D: Kardinal Marx warnt vor „Unachtsamkeit und Klerikalismus“
Er warnte die Kirche ausdrücklich davor, Kritik am Umgang mit dem Thema beiseite zu schieben: „Wir sollten Kritik als Ermutigung begreifen, diese Aufgabe anzupacken.“ Die Verantwortlichen in der Kirche müssten „hinschauen, hören und Konsequenzen ziehen – das wird ein schmerzvoller Prozess“, sagte Marx, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Berater von Papst Franziskus ist. „Es ist nicht einfach, sich darüber auszutauschen, aber wir dürfen der Herausforderung nicht ausweichen.“ Jeder, der ein geistliches Leben führe, wisse, dass manchmal ein „toter Punkt“ komme, eine Hoffnungslosigkeit, und man sich frage, wie es mit der Kirche weitergehen solle. „Ich bin überzeugt, es kommt eine große Veränderung.“
Neben vielen positiven Seiten müsse man auf das „Dunkle schauen. Sünde und Gewalt ziehen sich durch die Geschichte der Kirche.“ Dies werde nun durch die neue Studie, die in der kommenden Woche bei der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz auf der Tagesordnung steht und der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll, neuerlich mit voller Wucht sichtbar. „Es ist zutiefst verstörend, dass Menschen innerhalb der Kirche Böses erfahren durch Menschen, die das Evangelium verkünden sollen.“
Marx erinnerte daran, dass Priester in Vertretung Christi eingesetzt seien. „Es ist ein riesiger Anspruch.“ Priester seien aber nicht die „Herren des Glaubens der Menschen“, sondern die „Diener ihrer Freunde, die sie ermutigen sollen“. Der Kardinal sagte, die Kirche müsse die Begabungen der Laien „noch mehr wertschätzen als bisher“. Das Volk Gottes mit seinen unterschiedlichen Begabungen sei ein „großer Reichtum“.
Eigentliches Thema des turnusgemäßen Priestertages war „Kirche in einer digitalisierten Welt“. Die an den Gottesdienst anschließende Tagung dazu fand in den Räumen der Katholischen Akademie Bayern statt.
(pm - cs)
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