Heinrich Wilmer, Bischof von Hildesheim  Heinrich Wilmer, Bischof von Hildesheim  

Bischof Wilmer will klaren Kurs bei Aufarbeitung von Missbrauch

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer fordert einen „klaren Kurs“ bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. „Es geht um Gerechtigkeit, nicht um den Ruf der Kirche. Das wäre gewissermaßen nur ein Kollateralnutzen“, sagte Wilmer der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (Samstag).

Bei der christlichen Botschaft stehe „der Mensch im Mittelpunkt, nicht eine Institution“. Die Missbrauchsfälle erschütterten heute die Kirche weltweit „bis ins Mark“. Wilmer sagte: „Die Kirche ist eben nicht nur heilig, sie ist auch sündig, und sie bedarf der steten Umkehr.“ Auf die Frage, ob nicht auch der Zölibat schuld an den Verbrechen sei, sagte der Bischof, er sei zwar dafür, dass über den Zölibat diskutiert werde, denke aber nicht, „dass dies kausal zusammenhängt“. Die „Fehler im System“ lägen anderswo.

„Beim Missbrauch geht es um Macht. Wir brauchen eine Gewaltenteilung in der Kirche; Macht darf nicht absolut sein.“ Schon in den Priesterseminaren müssen genau hingeschaut werden, „wen sie aufnehmen und wie sie ausbilden“. Der Missbrauch sei nur deshalb so lange möglich gewesen, weil viele Menschen geschwiegen und weggesehen hätten. „Inzwischen ist der Pegel der Achtsamkeit gestiegen, und das ist gut so.“

Nicht konsequent genug gehandelt

Wilmer hatte kürzlich seinen Vorvorgänger Josef Homeyer (1983-2004) im Umgang mit Missbrauchsfällen kritisiert. In der Zeitung sagte er, dass er Homeyer nach wie vor für einen „großen Bischof“ halte. „Im Umgang mit mutmaßlichen Missbrauchstätern allerdings hat er nicht konsequent genug gehandelt. Das ist nicht hinnehmbar.“ Einige Menschen seien irritiert gewesen, weil er selbst Namen genannt und drastische Worte gewählt habe, so Wilmer. „Ich glaube aber, Bischof Josef hätte ebenso gehandelt, wenn er heute an meiner Stelle wäre.“ Man könne Fälle von sexualisierter Gewalt „nicht einfach abtun oder sagen, dass diese eben aus ihrer Zeit heraus beurteilt werden müssen“, betonte Wilmer.

„Was damals Unrecht war, ist auch heute Unrecht. Es geht um schwere Verbrechen, die oft unter den Teppich gekehrt wurden.“ Forderungen, die Gebeine von Bischof Heinrich Maria Janssen (1957-1982) aus der Bischofsgruft im Dom zu entfernen, erteilte Wilmer eine Absage: „Tote soll man ruhen lassen.“ Nötig sei aber ein „ganz neuer Umgang mit sexualisierter Gewalt“. Janssen wird sexueller Missbrauch vorgeworfen.

(kna - mg)

 

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22. Dezember 2018, 14:17