Kardinal Christoph Schönborn, der Erzbischof von Wien Kardinal Christoph Schönborn, der Erzbischof von Wien 

Österreich: „Vielleicht eines Tages auch Frauen als Diakone"

Kardinal Christoph Schönborn von Wien hat in der Debatte über den Frauendiakonat Offenheit signalisiert.

Es habe Diakoninnen in der Kirche gegeben, in manchen Ostkirchen gebe es sie bis heute, sagte der Erzbischof von Wien am Samstag im Stephansdom. „Grundsätzlich ist das offen", so der Kardinal. Schönborn berichtete, er habe erst vor wenigen Tagen 14 verheiratete Männer zu Ständigen Diakonen geweiht. „Vielleicht eines Tages auch Frauen als Diakone", zitiert ihn die Agentur kathpress. In manchen Ostkirchen taufen, verheiraten, beerdigen und predigen heute Diakoninnen, sagte der Kardinal. Die Leitung der Messe und die Abnahme der Beichte - die Priestern vorbehalten sind - stellen generell keine Aufgaben im Diakonenamt dar.

Historisches Vorbild: Diakonin Phöbe von Kenchreä


Lange galt das Diakonenamt als bloße Vorstufe zum Priesteramt, doch nach den Reformen des II. Vatikanischen Konzils können seit 1968 verheiratete Männer Ständige Diakone werden. Bereits früh in der Kirchgeschichte gab es erwiesenermaßen Diakoninnen. Im Römerbrief des Paulus ist von einer Diakonin die Rede. 1982 stellte Gerhard Lohfink in einem Aufsatz im Band „Die Frau im Urchristentum“ fest: „Um das Jahr 55 n. Chr. trägt in der korinthischen Hafenstadt Kenchreä eine Christin namens Phöbe, die schon vielen Glaubensgenossen geholfen hat und die von Paulus hochgeschätzt wird, die offizielle Bezeichnung Diakon. Dieser Titel erwächst aus der Stellung Phöbes in ihrer Ortskirche: Phöbe ist Diakon der Gemeinde von Kenchreä.“ Auch in einem im Jahr 111 verfassten Brief von Plinius dem Jüngeren ist von Diakoninnen die Rede, ebenso wie in der aus dem frühen 3. Jahrhundert stammenden Syrischen Kirchenordnung und in den Konzilsakten von Nicäa und Chalcedon.

Päpstliche Kommission erforscht die Geschichte des Frauendiakonats


Papst Franziskus setzte 2016 eine wissenschaftliche Kommission zur Untersuchung der Geschichte des Diakonats der Frau ein, vor allem in Hinblick auf die Frühzeit der Kirche. Sechs der zwölf Forscher in der päpstlichen Diakonatskommission sind Frauen. Die Forderung nach einem Frauendiakonat wird vor allem von Theologen und Frauen- und Jugendorganisationen vorgebracht. Im dritten Jahrtausend sei der Zugang von Frauen zu geweihten Ämtern nur zeitgemäß, argumentieren sie.

Laufender Reformprozess in Wien

Auf der Diözesanversammlung der Erzdiözese Wien berieten 1700 Delegierte über den laufenden Reformprozess.

(kap – hoe)

 

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01. Oktober 2018, 15:35