Soldatenwallfahrt Lourdes: „Beten und Feiern für Frieden“
Gudrun Sailer - Lourdes
Die Militär-Wallfahrt findet in diesem Jahr bereits zum 60. Mal statt. Am Freitagvormittag feierte Bischof Freistetter an der Lourdes-Grotte eine Messe für deutschsprachige Pilgerinnen und Pilger. Dabei wurde der Tiroler Clemens Link in den Stand der Katechumenen aufgenommen, das heißt, er bereitet sich auf die Taufe vor. Gudrun Sailer bat Bischof Freistetter nach der Messe vors Mikrofon.
Vatican News: Soldatinnen und Soldaten gehören heute von ihrem Selbstverständnis her nicht so sehr „Streitkräften“ an, sondern Kräften zur Sicherung des Friedens. Auch das Motto der diesjährigen Lourdes-Wallfahrt der Soldaten ist „Pacem in Terris“, Frieden auf Erden. Welche Bedeutung hat die Internationale Wallfahrt der Soldaten nach Lourdes heute für Europa?
Bischof Freistetter: Die Soldatenwallfahrt nach Lourdes ist für die Militärseelsorge in Österreich, Deutschland und vielen anderen Ländern immer ein besonderes Ereignis. Was hier zum Tragen kommt ist die Entstehungsgeschichte – dass eine Versöhnungswallfahrt zwischen französischen und deutschen Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg stattgefunden hat, das ist der Ursprung der Wallfahrt. Das hatte einen solchen Erfolg, dass es sich zu einer internationalen Wallfahrt entwickelt hat. Und das ist besonders eine Fügung der Vorsehung, der Gnade Gottes, dass es möglich war, dass diese beiden Länder und Europa überhaupt Frieden gefunden haben nach jahrhundertlanger Feindschaft und blutigen Kämpfen. Das versuchen wir den Soldaten als erstes zu vermitteln, dass das der Ursprung ist und dass es daher hier um ein großes Anliegen geht.“
Vatican News: Was bedeutet diese Soldatenwallfahrt des Friedens in einem Europa, das derzeit viele Schwierigkeiten zu meistern hat, heute, 60 Jahre nach Gründung der Wallfahrt?
Bischof Freistetter: Es erinnert uns an die Aufgabe, die wir bei allen politischen Auseinandersetzungen und Schwierigkeiten immer haben – die Zukunft Europas und ich würde sagen die Zukunft der Welt wird davon abhängen, dass wir als Gemeinschaft unterschiedlicher Staaten und Kulturen Wege zum Frieden finden. Es kommen ja nicht nur Soldaten aus Europa, sondern auch aus anderen Länder, Afrika zum Beispiel. Dass hier gefeiert wird und um Frieden gebetet wird, ist sicherlich ein Erlebnis, das an die tiefsten Dimensionen auch des Soldatenseins rührt. Man betet auch für die Gefallenen und Verwundeten und möchte die Streitkräfte, die wir immer noch sind, daran erinnern und tief in die Herzen der Soldatinnen und Soldaten einpflanzen, dass die Legitimation des Soldatenseins nur im Dienst am Frieden besteht. In manchen Situationen muss der Schutz von schwachen, verfolgten, unterdrückten Menschen auch mit der Waffe erfolgen – nach sehr strengen ethischen Kriterien. Aber das letzte Ziel ist immer das, was die Friedensenzyklika Johannes XXIII. gesagt hat: Friede auf Erden.
Vatican News: Sie hatten die Gnade, beim Gottesdienst an der Lourdesgrotte einen jungen Soldaten ins Katechumenat aufzunehmen, der bereitet sich nun also auf die Taufe vor. So etwas passiert nicht alle Tage!
Bischof Freistetter: Nein, das passiert nicht alle Tage, deswegen habe ich mit dem verantwortlichen Militärpfarrer beschlossen, dass wir hier in Lourdes in dieser Feier ihn aufnehmen, und es wird bei jedem Gottesdienst, den wir feiern, ein Stück dieser Aufnahmeriten begangen werden. Ich glaube, es ist auch für die teilnehmenden Soldatinnen und Soldaten und für alle Pilger etwas Besonderes, weil es so selten ist, dass ein erwachsener Mann sich auf den Weg der Taufe macht. Für uns ist es eine große Freude.
Vatican News: Soldaten sind oft jüngeren Alters. Wie ist ihre religiöse Befindlichkeit? welche Entwicklungen beobachten Sie da in den letzten Jahren?
Bischof Freistetter: In der Militärseelsorge, in den Armeen haben wir einen Querschnitt junger Leute aus dem ganzen Land, vorwiegend Männer im jungen Erwachsenenalter. Das ist für die Militärseelsorge eine besondere Chance, an Menschen heranzukommen, mit ihnen in Verbindung zu treten, die schon ganz lange keine Kirche mehr von innen gesehen haben - vielleicht überhaupt nicht. Wir hatten Kontingente im Auslandseinsatz, davon waren zwei Drittel aus der Kirche ausgetreten. Das Interessante ist aber, dass hier ein Interesse besteht – manchmal ein distanziertes, aber doch im Grund genommen meist ein freundliches Interesse. Wir haben hier eine einmalige Chance, hier Kirche erfahrbar zu machen, einmal außerhalb der medialen Berichterstattung, die oft negativ getönt ist. Und hier einfach darzustellen, feiern zu lassen, was Kirche im Innersten ist: Eine Gemeinschaft der Glaubenden, die aus der Hoffnung leben.“
Vatican News: Was steht bei der Soldatenwallfahrt im Vordergrund, das Beten oder die Feten?
Bischof Freistetter: „Man muss einen guten Ausgleich finden zwischen diesen beiden Elementen, es gehört beides dazu! Das Beten und die liturgische Feier, die Besinnung und innere Einkehr steht im Mittelpunkt, aber es handelt sich um junge Leute, und da gehört das eben dazu. Die Feten sind nicht nur ein Trinkgelage, sondern man kommt ja in dieser entspannten Laune mit anderen Soldaten zusammen. Die persönlichen Begegnungen, das Kennenlernen, der Austausch findet halt bei der Fete statt.“
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