Erzbischof Schick, hier beim Besuch in einem Flüchtlingslager Erzbischof Schick, hier beim Besuch in einem Flüchtlingslager 

„Man kann mit afrikanischen Bischöfen reden – auch über Homosexualität“

Der Weltkirchen-Verantwortliche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, nimmt afrikanische Bischöfe vor Fundamentalismus-Vorwürfen in Schutz. Man könne mit ihnen zum Beispiel durchaus über das Thema Homosexualität diskutieren.

Stefan von Kempis - Vatikanstadt

„Darüber kann man sprechen, darüber haben wir auch immer wieder gesprochen! Die afrikanischen Bischöfe stehen hinter dem Katechismus der katholischen Kirche – aber sie wollen keine Propaganda für Homosexualität und keine Lobbyarbeit, das lehnen sie ab.“

Schick hat in den letzten Tagen an einem deutsch-afrikanischen Bischofstreffen teilgenommen. Es war das siebte seiner Art und fand auf Madagaskar statt.

„Die nehmen die Debatten in Deutschland schon wahr“, sagte der Erzbischof im Vatican-News-Interview auf die Frage, ob afrikanische Bischöfe über den Kommunionstreit oder die Kruzifixdebatte auf dem laufenden seien. Afrikas Bischöfe informierten sich über solche Themen per Internet. Zwar habe ihn keiner in Madagaskar auf das Thema Kruzifix angesprochen, doch sei klar, dass afrikanische Bischöfe sich immer freuten, wenn irgendwo Kreuze aufgehängt würden.

 

Kommunionempfang: Der Auftrag des Papstes wird erfüllt

 

Schick geht davon aus, dass in der Meinungsverschiedenheit unter deutschen Bischöfen zum Thema Kommunionempfang für Protestanten in Ausnahmefällen bald eine Lösung gefunden wird. „Wir werden darüber sprechen. Der Heilige Vater hat uns aufgetragen, dass wir darüber reden und einen möglichst einmütigen Konsens finden sollen, im Rahmen der Gesamtkirche. Das ist uns aufgetragen, und wir werden diesen Auftrag zu erfüllen trachten.“

Die regelmäßig stattfindenden deutsch-afrikanischen Bischofstreffen sind aus der Sicht des Weltkirchen-Verantwortlichen keine Routinesache. „Afrika ist uns sehr wichtig, weil es gerade in den letzten Jahrzehnten für die Kirche zu einem Kontinent der Hoffnung geworden ist: Es gibt sehr viele Priesterberufungen dort und viele Möglichkeiten, dass Kirche die Gesellschaft gut beeinflusst. Wir gehören einfach sehr eng zusammen – wir sind die Kontinente, die sich am nächsten sind.“

„Wir sind die Kontinente, die sich am nächsten sind“

Migration sei beim letzten Bischofstreffen in Deutschland das Hauptthema gewesen. Diesmal ging es um die „ganzheitliche Entwicklung des Menschen“ – „weil wir glauben, dass damit auch etwas zur Bekämpfung von Fluchtursachen gesagt wird“. „Wenn sich der Mensch ganzheitlich entwickeln kann, dann braucht er nicht zu fliehen!“

Immer mehr afrikanische Priester helfen mittlerweile in deutschen Pfarreien aus oder leiten sogar Pfarrverbände; Erzbischof Schick weiß, dass das für manche Kirchgänger in unseren Breiten gewöhnungsbedürftig ist. Doch er sagt: „Wir sind katholische Kirche – und katholisch heißt weltweit. Darum ist es wichtig, dass es auch in Deutschland Priester aus Afrika gibt, oder dass wir freiwillige junge Menschen für ein Jahr in verschiedene Bistümer Afrikas schicken.“

Hier können Sie unser Interview mit Erzbischof Schick hören.

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28. Mai 2018, 12:01