Der Forscher Oren Ableman untersucht das Fragment einer Qumran-Schriftrolle Der Forscher Oren Ableman untersucht das Fragment einer Qumran-Schriftrolle 

Buchtipp: „Die abenteuerliche Geschichte der Bibel“

Eigentlich fehlt nur noch Indiana Jones: Die Story, wie Ausgräber und auch manche zwielichtigen Gestalten nach den ältesten Abschriften der Bibel jagen, hat etwas von einem Krimi.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Das führt das neue Themenheft von „Welt und Umwelt der Bibel“ des Katholischen Bibelwerks vor Augen. Wir stoßen da auf den Talmudgelehrten Solomon Schechter, der im 19. Jahrhundert im Abfallraum einer Synagoge in Kairo zwischen Tausenden von Einkaufslisten, Verträgen und Amuletten auch uralte Fragmente von Bibeltexten findet. Oder auf einen jungen Adeligen aus Leipzig, der ebenfalls im 19. Jahrhundert in der Wüste Sinai das älteste erhaltene Neue Testament entdeckt.

Das Evangelium in der Abfallgrube

Dass in die Geschichte des Codex von Aleppo – des wertvollsten jüdischen Codex überhaupt – auch der israelische Geheimdienst verwickelt ist und dass das bis dahin unbekannte „Thomasevangelium“ in der Abfallgrube einer griechisch-römischen Stadt, unter Resten von Sandalen und Küchenmüll, zum Vorschein gekommen ist, wundert den Leser da kaum noch. Ja wirklich, sie ist spannend, diese Geschichte der Bibel-Entdecker.

Zum Nachhören

Aber „Welt und Umwelt der Bibel“ zielt nicht nur auf das Sensationelle, sondern bietet auch die seriöse Vertiefung. Ausgesprochen kundige Artikel beschäftigen sich mit der griechischen Übersetzung der jüdischen Bibel im Ägypten des 3. Jahrhunderts v.Chr., mit der Vulgata, der Gotenbibel des Wulfila und mit der, oh Gott!, „Arisierung des Neuen Testaments“ zur Nazizeit.

Das Neue Testament: Ein Text, den es gar nicht gibt?

Auf gute Weise provokant ist der Titel eines Beitrags über das Neue Testament: „Ein Text, den es gar nicht gibt?“ – wer ein NT aufschlage, der finde dort „eine hypothetische Rekonstruktion des Bibeltextes“. Ebenso produktive Denkanstöße bietet ein Aufsatz, der die sehr unterschiedliche Weitergabe der jüdischen heiligen Schriften in Judentum und Christentum im Lauf der Jahrhunderte analysiert.

Wie immer bietet „Welt und Umwelt der Bibel“ zahlreiche spannende Wege, die direkt in die Heilige Schrift hineinführen und den Text ganz neu begehbar machen. Wer diese Zeitschrift einmal kennengelernt hat, will sie nicht mehr missen.

(vatican news)

Die abenteuerliche Geschichte der Bibel, in: Welt und Umwelt der Bibel, Katholisches Bibelwerk, Nr. 4/2018, ca. 11 Euro
 

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15. Dezember 2018, 08:41