D: „Glaube verbindet“ betonen Kirchen zur Interkulturellen Woche
Das Leitwort der diesjährigen Ausgabe lautet „Vielfalt verbindet“. Geplant seien mehr als 5.000 Veranstaltungen an über 500 Orten im gesamten Bundesgebiet, teilte die Deutsche Bischofskonferenz am Dienstag mit. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat dazu zusammen mit dem Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, sowie dem Vorsitzenden der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, Metropolit Augoustinos, ein „Gemeinsames Wort“ verfasst. Darin beschreiben die drei Vorsitzenden Deutschland als Land mit langer Geschichte und gewachsener kultureller Prägung und zugleich als Land, das offen ist für Menschen, die eigene Traditionen mitbringen: „Vielfalt ist Alltag in unserem Land.“
Bei allen Vorteilen, die sie mit sich bringe, könne Vielfalt durchaus auch eine Herausforderung für das Zusammenleben und den Zusammenhalt in einem Gemeinwesen darstellen: „Wir leben in Zeiten, in denen die Fundamente unseres Zusammenlebens in Frage gestellt werden. Zivilisatorische Errungenschaften, wie das friedliche Miteinander in einem geeinten demokratischen Europa, sogar die universelle Geltung der Menschenrechte, scheinen an Gewicht zu verlieren. Rechtspopulistische, ja rassistische Strömungen gewinnen an Zulauf.“ Kardinal Marx, Landesbischof Bedford-Strohm und Metropolit Augoustinos beklagen, dass sich Ablehnung von Fremden, anderen Meinungen, von Angehörigen jüdischer und islamischer Gemeinden oder von anderen Lebensentwürfen in gewalttätigen und menschenfeindlichen Übergriffen äußert.
Die Bischöfe richten ihren Blick außerdem auf die eigenen Kirchen und betonen, dass es auch unter Christen Tendenzen der Ausgrenzung und Abschottung gebe und Einheit manchmal mit Einheitlichkeit verwechselt werde: „Dabei gehört Vielfalt konstitutiv zum Wesen der Kirche. Der Glaube verbindet Menschen über Ländergrenzen, Sprachen und Kulturen hinweg. In der Nachfolge Jesu verlieren Unterschiede ihre trennende Macht.“
Die Kirche stehe in besonderer Weise an der Seite der Schutzbedürftigen, bei denen, die sich nicht selbst helfen können. Kritisch betrachten die Bischöfe in ihrem Wort die Kriminalisierung der Seenotrettung an den Außengrenzen Europas und setzen sich mit Nachdruck dafür ein, „dass Menschen, die bei uns Schutz suchen, nicht dauerhaft von ihren engsten Angehörigen getrennt werden“. Dabei gehe es auch um eine humane und verantwortungsvolle Lösung beim Familiennachzug. Außerdem müsse ein kritischer Blick auf die großen Aufnahmeeinrichtungen gelenkt werden, in denen neu ankommende Geflüchtete künftig getrennt von der Außenwelt untergebracht werden sollen. Integration werde so erschwert.
Mit dem Gemeinsamen Wort wenden sich die Bischöfe an alle, die sich für die Interkulturelle Woche engagieren, und rufen zum Dialog auf: „Die politisch Verantwortlichen und wir alle sind gefragt, unseren Beitrag zu einem guten Miteinander zu leisten. Um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu sichern, brauchen wir Orte, an denen Menschen in ihrer Verschiedenheit frei von Angst und Abwertung miteinander reden können – nicht anonym, sondern von Angesicht zu Angesicht.“ Die Interkulturelle Woche könne ein solcher Ort sein: „Auch dieses Jahr zeigt sich wieder: Überall in unserem Land gibt es ein vielfältiges Engagement für das friedliche und gute Zusammenleben. Dafür sind wir dankbar.“
(pm – mg)
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