D: Auch der Papst gratuliert der „Tagespost" zum 70. Geburtstag
Die unter jahrelangem Auflagenschwund leidende katholische Wochenzeitung war im vergangenen Winter in einer beispiellosen Rettungsaktion durch Leserspenden in sechsstelliger Höhe gerettet worden. Seither sind die Verkaufszahlen wieder leicht gestiegen, Ende Juni wurden knapp 9.400 Exemplare abgesetzt. Der Vorsitzende der Trägerstiftung, Norbert Neuhaus, sagte, in den nächsten Jahren müssten 5.000 neue Abonnenten geworben werden, um wirtschaftlich stabil bleiben zu können. Als „letzte verbliebene unabhängige katholische Zeitung in Deutschland" wolle „die Tagespost" einer „Renaissance des Glaubens" den Weg bereiten.
Der Kölner Bestsellerautor Manfred Lütz rief in seiner Festrede zur Überwindung innerkirchlicher Grabenkämpfe auf. Konservative und progressive Katholiken sprächen heute so abschätzig übereinander, wie es einst Katholiken und Protestanten getan hätten. Das Geheimnis der katholischen Kirche sei jedoch ihre Vielfalt. Dass es in ihr unterschiedliche Menschen gebe, müsse ertragen werden. Die Entscheidung, wer der bessere Katholik sei, könne man getrost dem lieben Gott überlassen.
Der Psychiater und Theologe forderte auch dazu auf, mit dem Jammern aufzuhören, etwa über rückläufigen Kirchenbesuch. Der nämlich sei bei Jesus auch nicht höher gewesen als acht Prozent. Von den zwölf Aposteln sei als einziger Johannes unter dem Kreuz gestanden, „alle anderen waren weg", so Lütz, der auch als Kabarettist auftritt. Die Krise der Kirche habe zwei Ursachen: Die Menschen glaubten nicht mehr an Gott, und die Christen schämten sich für ihre Geschichte, ohne sie zu kennen.
„Nicht nach rechts abgedriftet"
Der Redaktion der „Tagespost" bescheinigte Lütz, in schwierigen Zeiten Kurs gehalten zu haben. So sei das Blatt „nicht nach rechts abgedriftet". Zugleich wüssten viele Katholiken nicht mehr, wen sie wählen sollten. Auch sei es „gar nicht so leicht", die papsttreuen Katholiken papsttreu zu halten. Der aktuelle Papst sei Franziskus und eine „Chance für die Evangelisierung", die weithin noch gar nicht genutzt werde.
Die „Tagespost" feierte ihr Jubiläum mit einem Pontifikalgottesdienst in der Wallfahrtskirche „Käppele", zelebriert vom polnischen Bischof Jan Kopiec (Gliwice/Gleiwitz). Als einziger deutscher Bischof nahm der emeritierte Fuldaer Hirte Heinz Josef Algermissen an den Feierlichkeiten teil. Den Festakt auf der Würzburger Marienfestung verfolgten rund 200 Leser und Förderer des Blattes.
(kap – gs)
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