Theologin fordert Umdenken bei katholischer Sexualmoral
Papst Franziskus habe durch sein Lehrschreiben Amoris laetitia Anstöße gegeben und Freiräume geschaffen, sagte Thiel am Donnerstag in der Katholischen Akademie Freiburg. Diese gelte es nun schnell zu nutzen. Dabei gebe es erhebliche Spielräume für regionales Handeln, ohne immer gleich eine universalkirchliche Lösung anzustreben. Es gehe um eine heilsame Dezentralisierung, wie es Franziskus genannt habe. Anstatt auf universalistische Unnachgiebigkeit zu pochen, müssten beispielsweise die Selbstbestimmung und das Gewissen des Einzelnen viel stärker berücksichtigt werden, sagte die Straßburger Theologin.
Körper und Seele
Leitlinie christlicher Ethik müsse das Prinzip der Barmherzigkeit sein. Die Vergebung, die wir in der Liebe und im Glauben empfangen haben, befreie uns und führe uns so auf den Weg der Umkehr. Das Scheitern der bisherigen Sexualmoral der Kirche zeige sich in den Verbrechen des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche, so Thiel weiter. Denn die Taten von sexuellem Macht- und Gewissensmissbrauch seien gerade von denen begangen worden, die die Moral beispielhaft vorleben sollten. Die Missbrauchstäter zerstörten damit, so die Theologin, das gesamte Lehrgebäude der Sexual- und Familienethik.
(kna - hoe)
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