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Theologe: „Führe uns nicht in Versuchung“ ist präzise Übersetzung

Nach Papst Franziskus Einlassung zur Vaterunser-Übersetzung kocht die Diskussion um den Passus „Und führe uns nicht in Versuchung“ wieder hoch: Wird Gott hier missverstanden? In Frankreich haben die Bischöfe beschlossen, diese Stelle in „Und lass uns nicht in Versuchung geraten“ zu übersetzen.

Nach Papst Franziskus Einlassung zur Vaterunser-Übersetzung kocht die Diskussion um den Passus „Und führe uns nicht in Versuchung“ wieder hoch: Wird Gott hier missverstanden? In Frankreich haben die Bischöfe beschlossen, diese Stelle in „Und lass uns nicht in Versuchung geraten“ zu übersetzen. Der Bibelforscher und Professor an der Ruhr Universität Bochum, Thomas Söding, sagt im Gespräch mit dem Kölner Domradio, dass die Diskussion eines aufzeige: das Gebet dürfe nicht einfach „heruntergeleiert werden“. „Die Übersetzung ist älter als nur 50 Jahre und es ist die richtige Übersetzung des griechischen Wortlauts, der für uns die älteste Traditionsgestalt ist – das heißt, wenn man daran etwas ändern will, muss man im Grunde an der gesamten Jesus-Tradition des Neuen Testaments etwas ändern“, so Söding. Die Übersetzung aus dem Griechischen sei „sehr genau im Deutschen“. Man könne leichte Varianten überlegen, aber „Führe uns nicht in Versuchung“ sei präzise. „Es ist auch der lateinischen Bibelübersetzung entsprechend, die an dieser Stelle ebenfalls sehr genau ist. Das heißt, sie ist provokativ, sie ist herausfordernd und genau deswegen reden wir darüber“, fügt Söding an.

Nun hatte Franziskus selber auf einen Beschluss der französischen Bischöfe verwiesen, die offizielle Übersetzung zu ändern. In französischen Gottesdiensten heißt es seit dem ersten Adventssonntag eben: „Lass uns nicht in Versuchung geraten.“ Söding:

„Das ist meines Erachtens keine Übersetzung, sondern eine Paraphrase. Man muss dazu sagen, dass es in den französischen Kirchen früher hieß: ,Unterwerfe uns nicht der Versuchung´ – und das wäre in der Tat ein brutales Gottesbild. Das war nötig, es zu verändern. Aber meines Erachtens hat man da des Guten zu viel getan und das Gottesbild ein wenig weichgezeichnet. Die Sache ist ja sehr ernst. Wenn ich an Gott eine Bitte richte, so wie Jesus mich zu beten gelehrt hat, dann versuche ich Gott nicht zu etwas zu bewegen, was er nicht von sich aus auch täte. So wie Jesus das in Gethsemane gebetet hat: Nicht mein Wille geschehe, sondern deiner. Das ist die Grundhaltung des Gebets. Das heißt, wenn gebetet wird ,Führe uns nicht in Versuchung´, ist nicht Gott als Monster gezeichnet, sondern es wird zum Ausdruck gebracht: Würdest du mich in Versuchung führen, ich würde nicht bestehen. Aber danke, dass du es nicht tust, und das bringe ich dir gegenüber zum Ausdruck.“

(domradio)

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08. Dezember 2017, 17:11