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Österreich: Weihnachten, eine „Stallbotschaft“

Österreichs Bischöfe haben in den Weihnachtsgottesdiensten am Christtag und Heiligen Abend an die tief im Inneren der Menschen vorhandene Religiosität erinnert, die sich gerade an diesem Fest deutlich zeige.

„Gott ist uns nahe. Besonders dort, wo wir schwach, einsam, sündig oder einfach nur offen für Hilfe sind“, fasste der Salzburger Erzbischof Franz Lackner die Weihnachtsbotschaft zusammen.

Kardinal Christoph Schönborn rief auf, den Inhalt der alten Weihnachtslieder zu überdenken, die das Themas der freiwilligen Übergabe des eigenen Herzens an das göttliche Kind, das Thema des Glaubens in Freiheit, variierten. 

Schönborn betonte in seiner Predigt am Christtag im Wiener Stephansdom, dass das Kind in der Krippe der Eigentümer der ganzen Welt und auch der Herzen der Menschen sei. Wenn es im Johannesevangelium heiße, „Aber die Seinen nahmen ihn nicht auf“, dann zeige das, dass sich die Menschen von diesem Kind ihre Autonomie nicht nehmen lassen wollten. „Das Kind will nicht die Unterwerfung. Es wirbt um unsere Freiheit. Deshalb können wir ihm unser Herz schenken. Das kann nur, wer wirklich frei ist“, erinnerte der Wiener Erzbischof. 

Allzu oft - so der Salzburger Erzbischof Lackner - sei heute die Einstellung vorhanden, dass von Gott eigentlich gar nichts zu erwarten sei. Als Korrektur sei hier der Blick auf die Botschaft von Weihnachten hilfreich. Sie zeige nämlich, wie menschenfreundlich Gott in Wirklichkeit sei. „So sind wir eingeladen, von den Hirten damals zu lernen“, sagte Lackner. 

Schmutz und Gestank nicht ausblenden

Das Evangelium über die Geburt Jesu enthalte eine dreifache „Stallbotschaft“, so der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics bei der Weihnachtsmesse am Montag. So würden zum einen „die Dunkelheit, die Enge und Schlichtheit des Stalles“ den Menschen dazu auffordern, sich selbst „von Lebensballast, von Ich-Zentriertheit und von Alltagslärm“ frei und wieder aufmerksam zu machen, um überhaupt eintreten und die Menschwerdung Gottes erleben zu können. „Wer einen dicken Rucksack umhat, der bleibt schon in der engen Stalltür stecken“, so Zsifkovics wörtlich. 

Die zweite Stallbotschaft beinhalte die Erfahrung, „dass wir mit dem Christuskind und mit Josef und Maria nicht alleine im Raum sind“. So seien Ochs, Esel und andere tierische Beobachter im Stall Zeichen dafür, dass bei der Menschwerdung Gottes „Tier und Mensch einander in einem gemeinsamen Raum vor den Augen ihres Schöpfers“ begegnen. 

Eine dritte und letzte Stallbotschaft gehe buchstäblich „durch die Nase. Gott wird Mensch nicht in sterilen Verhältnissen, sondern mitten im Prozess des Lebens“, so Zsifkovics in Hinblick auf den in einem Stall herrschenden natürlichen „Gestank“. Diese Stallbotschaft ergebe ein ganzes „Stallprogramm“ für die Gesellschaft, vor allem für Christen. Sie sei der „Auftrag, auch und gerade dort in unserem Leben, wo die Umstände unerfreulich sind, Gott zu suchen und im festen Blick auf ihn unsere Umgebung positiv zu verändern“. Christus sei dort zur Welt gekommen, „wo Schmutz und Gestank nicht ausgeblendet waren. Und er hat bekanntermaßen auch bei seinem Sterben keine parfümierte Umgebung und keine Wohlfühlkulisse für sich beansprucht. Wir dürfen also darauf vertrauen, dass er gerade dann bei uns Menschen ist, wenn es uns dreckig geht und uns alles zum Himmel stinkt“, so der Eisenstädter Bischof. 

Der Kärntner Bischof Alois Schwarz sagte, Gott habe nicht nur den Christen mit dem Weihnachtsfest „so etwas wie ein Weltkulturerbe“ geschenkt. Es ziehe Gläubige wie Nicht-Gott-Verbundene gleichermaßen an, weil es „einen Sehnsuchtsraum nach Leben und Liebe eröffnet“. 

