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Kardinal Christoph Schönborn Kardinal Christoph Schönborn 

Österreich: Orthodoxer Kirchenstreit ist „tragisch”

Kardinal Christoph Schönborn hat den orthodoxen Kirchenstreit rund um die Ukraine als „tragisch“ bezeichnet. Jedoch verstehe er auch die Gründe für die Auseinandersetzungen.

Schönborn betonte, er verstehe, dass es gemäß dem orthodoxen Kirchenverständnis bei der politischen Unabhängigkeit eines Staates auch eine eigenständige orthodoxe Landeskirche geben könne. Darauf habe die Ukraine einen Anspruch. Andererseits wisse er auch um die engen Verbindungen zwischen Russland und der Ukraine. Er kenne die große Bedeutung, die die Ukraine für die Russische orthodoxe Kirche habe und welch tiefe Wunde damit in diese Kirche gerissen werde.

„Ich habe bei dieser Nachricht geweint"

Die Entscheidung von Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel, der orthodoxen Kirche in der Ukraine die Autokephalie zu verleihen, sei kirchenrechtlich völlig in Ordnung, unterstrich Schönborn. Er gönne es der Ukraine, aber „empfinde es als tragisch, denn es reißt tiefe Wunden in die geschichtlichen Zusammenhänge zwischen der Ukraine und Russland.“ Schönborn gab zu, dass er „bei dieser Nachricht geweint habe."

Kiew als Geburtsort der russischen Orthodoxie

Die Ukraine sei der „Saatboden für das kirchliche Leben" der russischen Kirche, erinnerte der Kardinal. Sehr viele russisch-orthodoxe Pfarren würden sich in der Ukraine befinden, und auch viele bedeutende Bischöfe stammten aus der Ukraine. Kiew sei der Geburtsort der russischen Orthodoxie. Schönborn erklärte, „mit der Ukraine verliert die russisch-orthodoxe Kirche ein Kernland."

Kritik an Politik des Westens

Kritisch äußerte sich der Wiener Erzbischof zur Politik des Westens. Dieser habe die Ukraine zwar zur Unabhängigkeit ermutigt, zugleich aber nicht in gleicher Weise zur Bewahrung der Verbundenheit mit Russland gedrängt. Das westliche Konzept einer „Ukraine als Bollwerk gegen Russland" sei von Russland psychologisch und politisch als Aggression gedeutet worden. Aufgabe der Ukraine müsse es Schönborns Meinung nach vielmehr sein, als „Brücke zwischen Russland und dem Westen" zu fungieren.

Wie soll der Vatikan reagieren?

Auch für die Katholische Kirche sei die aktuelle Situation sehr schwierig, erläuterte Schönborn: „Wie soll der Vatikan mit der neuen autokephalen orthodoxen Kirche in der Ukraine umgehen? Wenn er sie anerkennt, kommt es zum Konflikt mit dem Moskauer Patriarchat. Tut er es nicht, gibt es einen Konflikt mit dem Ökumenischen Patriarchat." Der eigentlich innerorthodoxe Streit führe deshalb auch zu einer tiefen Wunde für die Ökumene, „die eigentlich vermeidbar gewesen wäre".

Konzil der neuen ukrainischen Landeskirche

Am 15. Dezember hat sich in Kiew auf einem Konzil eine neue ukrainische orthodoxe Landeskirche konstituiert. In der Kiewer Sophienkathedrale versammelten sich mehr als 100 Bischöfe, Priester und Laien, um die Kirchenverfassung zu beschließen und Metropolit Epiphanius zum Oberhaupt zu wählen. Dies wurde von der russisch-orthodoxen Kirche als mehr als kritisch gesehen.

(kap - hs)

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21. Dezember 2018, 14:16