Heimgerufen zu Gott: Robert Spaemann (+2018) Heimgerufen zu Gott: Robert Spaemann (+2018) 

Deutscher Philosoph Robert Spaemann mit 91 Jahren gestorben

Robert Spaemann, einer der führenden konservativen Philsophen im deutschsprachigen Raum, ist tot. Im Mittelpunkt seines Denkens stand ein christlicher Glaube, der sich der geistigen Auseinandersetzung mit der vernunftgeprägten Moderne nicht verschließen, aber Modeströmungen nicht unterwerfen solle.

 

Als Geisteswissenschaftler wurde er vielfach geehrt, bekannt auch als Papstfreund und Kritiker der Liturgiereform, vor allem aber bekennender Katholik, dessen Leben nun aufgehört hat, endlich zu sein. 

Der in Berlin geborene Philosoph zählte neben Jürgen Habermas und Peter Sloterdijk zu den bekanntesten deutschen Denkern der Gegenwart. Seine Werke sind in 14 Sprachen übersetzt. Mit Joseph Ratzinger verband Spaemann nicht nur das Geburtsjahr 1927, sondern auch gegenseitige Wertschätzung. Die Bezeichnung katholischer Philosoph wies Spaemann allerdings zurück - aus Prinzip. In der Philosophie zählt die Kraft des Arguments. An einer Grundintuition hielt er jedoch fest: „Wenn wir Gott wegnehmen (...), dann bricht das Denken zusammen“.

Lebenswirklichkeit vor Ideologie - schon in der NS-Zeit

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Dauerthemen waren für ihn das Recht des ungeborenen Menschen, Gentechnik und die Euthanasie. Hier zeigte er sich kompromisslos, weil für ihn der Mensch selbst auf dem Spiel stand. So zeigte er, dass „die Tötung auf Verlangen nur die Einstiegsdroge für die Enttabuisierung der Tötung ,lebensunwerten Lebens’” ist. Zu seiner Jugend während der NS-Zeit gehörte das Erleben, „wie man die Juden behandelte. Das war so widerlich, dass es keiner besonderen Leistung, keiner Anstrengung bedurfte, um sich davon abzuwenden“. Diese Aversion kostete ihn fast das Leben. Denn der Gymnasiast zeichnete eine Hitler-Karikatur an die Tafel und schrieb darunter: „Achtung! Totengräber Deutschlands!”; später entzog er sich dem Fahneneid auf Hitler. Zum Märtyrer sah er sich jedoch nicht berufen und sprach rückblickend auch von „Leichtsinn”. Dennoch zeigte sich schon damals jener „Widerspruchsgeist”, der ihn zeitlebens kennzeichnete.

Leben: Philosoph, Autor, Papstkritiker

 

Spaemann war ein Verfechter der Naturrechtslehre in der Ethik. In die politischen Debatten der Bundesrepublik mischte sich der einstige Linkskatholik Spaemann unter anderem mit seiner Kritik der Wiederbewaffnung und einer grundsätzlichen Ablehnung der Atomkraft ein. Von 1973 bis zu seiner Emeritierung 1992 lehrte der in Berlin geborene und in Köln Aufgewachsene in München. Als Hauptwerk des Experten für christliche Philosophie gilt das 1989 erschienene Buch „Glück und Wohlwollen”. Nach Studium und Promotion arbeitete Spaemann als Verlagslektor und lehrte später unter anderem in Stuttgart und Heidelberg. In seinen Arbeiten beschäftigte er sich mit politischen, ökologischen und kirchlichen Themen. Entschieden wandte er sich auch gegen atomare Aufrüstung und Umweltzerstörung. Auch nach seiner Emeritierung als Ordentlicher Professor in München im Jahr 1992 veröffentlichte er zahlreiche Bücher und Aufsätze.

Der bis zu seinem Tod in Stuttgart lebende Philosoph äußerte sich zuletzt immer wieder besorgt über Aussagen und den Kurs der Kirche unter Papst Franziskus. So kritisierte er Positionen des Papstschreibens „Amoris laetita” zur christlichen Ehe und zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Sie stünden „eindeutig” in Widerspruch zu den Worten Jesu und zur traditionellen Lehre der Kirche.

Gottesbeziehung ist das Wichtigste


Tief geprägt haben ihn das Elternhaus und der Glaube seiner Eltern, die zum Katholizismus konvertierten: Die Mutter eine Tänzerin, der Vater Heinrich ein Kunsthistoriker und Kulturredakteur der „Sozialistischen Monatshefte". Als die Mutter früh an Tuberkulose starb, ließ sich der Vater 1942 zum Priester weihen. „Wenn man tief überzeugt ist, dass die Gottesbeziehung im Leben das Wichtigste ist, dann erzeugt das eine gewisse Standfestigkeit", erinnerte sich Spaemann an die Zeit.

Gerade diese Standfestigkeit ließ ihn vor allem am Recht auf Leben festhalten. Beispielsweise wäre eine Legalisierung der Beihilfe zum Selbstmord für ihn eine Entsolidarisierung der Menschen gewesen, mit katastrophalen Folgen für die Psyche Pflegebedürftiger. Spaemann betonte, dass der Arzt gegenüber dem Patienten die Bejahung dessen Existenz repräsentiere: „Katastrophal ist schon der Gedanke, ich könne ihn überhaupt dazu bringen, dass er findet, ich solle nicht mehr sein.”

Jetzt ist Robert Spaemann nicht mehr – der bekennende Lebensrechtler für den es „kein gutes Töten“ gab, starb so, wie er es als Befürworter des unbedingten Menschenrechts auf Leben wollte: er schlief friedlich in seinem Haus ein.

(kna/vatican news - ck)

 

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11. Dezember 2018, 10:52