Interview: Neuer Chef des Malteser-Hilfsdienstes
„Wenn es uns gelingt, durch unseren Dienst am Nächsten und an Bedürftigen das Antlitz Jesus zu sehen und ihm unsere Liebe, unsere Aufmerksamkeit, unsere Zuwendung zu schenken, dann ist das ein Christus-Dienst.“ Das sagte Khevenhüller im Gespräch mit dem Kölner Domradio. „Das entspricht auch unserer Mission und unserem Auftrag: Tuitio fidei et obsequium pauperum. Also: Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen.“
Not macht nirgendwo Halt
Der neue Chef des Malteser-Hilfsdienstes ist ein kosmopolitischer Mensch: Er hat eine Rinderfarm in Uruguay. „Unser Dienst gilt dort, wo Menschen in Not sind, wo Bedürftige sind, wo Menschen alleingelassen sind, wo Kinder ohne Versorgung dastehen. Das ist ein Thema, das sowieso global ist und keine Grenzen kennt. Das macht leider nirgendwo Halt. Selbst bei uns hier in Deutschland, in einem reichen Land, nicht. Auch hier gibt es Not – und sowieso in vielen Ländern rund um uns herum, die vielleicht nicht diesen Wohlstand haben, den wir haben.“
Natürlich engagiert sich der Malteser-Hilfsdienst auch für Migranten und Flüchtlinge. Ein Beispiel: der sogenannte Integrationslotse.
Die Idee der Integrationslotsen hat sich durchgesetzt
„Die Idee der Integrationslotsen ist eigentlich sogar eine Idee des Malteser Hilfsdienstes, die uns gelungen ist bei der Bundesregierung beziehungsweise bei den zuständigen Behörden zu platzieren. Hier versuchen wir den Menschen, die hierhergekommen sind und die keine Orientierung haben, eine Hilfestellung zu geben, damit sie sich zurechtfinden.“
Aber die Malteser tun noch viel mehr für Migranten und Flüchtlinge. „Wir haben viele Menschen in Not in den Flüchtlingsbewegungen gleich von Anfang an mit übernommen, mitversorgt, mitbetreut, damit sie überhaupt irgendwo hinkommen.“
Freiwilliges Ehrenamt kann manchmal mehr bewirken
Khevenhüller ist davon überzeugt, dass freiwilliges Ehrenamt, wie es für den Malteser-Hilfsdienst kennzeichnend ist, manchmal sogar mehr bewirken kann als bezahlte Dienstleistungen.
„Das ist aus unserem Selbstverständnis zu sehen. Unsere Hilfe ist für uns eine Motivation aus unserem christlichen Hintergrund heraus - also auch mit sehr viel Liebe verbunden und mit persönlicher Zuwendung. Es ist ein Unterschied, ob ich einen Kranken vielleicht versorge oder ob ich ihm auch wirklich die Hand halte, mit ihm vielleicht ein Gebet spreche, ihn zärtlich streichle, wenn es notwendig ist, in seinem Schmerz in seiner Not. Und dieser Beitrag, den kann ich nicht mit Geld bezahlen. Wenn einer freiwillig diesen Dienst tut, dann tut er ihn ja, weil es ihm ein Herzensanliegen ist. Deshalb ist vielleicht das ehrenamtliche Engagement so hoch zu bewerten.“
Manchmal genügt schon ein Dank
Natürlich wünscht sich auch Khevenhüller von der Politik mehr Hilfe für ehrenamtlich engagierte Menschen wie die Mitglieder des Malteser-Hilfsdienstes. Aber ihm schweben da keine Gesetzesänderungen oder dergleichen vor.
„Auf der einen Seite genügt es vielleicht schon, einen Dank auszusprechen! Das hilft uns schon. Es ist immer schön, wenn anerkannt wird, welchen Dienst wir leisten. Auf der anderen Seite gibt es natürlich eine Vielzahl von Punkten, wo die Politik durchaus noch Raum für Potenzial hat, zum Beispiel bei steuerlichen Fragen oder Fragen, die das Arbeitsrecht vorsieht. Es gibt also viele Bereiche, wo die Politik durchaus noch Chancen hat, ehrenamtliches Engagement in unserer Gesellschaft besser zu positionieren.“
Darüber wolle er mit Politikern ins Gespräch zu kommen versuchen, kündigt der neue Präsident des Malteser-Hilfsdienstes an.
„Denn unsere Gesellschaft braucht ehrenamtliches Engagement. Wir können nicht sämtliche Leistungen bezahlt erbringen. Wir können nicht alles dem Staat überlassen. Wir müssen schon auch selber für uns Verantwortung übernehmen und unseren Beitrag leisten. Das soll nur anerkannt werden und es soll nur sein seine Position, seinen Standort haben, innerhalb unseres Lebens in der Gesellschaft.“
(domradio – sk)
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