Besorgt um die Sonntagsruhe: Kardinal Christoph Schönborn Besorgt um die Sonntagsruhe: Kardinal Christoph Schönborn 

Kardinal Schönborn: „Rührt bitte nicht den Sonntag an!“

Mit einem deutlichen Appell an die politisch Verantwortlichen hat Kardinal Christoph Schönborn die Kritik der Österreichischen Bischofskonferenz am geplanten Arbeitszeitgesetz bekräftigt. Wieder einmal werde an der gesetzlich verankerten Sonntagsruhe gerüttelt, so Schönborn in seiner Freitags-Kolumne in der Gratis-Zeitung „Heute“.

Man versuche die Veränderungen klein zu reden und die Menschen damit zu beschwichtigen, analysiert der Kardinal in seinem Kommentar. Seit Jahren bemühe sich jedoch eine breite „Allianz für den Sonntag“ um den Schutz und Erhalt des arbeitsfreien Sonntags. Kirchen, Gewerkschaften, Gewerbetreibende seien gemeinsam in dieser Allianz verbunden, erinnert der Kardinal und betonte weiter wörtlich: „Wir alle wissen, dass das Leben am Sonntag nicht stillstehen kann. Daher müssen viele am Sonntag arbeiten, in vielen Dienstleistungen. Und doch macht es einen großen Unterschied, ob der Sonntag grundsätzlich der wichtigste Ruhetag der Woche ist, oder ob er allmählich zu einem Arbeitstag wie alle anderen wird.“

Arbeit und Ruhe bräuchten gerade in Zeiten, in denen der Arbeitsstress zunehme, ein ausgewogenes Verhältnis, so Schönborn. Davon würden schließlich alle profitieren, „die Familien, die Vereine, die Freiwilligenorganisationen, der gesellschaftliche Zusammenhalt“.

„Demokratiepolitisch bedenklich“

 

Die österreichische Bischofskonferenz hat am Donnerstag heftige Kritik an den Plänen der Regierung zur Änderung des Arbeitszeitgesetzes geübt. „Die beabsichtigten Gesetzesänderungen verletzen völkerrechtliche Verpflichtungen der Republik Österreich“auf Grundlage des Konkordats und seien „verfassungsrechtlich bedenklich“, hieß es wörtlich in einer Stellungnahme. Die Planung derart umfassender Gesetzesänderungen ohne Begutachtungsverfahren sei zudem auch „demokratiepolitisch bedenklich“ und „eine Geringschätzung des Familienlebens mit gravierenden Auswirkungen auf die gesellschaftliche Ordnung“.

Nach Inkrafttreten der geplanten Gesetzesänderungen würde es Betrieben möglich sein, die Arbeitnehmer an jedem beliebigen staatlichen Feiertag oder Wochenendtag zur Arbeitsleistung zu verpflichten, warnte die Bischofskonferenz in ihrer Stellungnahme. Die Bischofskonferenz befürchtet weiters einen „Dammbruch“ hinsichtlich der Beschränkungen der Ladenöffnungszeiten an Sonn- und Feiertagen.

Breite Öffentliche Kritik

 

Öffentliche Kritik am Gesetzesvorhaben kam in diesen Tagen von vielen kirchlichen Stellen; so vom Katholischen Familienverband Österreich, der Österreichischen Plattform für Alleinerziehende, der Allianz für den freien Sonntag, der Katholischen Arbeitnehmerbewegung, der Arbeitsgemeinschaft Kirchlicher Dienstnehmer Österreichs oder der Betriebsseelsorge Oberes Waldviertel.

 

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29. Juni 2018, 12:55