Besuch an der Synagoge in Rom: Archivbild mit Rabbi Di Segni 17.01.2016 Besuch an der Synagoge in Rom: Archivbild mit Rabbi Di Segni 17.01.2016 

D: „Katholiken wissen zu wenig über das Judentum“

Der katholische Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr wünscht sich mehr öffentliches Interesse am christlich-jüdischen Dialog: Es müsse bekannter werden, wie die katholische Kirche heute die Beziehungen zum Judentum gestaltete und wie viele Missverständnisse ausgeräumt worden seien.

Dies sagte der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für die religiösen Beziehungen zum Judentum am Montagabend in Erfurt. Im Hinblick auf die Kommunikation habe die Kirche noch einen weiten Weg vor sich: Die Annäherung und die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Christentum und Judentum der vergangenen Jahrzehnten seien fast ausschließlich von Experten wahrgenommen worden.

„Keine Judenmissionierung aus dem Christentum heraus“

Neymeyr verurteilte zugleich jede Form von Antisemitismus und Antijudaismus: „Wir wollen auch alles ausräumen, wo im Christentum noch Judenfeindschaft mitschwingt“. Eine der christlichen Wurzeln des Antisemitismus sei der Glaube, dass Gott den Bund mit Israel aufgekündigt und einen neuen Bund mit der Kirche geschlossen habe. Das sei aber nicht die lehramtliche Überzeugung der katholischen Kirche, betonte der Bischof. Der göttliche Bund mit Israel bestehe weiter weshalb es auch keine Judenmissionierung aus dem Christentum heraus geben könne.

Landesrabbiner gegen Karfreitags-Fürbitte 

Neymeyr äußerte den Wunsch nach einem noch intensiveren Austausch mit der jüdischen Gemeinschaft, der auch theologische Fragen mit einschließe. Dabei sei es wichtig, gerade auch den unterschiedlichen Ansichten Raum zu geben.

Auch Thüringens Landesrabbiner Alexander Nachama sprach von einem „beispiellosem Wandel“ in den christlich-jüdischen Beziehungen: „Nur im Dialog redet man miteinander und kann Missverständnisse ausräumen. Aber solch ein Dialog ist nur auf Augenhöhe möglich und nicht, wenn man den anderen Glauben teilweise als defizitär betrachtet“, sagte Nachama unter Verweis auf den Streit um die katholische Karfreitags-Fürbitte für die Juden. Diese hatte der damalige Papst Benedikt XVI. 2008 in der lateinischen Fassung ändern lassen und damit den Vorwurf auf sich gezogen, eine Judenmission zu billigen. Er hoffe, dass es im Christentum künftig solche Gebete nicht mehr geben werde, unterstrich Nachama.

(kna-ck)


 

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26. Februar 2019, 11:12