Mitte Dezember 2018 auf dem Fichtelberg Mitte Dezember 2018 auf dem Fichtelberg 

Deutschland: Bistum Erfurt stellt Strafanzeige gegen Priester

Wegen des Verdachts mehrfachen sexuellen Missbrauchs eines Minderjährigen hat das Bistum Erfurt bei der Staatsanwaltschaft Mühlhausen Strafanzeige gegen einen seiner Priester erstattet.

Die Taten sollen sich zwischen 1962 und 1965 im heutigen Kyffhäuserkreis ereignet haben. Der Beschuldigte lebt seit vielen Jahren im Ruhestand und übt keine seelsorgliche Tätigkeit mehr aus, wie das Bistum am Mittwoch mitteilte.

Zusätzlich zur staatsanwaltlichen Untersuchung hat der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr nach Bekanntwerden der Vorwürfe ein kirchliches Verfahren eingeleitet und dem beschuldigten Priester untersagt, Kontakte zu Minderjährigen zu suchen oder zu pflegen. Außerdem darf er bis auf Weiteres keine Gottesdienste leiten oder Sakramente spenden. Der Beschuldigte bestreitet die Vorwürfe.

Keine Verdachtsfälle - aber eine Aktennotiz

Das mutmaßliche Opfer hatte sich bei einem der Beauftragten des Bistums Erfurt zur Meldung und Prüfung von Verdachtsfällen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger gemeldet. Bis dahin waren der jetzigen Bistumsleitung nach ihren eigenen Angaben keine Verdachtsfälle gegen den beschuldigten Priester bekannt. Auch in der Personalakte befand sich kein entsprechender Hinweis.

Außerhalb der Personalakte fand sich allerdings eine Aktennotiz des damaligen Personalverantwortlichen und späteren Weihbischofs Hans-Reinhard Koch aus dem Jahr 1989. Darin geht es um Vorwürfe, der Priester habe „homosexuelles Verhalten Jugendlichen gegenüber“ gezeigt. Damals blieb es bei Ermahnungen, wohl auch, weil der Beschuldigte die Taten bestritt.

Wanke: Habe einen Fehler gemacht

Der damals zuständige Bischof Joachim Wanke räumt ein, einen Fehler gemacht zu haben. „Ich wünschte mir, den Vorwürfen wäre damals genauso sorgfältig nachgegangen worden, wie es heute geschieht“, sagte er seinem Nachfolger, Bischof Ulrich Neymeyr. Dann hätte er, Wanke, vielleicht andere Konsequenzen ziehen müssen. „Das habe ich zu verantworten“, so der Altbischof.

Bischof Neymeyr will es nicht bei der Aufklärung dieses einzelnen Falls belassen. Im neuen Jahr wird er unabhängige Fachleute beauftragen, über die bereits gesichteten Personalakten hinaus sämtliche im Bischöflichen Ordinariat vorhandenen personenbezogenen Akten von Klerikern zu untersuchen, ob es Hinweise auf sexuellen Missbrauch Minderjähriger gibt. „Ich will Klarheit. Das schulden wir den Opfern sexuellen Missbrauchs“, so der Bischof.

Schon vor der Strafanzeige gegen den jetzt beschuldigten Priester hat das Bistum Erfurt grundsätzlich gegenüber der Thüringer Generalstaatsanwaltschaft schriftlich erklärt, bei Verdachtsfällen sexuellen Missbrauchs vollumfänglich zu kooperieren und sämtliche von der Staatsanwaltschaft angeforderte Akten herauszugeben. So werde es auch im aktuellen Fall geschehen.

(pm bistum erfurt – sk)
 

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19. Dezember 2018, 13:35