Buchtipp: Santa Maria dell´Anima. Alte Schönheit in neuem Licht
Christina Höfferer - Vatikanstadt
„Es war für mich, der ich Rom und seinen Stil nicht kannte, etwas durchaus Neues, den Lebensstil eines römischen Priesterkollegs kennenzulernen. Die Anima war zur Zeit des Konzils von einer gelassenen Heiterkeit geprägt, die zum Wesen des Katholischen gehört.“
Das schreibt Benedikt XVI. in seinem Geleitwort zum großen Anima-Buch. In der Anima wird gerne daran erinnert, dass Joseph Ratzinger während des Zweiten Vatikanischen Konzils im Priesterkolleg der Kirche gewohnt hat, und er sich der Kirche immer sehr verbunden fühlt.
Das prächtige Anima-Buch ist ihrem Rektor, Franz Xaver Brandmayr zu verdanken. Brandmayr hat die Anima einer beispiellosen baulichen Rundum-Erneuerung unterzogen. Als der in Wels in Oberösterreich geborene Brandmayr 2008 in Rom ankam, um sein Amt als Rektor der Anima anzutreten, fand er eine renovierungsbedürftige Kirche vor. Franz Xaver Brandmayr:
„Alles begann in der Sakristei. Da war zunächst das Deckenfresko zu befestigen, denn es drohte herunterzufallen. Bei dieser Gelegenheit erprobten unsere tüchtigen Restauratorinnen auch schon die Vergoldung des Stucks - nur um dann einen anderen Weg einzuschlagen. Aber jetzt war ich auf den Geschmack gekommen: Es musste doch möglich sein, zumindest die Sakristei zu restaurieren.“
Mittlerweile erstrahlt die Kirche in neuem Glanz. Dieser ist nun im neuen Anima-Buch in hervorragenden qualitätsvollen Abbildungen festgehalten. So ist es möglich, das umfangreiche Bildprogramm der Kirche genau und aus der Nähe zu studieren. Für die wunderbaren Fotos und die Gesamtherstellung des Bandes zeichnet der Schweizer Stephan Kölliker verantwortlich.
Eines der bemerkenswertesten Kunstwerke in Santa Maria dell´Anima ist das Grabmal für Papst Hadrian VI.. In Utrecht geboren, wurde er im Jahr 1523 zum Papst gewählt. Weil Hadrian aus den Niederlanden stammte, bezeichnete man ihn als deutschen Papst. Jedenfalls war er der letzte Nicht-Italiener auf dem Stuhl Petri vor Johannes Paul II..
Die Anima als Anlaufstelle für deutschsprachige in Rom weist auch zahlreiche interessante kulturelle Bezüge auf. Auch das erfährt man aus dem informativen neuen Buch.
„Als es den heute prominenten Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil in den frühen Siebzigerjahren mittellos nach Rom trieb, schlich er in Santa Maria Dell Anima zu einer kleinen Chororgel und intonierte Bach. „Hätten Sie Lust, in unseren Frühgottesdiensten werktags die Orgel zu spielen?“, sei er von einem geistlichen Herrn gefragt worden. Im Roman Die Erfindung des Lebens lesen wir auch Ortheils Antwort: „Wenn Sie wollen, kann ich schon morgen früh anfangen.“
Die Anima in Momentaufnahmen. So lautet der Titel des kulturhistorisch interessanten Beitrags von Hans Haider.
Der Bildband wurde in einer neuartigen Form gedruckt, weshalb die Fotos in besonderer Detailtreue wiedergegeben werden.
Der Journalist Martin Lohmann gerät in seinem Text ins Schwärmen über die besondere Faszination von Santa Maria dell´Anima:
„Kirchen gibt es wahrlich viele in Rom. Schöne, prächtige, große, kleine, einfache, alte, weniger alte, gepflegte, renovierungsbedürftige. Und doch stechen manche einfach nur hervor, fallen auf und regelrecht ins Herz. Beim Betreten der Santa Maria dell´Anima ist dies zweifellos der Fall. Sie besticht, verwandelt und erhebt.“
(vatican news)
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