D: Pax Christi kritisiert Militärbischof Overbeck
Der Militärbischof weiche dem Problem aus, indem er den Blick auf die Gewissensentscheidung des Einzelnen lenke, heißt es in einem Offenen Brief der Friedensbewegung. Verfasst wurde er vom Sprecher der Pax-Christi-Kommission Friedenspolitik, Christof Grosse, sowie fünf weiteren Mitgliedern anlässlich des „Tages der Militärseelsorge“ am Freitag auf dem Katholikentag. Die Militärseelsorge solle nicht nur für „Menschen in ihren Gewissensentscheidungen“ eine Stütze sein, die sich bereits „für eine aktive und direkte Beteiligung am Militärgewaltsystem“ entschieden haben, heißt es in dem Brief. Sie solle auch zur Einschränkung militärischer Gewalt oder zu deren Verhinderung beitragen können, so der Sprecher.
Konkret kritisieren die Autoren ein Interview Overbecks im Bonner General-Anzeiger vom Jahresbeginn, das mit der Überschrift „Ich bin nicht dazu da, Waffen zu segnen“ betitelt war. Zwar segne der Militärbischof im rituellen Sinn keine Waffen, trage aber durch seine Amtsausübung „höchstwahrscheinlich zur Verstärkung und Perpetuierung des 'Mythos erlösender Gewalt'“ bei, so Grosse. Daher sei er „sehr wohl dazu da, im politischen und kulturellen Sinn 'Waffen zu segnen'“. Die Unterzeichner könnten, „da wir unter 'segnen' nicht ein magisches, sondern ein psycho-soziales Geschehen verstehen, die Titel-Aussage Ihres Interviews kaum anders denn als Ausdruck von Selbsttäuschung verstehen“.
Overbeck schätze die militär- und sicherheitspolitischen Entwicklung der Bundeswehr seit dem Mauerfall „offensichtlich durchweg positiv“ ein, lautet ein weiterer Kritikpunkt. Das reiche über die Beschwörung „weltweite(r) Gefahren“ als treibende Kraft der Umwandlung der einst grundgesetzlich verankerten Verteidigungsarmee in eine „Armee im Einsatz“, bis hin zu einem vorbehaltlosen Lobspruch auf die Bundeswehr als „Parlamentsarmee“ mit „klaren ethischen Standards“. Der Essener Bischof Overbeck ist seit 2011 der Katholische Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr. Die internationale Pax-Christi-Bewegung entstand nach dem Zweiten Weltkrieg und ist heute in mehr als 60 Ländern aktiv.
(katholisch.de – mg)
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