D: Erzbistum Köln fürchtet Personalschwund
Die ernüchternde Statistik gehe davon aus, dass sich die Zahl des Seelsorgepersonals von derzeit 1.100 auf 500 bis 600 reduzieren werde und somit viele Seelsorgeangebote und Gottesdienste vor Ort wegfallen werden. Der Kölner Erzbischof bliebe aber Optimist und nicht hoffnungslos, sondern empfehle einen „geistigen Weg" in Zukunft, auch wenn er davon ausgehe, dass Gemeinden sterben werden.
Mangel an Mitgliedern und Kirchgängern
Der Schwund betreffe auch die Mitglieder der Kirche: Seit 1995 sank die Zahl der Katholiken in der mitgliederstärksten deutschen Diözese von 2,4 Millionen Katholiken um fast eine halbe Million auf 1,99 Millionen. Dies sei bedingt durch mehr Sterbefälle als Taufen. Gingen Mitte der 90er noch 15 Prozent regelmäßig in die Sonntagsmesse, so seien es heute nur noch 8,5 Prozent. Tendenz weiter fallend.
Der Finanzdirektor Hermann Josef Schon gehe dementsprechend auch von sinkenden Kirchensteuereinnahmen aus und erwarte um ein Prozent zu reduzierende Aufwendungen.
Man dürfe nicht in Depressionen verfallen oder sich dem Abwärtstrend einfach hingeben, betonte Kardinal Woelki, aber die „Erosion des kirchlichen Lebens" sei eine Realität, die es wahrzunehmen gelte. Es ermutige ihn, dass so viele Menschen das Vertrauen haben, dass man miteinander die Zukunft gestalten könne. Diese Zuversicht sehe er in den Gemeinden, bei den Seelsorgern oder auch im Generalvikariat. Entscheidend sei es, auf dem Weg zu bleiben, Gott entgegen, so der Kardinal. Der Begriff „Pastoraler Zukunftsweg“ sei deshalb ein ‚Arbeitstitel‘ im besten Sinne: „Ärmel hoch und anpacken“, betonte er.
Woelki empfiehlt „geistlichen Weg“
Der Erzbischof rief dazu auf „daran zu glauben, dass wir eine Zukunft als Kirche von Köln haben". Und zwar auf einem „geistlichen Weg": Nicht nur die hauptamtlichen Seelsorger, sondern alle Gläubigen sollten daran mitwirken, der Kirche vor Ort ein Gesicht zu geben. Konkret werden könne dies in einem „Sendungsraum" - einem Netz aus meist zwei bis vier Seelsorgebereichen, die nicht strukturell zusammengelegt würden, sondern einen Raum und Zeit erhielten, damit alle Akteure miteinander Verantwortung übernehmen könnten. Elf solcher Sendungsräume gebe es inzwischen im Erzbistum, darunter einer für die 38.500 Katholiken im Zentrum der Domstadt.
Die weitere Entwicklung sei völlig offen und der Leiter der Hauptabteilung Seelsorgebereiche, Markus Bosbach, nannte dies bewusst eine „Zumutung einer Nicht-Struktur". Zwar würden Strukturfragen nicht gänzlich ausgeklammert, sie seien aber nachrangig. Die Menschen vor Ort seien gefordert zu entscheiden, wann und in welcher Kirche ein Gottesdienst (nicht mehr) gefeiert werde und welche karitativen Angebote bestehen bleiben sollten.
Woelki räumte ein, dass die Begriffe „Pastoraler Zukunftsweg" und „Sendungsräume" inzwischen auf Aggressionen und Unverständnis stießen. Dabei gehe es aber nicht um eine „fromme Soße", die die Realität verkleistern wolle
Laienvertreter begegnen dem Prozess mit Skepsis, da sie den Verlust der religiösen Heimat vor Ort befürchten. Angesichts des Priestermangels würden nur bisherige Seelsorgestrukturen abgesichert, so die Kritik. Kardinal Woelki betonte jedoch mit Blick auf die Forderung, dass Laien die Leitung von Gemeinden anvertraut werden solle, die Letztverantwortung durch einen Priester.
(kna/pm - ck)
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