D: Regierung fordert umfassende Aufarbeitung des Missbrauchs in der Kirche
„Menschen, die so etwas tun, haben in keinem Amt der Kirche etwas zu suchen.“ Das erklärte Familienministerin Franziska Giffey in Berlin. Die Kirche müsse ein Vereinbarung schließen, dass „alle Ebenen daran arbeiten“, dass diese Menschen nicht weiter ihr „Unwesen“ treiben könnten. Giffey äußerte sich auf einem Kongress mit Betroffenen von sexueller Gewalt in Berlin.
Indes hat sich auch der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki zu Wort gemeldet. „Zu tiefst betroffen“ schäme er sich für „seine Kirche“. Das erklärte er am Freitag in einem Beitrag für Domradio.de. Wer sich als Seelsorger und Diener Gottes an Menschen schuldig gemacht habe, der habe seine Aufgabe „pervertiert“.
Nach Bekanntwerden der ersten Ergebnisse der Studie über Missbrauch in der katholischen Kirche nannte es Woelki beschämend, dass die Kirche solche Taten zugelassen habe und „dass nachweislich vertuscht wurde, weil man den Ruf der Institution über das Wohl des Einzelnen gestellt hat“. Dem wolle er entgegentreten. „Ich dulde in unserem Erzbistum keinerlei Vertuschung.“ Als Erzbischof sei er zudem dafür verantwortlich, dass sexueller Missbrauch nie mehr vorkomme, auch wenn Fachleute sagten, dass man diesen hundertprozentig nie verhindern könne und die Täter oft äußerst gerissen vorgingen.
Am Mittwoch waren erste Ergebnisse einer Studie der Deutschen Bischofskonferenz bekanntgeworden. Demnach gab es in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe von mindestens 1.670 mutmaßlichen Tätern, darunter mehrheitlich Priester. Bei den zwischen 1946 und 2014 erfassten Betroffenen handelte es sich überwiegend um männliche Minderjährige; mehr als die Hälfte war zum Tatzeitpunkt jünger als 14 Jahre. Die komplette, mehrere hundert Seiten umfassende Auswertung wollen die Bischöfe am 25. September bei ihrer Herbstvollversammlung in Fulda vorlegen.
(kna – ros)
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