nur das Rundherum untersuchen.“

„Das erste Foto - ohne Fotoapparat“

Eine Theorie besagt, das Tuch sei aus Muschelseide gewoben - auch Byssus genannt. Diese ist feuerfest und nimmt keine Farbpigmente an. Wenn es aber nicht gemalt wurde, wie ist dann das Gesicht auf das Tuch gekommen? Die Erklärung der Schwester ist überraschend konkret: „Ich würde sagen, es ist das erste Foto ohne Fotoapparat. Wenn wir es in unterschiedlichem Licht anschauen, sieht man etwas ganz Erstaunliches. Auf der linken Seite ist eine kleine Pupille. Und eine kleine Pupille hat man nur bei Licht. Das heißt, es muss Licht im Grab vorhanden sein. Aber niemand hat Licht im Grab. Jesus sagt ‚Ich bin das Licht der Welt‘. Im Augenblick der Auferstehung ist Er die Lichtquelle. Die Reflexion seines Auferstehungslichtes schließt die Pupille links. Sie sieht verbrannt aus. Aber Byssus kann man nicht verbrennen. Das heißt, die Energie der Auferstehung war wesentlich stärker als Feuer. Das Licht der Auferstehung hat das Gesicht eingeprägt."

Eine Frage des Glaubens

Für die meisten Christen ist das Tuch eine Ikone, nicht das „wahre Antlitz" Jesu. So sieht das auch die katholische Kirche. Benedikt der XVI. pilgerte 2006 als erster Papst - allerdings in einer privaten Wallfahrt - nach Manoppello. In seiner Ansprache bezeichnete er das Tuch als „Ikone des Heiligen Antlitzes“, nicht als Reliquie.

Ob man das Volto Santo nun für echt hält oder nicht –  es ist keine echte Glaubensfrage. Worauf sich wohl aber alle Christinnen und Christen einigen können, ist die Eucharistie. Die deutsche Ordensfrau Petra Maria Steiner sagt es so: „Das Volto Santo ist nur der Anfang. Die Eucharistie ist das Ende. Jesus hat nicht gesagt: Ich werde Tuch, sondern er hat gesagt: Ich werde Leib.“ 

(vatican news)

 

 

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14. Februar 2020, 12:41