Scheuer thematisiert Mindestutopie

Bei der Christmette im Linzer Mariendom riet Bischof Manfred Scheuer zu einem Abrücken vom Prinzip der Rivalität und Praktizieren neuer Formen der Kooperation und des Miteinanders. Sowohl die globalen als auch die persönlichen Probleme vieler Einzelner sollten berücksichtigt werden, was von allen Menschen große Lernprozesse erfordere. „Zu diesen gehört nicht nur die gegenseitige Achtung und das Wahrnehmen der Bedürfnisse aller, sondern auch Selbstbeschränkung und der Verzicht auf Egoismen“, so Bischof Scheuer.

Beim Weihnachtshochamt am Montag erinnerte Scheuer in diesem Zusammenhang an die Worte der deutschen jüdischen Dichterin Hilde Domin (1909-2006): „Eine Mindestutopie muss man verwirklichen. Das ist ein Ausdruck, der verdiente in unser Vokabular aufgenommen zu werden, nicht als Besitz, sondern als Stachel. Die Definition dieser Mindestutopie: Nicht im Stich lassen - sich nicht und andere nicht. Und nicht im Stich gelassen werden.“

Politik folgte falscher Logik 

Beim Hochamt im Grazer Dom stellte der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl der Logik der Macht die Logik von Weihnachten - ein Wort in Anlehnung an Papst Franziskus - gegenüber. Diese Logik sei eingeschrieben in die DNA unseres Christseins. Die Menschen seien versucht, der Logik der Macht zu folgen und sich größer zu machen und über andere zu erhaben, indem sie den anderen klein machten. Gott nehme den umgekehrten Weg. 

Bischof Krautwaschl bedauerte, dass gerade die politischen Auseinandersetzungen von 2017 - sowohl öffentlich wie auch in sozialen Medien – „von einer solchen Logik geprägt waren“. Viel sei von sozialer Bindung und vom Zusammenhalt in unserer Gesellschaft verlorengegangen, das „Miteinander“ oft leichtfertig in ein „Gegeneinander“ eingetauscht worden. Es sei Zeit, die Logik der Macht zurückzudrängen und der Logik von Weihnachten zu folgen. Diese müsse man in die Gesellschaft hineintragen, um so als Christen Futtertrog und Nahrung für diese Welt zu sein.

Fragwürdige Fortpflanzungsmedizin

Zur Politik äußerte sich in der Messe im St. Pöltner Dom am Montag auch Bischof Klaus Küng und kritisierte die so genannte „Ehe für alle“ oder die Einführung eines „3. Geschlechts“ in Deutschland. Auch in der Gesetzgebung im Bereich der Fortpflanzungsmedizin gebe es viele Hinweise, dass der Glaube an Gott „einfach beiseite geschoben“ und der Zusammenhang mit der Schöpfungsordnung nicht wahrgenommen werde. 

Doch selbst wenn die Gesellschaft in ihrer großen Mehrheit vom Glauben an Gott abrücke und die entsprechenden Werte missachte, zeige die Erfahrung: „Das, was wahr ist, bleibt trotzdem weiterhin wahr“, betonte Küng: „Und wenn nur einer oder eine die Stimme erhebt und diese Wahrheit zum Ausdruck bringt, werden alle oder fast alle unruhig, weil sie, obwohl sie vielleicht heftig protestieren, in irgend einem Winkel des Herzens auch selbst wissen, dass das Gesagte wahr ist.“ Weihnachten sei eine Einladung, „unsere Freiheit ganz bewusst als Christen wahrzunehmen und unser Leben entsprechend zu gestalten, im Verlangen nach einer noch größeren Freiheit“.

Der Vorarlberger Bischof Elbs ging in seiner Predigt im Dom von Feldkirch auch auf den „sozialen Abstieg“ Gottes ein. Am Beginn der „Revolution Gottes“ stehe eben nicht ein Zeichen der Macht und des Stolzes, sondern die reine Demut. Gott werde zu Weihnachten nicht nur Mensch, um als Mensch unter uns Menschen zu sein. „Er wird auch Mensch, um weiter unten zu sein als viele von uns, weil er sich klein macht und erniedrigt bis ins Letzte“, er habe „Sympathie und Liebe zu den niedrigsten sozialen Schichten“, und so werde er auch deshalb Mensch, so Elbs. 

(kap)

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25. Dezember 2017, 13:08